Ingolstadt
Der kanadische Bayer

Ex-Profi Neville Rautert ist bei den Panthern das Bindeglied zwischen Mannschaft und Geschäftsstelle

19.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Der eine kümmert sich ums Sportliche, der andere um den Rest: Cheftrainer Larry Huras (links) und Sportmarketing-Manager Neville Rautert stehen in ständigem Austausch. - Foto: Bösl −Foto: Foto:

Ingolstadt (DK) Wie sehr Ingolstadt zu seiner Heimat geworden ist, merkt man, wenn Neville Rautert spricht. In sein hervorragendes Deutsch mit amerikanischem Akzent mischen sich immer wieder ein paar bayerische Worte. „Mei“, sagt der 32-Jährige, „wie gsagt“ oder „guad“. „Ingolstadt hat mir schon immer gut gefallen, im Sommer war ich immer hier“, sagt der ehemalige Eishockey-Profi aus dem kanadischen Winnipeg, der mit der Ingolstädterin Veronika verheiratet ist. Söhnchen Leander komplettiert die Familie.

Dabei sprach Rautert kaum ein Wort Deutsch, als er mit 18 Jahren nach Schweinfurt kam, um Eishockey in der Heimatstadt seines Vaters zu spielen. Doch er lernte schnell: „Ich habe in einer Familie gewohnt, das hat es einfacher gemacht. Am Anfang haben sie Deutsch gesprochen und ich habe auf Englisch geantwortet“, erinnert sich Rautert. 2001 holte ihn Trainer Jim Boni nach Ingolstadt, wo er drei Jahre für den ERC in der Zweiten Liga und der DEL auflief. „Jim hat auf mich aufgepasst“, erzählt Rautert.

Nach Stationen in Frankfurt, Freiburg, Straubing und München sowie nach zwei schweren Gehirnerschütterungen musste Rautert schon im Alter von 28 Jahren seine erste Karriere beenden. An der zweiten hatte der Münchner Manager Christian Winkler großen Anteil: „Er hat mir die Chance gegeben, Erfahrungen in der Organisation der Geschäftsstelle zu sammeln“, berichtet Rautert. Nebenbei begann er ein Management-Fernstudium.

Im März 2014 schließlich kehrte er als Bindeglied zwischen Mannschaft und Geschäftsstelle in Teilzeit zu den Panthern zurück. „Ich war ein bisschen nervös, wie ich angenommen werde. Aber viele alte Fans haben mich bei meiner Rückkehr nett begrüßt“, erzählt er. Die Meisterschaft nur wenige Wochen später krönte Rauterts Einstand: „Ich will nicht sagen, dass wir wegen mir den Titel gewonnen haben, aber. . .“, scherzt er.

Die Abstimmung der Trainingszeiten, die Organisation der Auswärtsreisen und Hotelbuchungen gehören ebenso zu Rauterts Aufgaben wie Hilfe bei Behördengängen, bei Visaproblemen, in Versicherungsfragen oder bei der Vermittlung von Wohnungen. „Ich schaue, dass die Spieler sich aufs Eishockey konzentrieren können und keine Ausreden haben“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Auch Eishockey-Profis seien Menschen mit Familien, die diese Betreuung zu schätzen wüssten. „Die Jungs müssen zufrieden sein, dann zahlen sie das zurück“, ist Rautert überzeugt.

In der Geschäftsstelle der Panther teilt er sich ein Büro mit Sportdirektor Jiri Ehrenberger. „Mein Ziel ist es, irgendwann auch Manager einer Mannschaft zu sein. Aber ich muss noch viel lernen“, sagt Rautert. Auf dessen Kompetenz baut Ehrenberger bei einer Spielerbewertung aber schon jetzt: „Ich tausche mich mit Jiri schon aus. Ich kenne viele Agenten und Spieler. Vor allem ist es wichtig, dass es menschlich passt“, sagt er. Rauterts Vertrag endet im August, doch der 32-Jährige würde gerne bleiben. Ingolstadt ist schließlich seine Heimat geworden.