Ingolstadt
"Ein paar Leute werden sicher pfeifen"

Ex-Panther Brandon Buck kehrt mit den Ice Tigers erstmals seit seinem Abgang im Dezember 2017 in die Saturn-Arena zurück

31.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:20 Uhr
Unter Druck: Brandon Buck und die Nürnberg Ice Tigers sind nach bislang schwacher Saison in Ingolstadt gefordert. −Foto: Traub

Ingolstadt/Nürnberg (DK) So viel Drama hält keine Ehe aus: Die Liebe zwischen Brandon Buck und dem ERC Ingolstadt begann stürmisch, man schwor sich gegenseitige Treue - doch nach einem Flirt mit der russischen KHL bekam die Beziehung erste Risse und endete im Dezember 2017 schließlich mit einer hässlichen Scheidung.

Nach dreieinhalb turbulenten Jahren als Panther schloss sich der Kanadier dem Schweizer Klub HC Davos an. Nun kehrt der 30-jährige Stürmer, der in 183 Partien für den ERC 186 Scorerpunkte sammelte, mit den Nürnberg Ice Tigers zurück an die alte Wirkungsstätte.

Herr Buck, wie gefällt es Ihnen in Nürnberg?

Brandon Buck: Es war eine große Umstellung für mich und meine Familie. Nürnberg ist ja doch ein bisschen größer als Ingolstadt - oder Karlskron, wo wir gewohnt haben (lacht). Da war nicht so viel los. Jetzt leben wir mitten in der Stadt. Aber wir genießen es.

Die vergangene Saison war für Sie eine äußerst schwierige. Bis Dezember spielten Sie für den ERC, dann für Davos und schließlich für die Vienna Capitals in Österreich. Wie haben Sie das Jahr erlebt?

Buck: Das war wirklich hart. Ingolstadt und meine Teamkollegen nach einigen erfolgreichen Jahren zu verlassen, tat weh. Wir sind direkt vor dem Spengler-Cup in Davos angekommen. Der Start war gut, aber dann kamen ein paar Profis aus ihren Verletzungspausen zurück, und ich habe auch nicht besonders gespielt. In der Olympiapause teilte mir der Sportdirektor mit, dass er mir keine Einsatzgarantie in den Play-offs geben könne. Ich wollte aber unbedingt spielen und bin dann nach Wien gewechselt.

In Nürnberg läuft es für Sie persönlich mit bislang acht Treffern gut, doch die Ice Tigers liegen weit hinter den Erwartungen zurück. Was ist schiefgelaufen?

Buck: Ich will nicht nach Ausreden suchen. Jeder Einzelne, ich eingeschlossen, muss besser spielen. Aber wir hatten mit der Champions Hockey League eine hohe Belastung, einen Trainerwechsel und wirklich außergewöhnlich viele Verletzte. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine fantastische Mannschaft zusammen haben, in der es auch menschlich passt. Wir müssen uns einfach zusammenraufen nach diesem furchtbaren Saisonstart. So einfach ist das.

Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist nach Aussagen vieler Nürnberger Profis gut. Vielleicht sogar zu gut?

Buck: Wir sind kein Team, das nach einer Niederlage total am Boden zerstört ist, das stimmt. So kommt man meiner Meinung nach auch nicht aus der Krise. Unsere Mannschaft ist die erfahrenste, in der ich je gespielt habe. Wir haben einige Jungs in der Kabine, die sich viele Jahre erfolgreich in der NHL behauptet haben und nicht nur auf eine Tasse Tee da waren. Die haben solche Situationen schon mehrfach durchlebt und wissen, wie man da wieder rauskommt. Wenn sich alle nur anschweigen, ist das auch nicht gut. Was aber nicht heißt, dass uns das alles egal ist.

Was hat der Trainerwechsel von Kevin Gaudet zu Martin Jiranek bewirkt? Was ist anders?

Buck: Unter Martin spielen wir wieder so ähnlich wie Nürnberg in den vergangenen Jahren gespielt hat, sehr aggressiv. Ich will nicht sagen, dass sich die Mannschaft mit Kevins System nicht wohlgefühlt hat, aber die Umstellung war für viele sicher schwierig. Jetzt ist der Mannschaft das System wieder ein bisschen vertrauter.

Am Freitag kehren Sie zum ersten Mal seit Ihrem Abgang beim ERC in die Saturn-Arena zurück. Welche Reaktion der Fans erwarten Sie, wenn Ihr Name bei der Mannschaftsaufstellung fällt?

Buck: Ich erwarte nicht, dass es großartig wird. Leider hat es rund um meinen Wechsel viele Irritationen gegeben. Ich will nicht darauf rumreiten, aber da sind viele Unwahrheiten verbreitet worden. Zum Beispiel die Geschichte, dass ich angeblich nicht mit dem Team im Bus zum Auswärtsspiel nach Iserlohn fahren wollte. Das stimmt nicht. Ich hatte trainiert und war abfahrbereit, als mich Larry (ERC-Sportdirektor Mitchell, d. Red. ) in sein Büro gerufen hat und meinte, dass ich aufgrund des sich anbahnenden Wechsels nach Davos besser in Ingolstadt bleibe. Ich habe zu der Zeit nicht gut gespielt, und Wechsel gehören zum Eishockey dazu. Zurück zu Freitag: Es wird bestimmt emotional. Ein paar Leute werden sicher buhen oder pfeifen, das ist ihr gutes Recht. Aber ich habe bei Weitem mehr gute Erinnerungen an Ingolstadt als schlechte. Ich wurde immer respektvoll behandelt, und niemand kann bestreiten, dass ich die Stadt und den Verein geliebt habe. Meine Erinnerungen an Ingolstadt werden immer fantastisch sein. Jetzt bin ich froh, hier in Nürnberg zu sein und ein neues Kapitel zu schreiben.

Besteht noch Kontakt zu dem einen oder anderen ERC-Profi?

Buck: Ja. Wir waren seit dem Sommer bestimmt vier- oder fünfmal in Ingolstadt, erst vergangene Woche noch. Meine Frau ist Fotografin, sie hat für einige Jungs Familienfotos gemacht. Meine beiden Mädchen haben sich zum Beispiel immer super mit Dustin Friesens Kindern verstanden und spielen noch heute gern zusammen. Auch die Frauen mögen sich. Wir verstehen uns auch mit unseren ehemaligen Vermietern in Karlskron noch gut. Wir haben Glück, dass wir in Nürnberg nicht so weit weg sind, denn mit dem Wechsel sind ja nicht alle Kontakte gekappt.

Sind Sie beeindruckt von der bislang starken Saison der Panther?

Buck: Absolut. Trainer Doug Shedden lässt einen Stil spielen, der den Gegner "mitten im Gesicht" trifft. Ich weiß von Leuten wie Patrick McNeill und John Laliberte (Ex-Panther, d. Red. ), dass es unter Doug richtig Spaß macht. Ich freue mich für meine Ingolstädter Freunde, dass es dort so gut läuft. Aber am Freitag brauchen wir die Punkte dringender.

Das Gespräch führte Alexander Petri.