Ingolstadt
"Es wird Zeit"

ERC-Trainer Doug Shedden wartet noch auf ersten Sieg gegen Straubing - heute hat er die nächste Chance

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:26 Uhr
Fordert eine Führungsrolle von seinen Leistungsträgern: ERC-Trainer Doug Shedden nimmt die Importspieler um den bislang enttäuschenden Patrick Cannone (hinten) in die Pflicht. −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) 9 Spiele in 20 Tagen warten auf den ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Die Panther gehen nach der 2:7-Klatsche in Mannheim angeschlagen in den weihnachtlichen Spielemarathon - und zum Auftakt wartet heute (19.30 Uhr, Saturn-Arena) auch noch Angstgegner Straubing. Trainer Doug Shedden nimmt seine Schlüsselspieler in die Pflicht - und fordert den ersten Sieg gegen die Tigers seit Januar 2017.

Auf der Suche nach den positiven Dingen wurde Shedden am Sonntag nur im Privaten fündig. "Ich werde morgen zum ersten Mal Großvater", verkündete der Trainer der Panther in den Katakomben der Mannheimer Arena, in der seine Mannschaft zuvor eine deftige 2:7 (0:1, 2:3, 0:3)-Abreibung von den Adlern bekommen hatte. Nur im Auftaktdrittel konnte Ingolstadt einigermaßen mithalten - dann zog der Tabellenführer, der unter anderem auf die verletzten Olympia-Silbermedaillengewinner Marcel Goc und Matthias Plachta verzichten musste, mit zwei Doppelpacks zu Beginn des Mittel- und Schlussdrittels uneinholbar davon.

Entsprechend hart ging Shedden mit den ERC-Profis ins Gericht. "Wir hatten uns in Mannheim etwas ausgerechnet, gerade weil sie ein paar Verletzungsprobleme haben. Ich bin von vielen Spielern sehr enttäuscht", sagte der 57-Jährige, der nur über die Tore David Elsners und Thomas Greilingers jubeln durfte. Vor dem Mannheim-Spiel hatte der ERC viermal in Folge gewonnen, dabei allerdings stets jede Menge Glück gehabt - nicht nur bei den drei Erfolgen nach Verlängerung oder Penaltyschießen. Am Sonntag war die Strähne vorüber: "Alle unsere Importspieler haben zu wenig gezeigt", kritisierte Shedden.

In der Tat: Mit Ausnahme von Topscorer Mike Collins, dem offensivstarken Verteidiger Maury Edwards und Neuzugang Brandon Mashinter, der sich noch in der Eingewöhnungsphase befindet und daher von der Bewertung ausgenommen ist, überzeugt derzeit keiner der neun Ausländer im Panther-Trikot. Ville Koistinen glänzt nur als Stürmer. Jerry D'Amigo hat seit zehn Spielen nicht mehr getroffen. Ryan Garbutt fällt vor allem mit Undiszipliniertheiten auf. Brett Olson spielt bemüht, aber glücklos. Tyler Kelleher ist die Leichtigkeit abhandengekommen, was ihn sichtlich frustriert. Und der eigentliche Nummer-eins-Center Patrick Cannone hat bislang ganze drei Treffer zustandegebracht und kann sich auch läuferisch nicht recht behaupten.

"Drei Treffer", schnaubte Shedden in Mannheim und breitete etwas ratlos die Arme aus. "Das ist einfach viel zu wenig und am Ende auch eine Qualitätsfrage. Wir brauchen mehr Tore und Vorlagen von unseren Top-Stürmern." Der dreimalige NHL-Spieler Cannone, der beim ERC als Assistenzkapitän fungiert, zeigt sich einsichtig: "Ich denke, dass Doug recht hat. Wir alle haben nicht unser bestes Spiel gemacht", sagt der US-Amerikaner. "Schnelle Gegentore zu Drittelbeginn sind demoralisierend. Wir müssen zusehen, dass wir bereit sind, wenn der Puck fällt. Wir brauchen jeden in Top-Form. Wenn wir das schaffen, sind wir schwer zu schlagen."

Natürlich wolle er selbst gerne häufiger treffen, räumt Cannone ein. "Es war eine harte erste Saisonhälfte für mich persönlich, aber ich habe schon das Gefühl, dass ich der Mannschaft helfe. Vielleicht muss ich mein Spiel ein bisschen vereinfachen, dann wird das schon", ist der 32-jährige Europa-Neuling optimistisch. Dem anstehenden Spielemarathon über Weihnachten mit 9 Partien in 20 Tagen blickt Cannone mit Vorfreude entgegen: "Ich mag das, diesen Rhythmus bin ich gewöhnt. Wenn man ein paar Spiele hintereinander gewinnt, kann man in der Tabelle schnell klettern", sagt der Mittelstürmer.

Zum Auftakt droht dem ERC allerdings der Sturz aus den direkten Play-off-Rängen, denn mit den Straubing Tigers kommt nicht nur ein Verfolger, sondern auch der Angstgegner der Panther in die Saturn-Arena. Die ersten beiden Saisonduelle gewannen die Tigers in eigener Halle mit 4:2 und 7:2, und auch in der Vorsaison gingen alle vier Aufeinandertreffen an die Niederbayern. "Wir haben zuletzt gefühlt 100-mal gegen Straubing verloren", ärgert sich Shedden, der seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr gegen die Tigers als einziges DEL-Team noch nie gewinnen konnte.

Verteidiger Fabio Wagner spricht von einem "Charakterspiel um Platz sechs", während Cannone fordert, von Beginn an wach zu sein. "Sie legen immer los wie die Feuerwehr. In unserer Arena müssen wir den Spieß umdrehen." Shedden will nach seinem ersten Enkelkind nun den ersten Sieg gegen Straubing: "Es wird verdammt noch mal Zeit!"
 

Alexander Petri