Ingolstadt
Der Name ist Programm

Neuzugang Patrick Cannone will beim ERC Ingolstadt viele Tore schießen

08.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:21 Uhr
Drei Tage nach der Ankunft in Ingolstadt durfte Patrick Cannone, Neuzugang des ERC Ingolstadt, beim obligatorischen Fitnesscheck ordentlich schwitzen. Mit seinen Stärken in der Offensive fühlt sich der Mittelstürmer in einer schnellen Ingolstädter Mannschaft gut aufgehoben. −Foto: Foto: Missy

Ingolstadt (DK) Er gilt als "Königstransfer" beim ERC Ingolstadt: Patrick Cannone. Seit Sonntag ist der US-Amerikaner in Ingolstadt, gestern absolvierte er den obligatorischen Fitnesstest. Bei den Panthern will er sich ganz in den Dienst der Mannschaft stellen.

Als Cannone das Zimmer betritt, dröhnt der ACDC-Klassiker Highway to Hell aus den Boxen. Der Laktattest steht an, und spätestens als der neue Mittelstürmer des ERC Ingolstadt den verschwitzten Jerry D'Amigo, ebenfalls Neuzugang bei den Panthern, auf dem Ergometer leiden sieht, wird klar, dass die musikalische Untermalung passender kaum sein könnte.

Im Rehazentrum "Passauer Wolf" startet der US-Amerikaner bei 50 Watt, alle drei Minuten wird die Intensität um 50 Watt gesteigert - Physiotherapeut Stephan Retzer ermittelt so den Punkt, an dem die Sportler die Belastung nicht mehr mit Sauerstoff kompensieren können. "Ich liebe Fitnesstests", sagt Cannone sarkastisch, ehe für weitere Sätze keine Luft mehr bleibt.

Die körperliche Maximalbelastung ist durchaus gewollt, sieht man dem Neuzugang aber auch an. Cannone - aufgewachsen im Bundesstaat New York, 93 Kilogramm schwer und mit Eishockey-typischer Zahnlücke neben den Schneidezähnen - hat sich wie jeden Sommer auf die anstehende Saison vorbereitet. Zuletzt spielte Cannone bei Iowa Wild in der zweitklassigen American Hockey League (AHL). Beim ERC soll er die erste Reihe als Mittelstürmer anführen. Der Rechtsschütze, seit heute 32 Jahre alt, will ein variabler Offensivspieler sein. "Ich bin mir auch für die Defensive nicht zu schade", sagt er, "wenn es nötig ist, weiche ich auch auf die Flügel aus." Mit seinen 1,80 Metern ist Cannone kein Hüne auf dem Eis - doch damit befindet er sich in guter Gesellschaft.

Denn die Ingolstädter setzen in der neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf einen körperlich kleinen, dafür aber schnellen Kader. "In dieser Liga sind die Spieler allgemein schnell auf den Kufen, es ist hier vielleicht weniger körperlich als in der AHL", sagt Cannone. "Das wird gut für mich sein, mit solch talentierten Spieler zu spielen. Hoffentlich helfe ich ihnen und sie mir." Persönliche Ziele habe er sich zwar noch nicht gesteckt, aber besonders im Powerplay wolle er seine Stärken einbringen.

Dass der Weg ihn nach Europa führte, kristallisierte sich relativ spät heraus. "Ich wusste, dass die DEL eine gute Liga auf hohem Niveau ist", sagt er. "Ich will in einem Team sein, dass jedes Jahr um den Titel mitspielt." Bei seinem Entschluss half auch sein Kumpel Tim Stapleton mit, der vergangene Saison kurz beim ERC spielte. "Ich habe mir ein bisschen Feedback eingeholt", erzählt der 32-Jährige. "Es war alles positiv, das hat die Entscheidung leichter gemacht."

In seinem privaten Umfeld sorgte der Wechsel nach Europa dagegen zunächst für Irritationen. Von einigen Freunden hätte er zunächst komische Blicke der Kategorie "Warum gehst du dort hin?" kassiert. "Ich habe es ihnen erklärt und jetzt freuen sie sich für mich." Schließlich dürfe er jetzt die kommenden acht Monate ein fremdes und zugleich schönes Land erkunden. Denn so lange geht sein Vertrag (mindestens).

Was danach kommt, "wird die Zeit zeigen", sagt Cannone. Jetzt gilt es erst einmal, anzukommen. In der Stadt - mit seiner Frau erkundete er schon die Altstadt - und in der Mannschaft. "Jerry ist ein Kerl, mit dem man abhängen kann", sagt Cannone über D'Amigo. Der sitzt daneben und lacht. In der AHL spielten die beiden gegeneinander. "Ich würde sagen, es ist besser mit als gegen Patrick zu spielen", sagt D'Amigo. "Wenn man mal gegen gute Spieler gespielt hat, will man auch mit ihnen spielen."

Auf dem Ergometer haben es beide in den 350-Watt-Bereich geschafft. "Ich habe im Sommer viel auf und neben dem Eis trainiert", sagt Cannone, "und ansonsten so oft wie möglich Golf gespielt." Richtig gut sei er zwar nicht, dafür aber mit Leidenschaft dabei. Eine ruhige Ausgleichsbeschäftigung. Davon abgesehen stehen beim neuen ERC-Stürmer alle Zeichen auf Attacke. Dafür spricht nicht nur sein klangvoller Nachname, sondern auch sein Instagram-Account. Der trägt nämlich den Namen pistolpat20. "Wegen Pistol Peet aus dem Film ,Trauzeuge gesucht'", erklärt Cannone. "Das ist seit dem College hängen geblieben." Nicht nur der Spitzname weckt Hoffnungen, dass der ERC eine neue Waffe hat.

Christian Missy