Ingolstadt
Früher Checks – heute Massagen

Der ehemalige ERC-Profi Stephan Retzer wird neuer Physiotherapeut bei den Ingolstädtern

09.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:55 Uhr

„Welches Massageöl muss ich nehmen“, scheint sich Stephan Retzer zu fragen. Der 36-Jährige wird neuer Physiotherapeut beim ERC Ingolstadt und ist für jeden Spaß zu haben - Foto: Schultz

Ingolstadt (DK) Bandagen, Tapes, Medikamente – alles liegt wild verstreut in einem kleinen Kämmerchen in den Katakomben der Saturn-Arena. Die einzig freien Plätze sind die beiden Massagebänke. Einer behält aber dennoch den Überblick – Stephan Retzer.

Der ehemalige Eishockeyprofi ist der neue Physiotherapeut beim ERC Ingolstadt und räumt gerade sein neues Arbeitszimmer ein. „Jetzt bin ich im Pantherkäfig gefangen“, sagt der 36-Jährige und lacht.

Retzer hat bereits mit 23 Jahren in Landshut seine Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht. Danach konzentrierte er sich auf die Karriere auf dem Eis. Der gebürtige Deggendorfer absolvierte insgesamt 715 Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), für die Panther spielte er von 2010 bis 2012 (115 Spiele). Nach seinem Karriereende im vergangenen Jahr arbeitete er in einer Ingolstädter Physiotherapiepraxis – um nun einen neuen Schritt zu wagen.

„Ich freue mich auf die neue Aufgabe und werde alles dafür tun, damit die Jungs fit sind und es ihnen gut geht“, sagt er. Dass er nur zuschauen kann, wenn seine ehemaligen Mitspieler wenige Meter weiter aufs Eis gehen, stört ihn nicht. In den Fingerspitzen kribbelt es nur noch, wenn er die Waden der Profis massiert. „Die Zeit ist vorbei“, stellt der Niederbayer fest und freut sich, das Vertrauen vom ERC Ingolstadt bekommen zu haben. Den ersten Kontakt gab es bereits vor einigen Monaten, als Retzer die deutschen Nationalspieler im Vorfeld der Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden betreute und einen Anruf von Ingolstadts Sportdirektor Jim Boni erhielt. Nach kurzer Rücksprache mit seiner Frau Cindy stand die Entscheidung Retzers fest. „Eishockey ist meine Leidenschaft und mit den Jungs zu arbeiten macht mir Spaß – auch wenn ich wohl 25 Pflegefälle haben werde“, scherzt er. Welcher Spieler im Kader der Ingolstädter besonders wehleidig ist, will der sympathische Niederbayer nicht verraten. Nur so viel: „Zwei, drei Kandidaten gibt’s schon. Die bekommen dann eben eine Sonderbehandlung.“ Als ehemaliger Profi kennt sich Retzer aus. „Ich weiß, wie schmerzhaft manche Verletzungen sein können, das kann man nicht lernen“, sagt er.

Idealerweise bleibt Retzer in der kommenden Saison aber weitestgehend beschäftigungslos, wenn größere Verletzungen bei den Profis ausbleiben. Der Mannschaft um den neuen Trainer Niklas Sundblad – beide kennen sich bereits von der WM-Vorbereitung – traut er jedenfalls einiges zu. „Das große Plus in dieser Saison ist, dass wir kaum Veränderungen im Kader haben.“

Den ersten offiziellen Arbeitstag hat Retzer Ende Juli, wenn die Mannschaft in Ingolstadt zum ersten Mal zusammenkommt. Bis dahin sind die Bandagen auch wieder sicher im Schrank verstaut und die Massagebänke für die erschöpften Spieler frei.