Ingolstadt
Integration in Rekordzeit

Neuzugang Björn Svensson zeigt beim kriselnden ERC Ingolstadt ein verheißungsvolles Debüt

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Die grünen Handschuhe seines Ex-Arbeitgebers Färjestad BK hat er inzwischen gegen blaue des ERC Ingolstadt getauscht: Björn Svensson (links) feierte am vergangenen Wochenende gegen die Grizzlys Wolfsburg um Sebastian Furchner sein DEL-Debüt. - Foto: Lüger

Ingolstadt (DK) Ohne ein einziges Training hat Neuzugang Björn Svensson am vergangenen Freitag sein Debüt für den ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gefeiert - und kaum Anpassungsprobleme gezeigt. Vom Potenzial seines neuen Klubs zeigt sich der Schwede trotz Krise überzeugt.

Svenssons Kabinennachbar heißt Petr Taticek und ist einer der besten Hobbygolfer im Team des ERC Ingolstadt. Das kann kein Zufall sein: "Ich bin begeisterter Golfer", erzählt der Schwede. "Mit Petr habe ich mich schon zu einem Duell verabredet." Anpassungsprobleme scheint der Neue nicht zu haben - im Gegenteil. "Meine Teamkollegen sind wirklich nett. Ich denke, dass sie mich auch mögen - oder sie spielen es mir zumindest gut vor", sagt Svensson und lacht.

Bei den Panthern will der 30-Jährige, der von Färjestad BK kam, den Spaß am Eishockey wiederfinden. "Meine Situation dort war nicht ideal. Als mein Berater mir vom Interesse der Ingolstädter berichtete, war ich sofort angetan", berichtet der Angreifer. "Bei Färjestad war er durch Nachverpflichtungen ein wenig ins zweite Glied gerückt", erklärt ERC-Trainer Tommy Samuelsson, der Svensson von einem Wechsel überzeugte.

Freitagfrüh flog Svensson nach München, fuhr weiter nach Ingolstadt, absolvierte die obligatorischen ärztlichen Untersuchungen und stand am Abend schon gegen die Grizzlys Wolfsburg (3:6) auf dem Eis - wo er direkt eine Torvorlage verbuchte. Samstags ging es dann nach Schwenningen, wo er am Sonntag gleich das zweite Spiel im neuen Trikot absolvierte (4:5 n.V.). "Es war ein verrücktes Wochenende", bilanziert der 30-Jährige, "aber ich bin dankbar, dass alles geklappt hat."

Den größten Erfolg seines neuen Klubs hat Svensson sogar in Schweden mitbekommen. "Ich wusste, dass der ERC vor einigen Jahren Deutscher Meister war. Da hatten sie schwedische Trainer, darüber wurde in den Medien regelmäßig berichtet. Aber mehr weiß ich ehrlich gesagt nicht über Ingolstadt."

Was die Panther von ihm erwarten, weiß Svensson dagegen genau: "Ich versuche, schnell zu spielen und dem Team damit sowohl in der Offensive als auch in der Defensive zu helfen. Meine Stärke liegt im Bereich vor dem Tor, wo ich viel arbeite und auf Abpraller lauere." Fast alle seiner 14 Treffer für die Malmö Redhawks in der Saison 2015/16 habe er auf diese Weise erzielt, bekräftigt Samuelsson: "Er ist ein guter Schlittschuhläufer und vor dem Tor sehr gefährlich."

Gegen Schwenningen hätte es beinahe geklappt mit dem Premierentreffer für die Panther, aber Svenssons Volleyabnahme zum vermeintlichen 4:4-Ausgleich zählte wegen hohen Stocks nicht. "Björn ist gut ausgebildet und hat lange in den schwedischen Ligen gespielt. Nun will er sich hier in der DEL beweisen", sagt Samuelsson.

Schon im Sommer 2011 wäre Svensson beinahe in Deutschland gelandet, doch die Eisbären Berlin verlängerten seinen Probevertrag nach der Vorbereitung nicht. Darüber reden will der Schwede, dessen fünf Jahre jüngerer Bruder Magnus Pääjärvi Svensson ("Pääjärvi heißt unsere Mutter. Der Doppelname passt aber nicht aufs Trikot") bei den St. Louis Blues in der nordamerikanischen Profiliga NHL unter Vertrag steht, heute nicht mehr. Lieber blickt er nach vorne: "Das ist eine große Chance für mich", erzählt der Linksschütze, der sich von der sportlichen Krise der Panther nicht beeindrucken lässt. "Das Team will mehr erreichen als den aktuellen Tabellenplatz. Es ist Qualität in der Mannschaft, und die Fans sind toll. Mein erster Eindruck ist echt positiv."

Auch der vom Niveau der DEL im Vergleich zur schwedischen SHL: "Ich glaube, dass die schwedische Liga in Deutschland ein bisschen überschätzt wird. Die deutsche Liga ist besser, als viele denken. Die Deutschen sollten stolz darauf sein." Einen Eindruck von der Stärke der DEL gewann Svensson vor zwei Jahren: Mit Malmö nahm er an einem Saisonvorbereitungsturnier der Kölner Haie teil - dem nächsten Gegner des ERC am Freitag (19.30 Uhr, Lanxess-Arena). "Köln ist stark. Sie haben ein paar Schweden im Team, die ich alle vom Namen her kenne", sagt Svensson, der gemeinsam mit Haie-Angreifer Johannes Salmonsson die U 20-WM 2005 bestritt. Das kommende Wochenende hält für die Panther außerdem noch ein Duell mit den Iserlohn Roosters bereit (19 Uhr, Eissporthalle am Seilersee) - es gibt angenehmere Aufgaben. Svensson sagt lächelnd: "Mit den Jungs auf einem Auswärtstrip zu sein - es gibt doch nichts Besseres."