Ingolstadt
"Das wird noch mal heiß"

ERC-Torhüter Reimer glaubt an spannenden Kampf um direkte Play-off-Plätze

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:47 Uhr
Starker Rückhalt: Torhüter Jochen Reimer glänzte gegen die Kölner Haie mit einer Fangquote von 97,2 Prozent. −Foto: Traub

Ingolstadt - Köln hadert, Ingolstadt hofft: Mit dem 2:1-Sieg gegen die Haie, der 16. Niederlage der Rheinländer in Folge, hat der ERC den Rückstand auf die Top Sechs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf drei Punkte verkürzt.

Freitagabend (19.30 Uhr/Magenta Sport) wird der Kampf um die direkten Play-off-Plätze fortgesetzt - bei Spitzenreiter EHC München.

Mike Stewart saß konsterniert hinter dem Pult der Pressekonferenz und machte es kurz - und möglichst schmerzlos. "Die Jungs haben sich bemüht, waren engagiert, Chancen waren da, Einsatz war zu sehen, aber letztlich reicht es nicht. Es reicht einfach nicht", meinte der Trainer der Kölner Haie nach der 1:2-Niederlage gegen den ERC. Dabei hatten es die Rheinländer den Panthern schwergemacht und standen über weite Strecken der Partie mit einem Mann mehr auf dem Eis.

Doch, da waren sich alle einig, die Überzahl- und Unterzahlteams des ERC hatten am Mittwochabend den Unterschied ausgemacht. Zwei Tore durch Brandon Mashinter (22.) und Maury Edwards (51.) im Powerplay, nur 13 zugelassene Schüsse in sieben Unterzahlsituationen, und Torhüter Jochen Reimer als starker Rückhalt - das reichte, um erstmals seit dem 12. Januar wieder einmal drei Punkte zu holen und den Rückstand auf die direkten Play-off-Plätze auf drei Zähler schmelzen zu lassen.

"Unser Unterzahlteam hat das stark gemacht, die Spieler haben viele Schüsse geblockt, und Jochen Reimer hat fantastisch gehalten", lobte ERC-Coach Doug Shedden. "Er haut sich rein, er war richtig gut." Das bezeugt auch Reimers Fangquote von 97,2 Prozent im Duell gegen Köln. Dennoch stehen die Zeichen beim "Joker" am Ende dieser Saison auf Abschied. Er habe sich bereits mit der Vereinsführung über eine Vertragsverlängerung unterhalten, auch mit anderen Klubs habe es Gespräche gegeben. "Es passt alles außen rum. Aber bis jetzt sind wir uns da noch  nicht so wirklich einig", meinte Reimer, der mit der Düsseldorfer EG in Verbindung gebracht wird, über Verhandlungen mit dem ERC.

Doch nicht nur Reimer, die gesamte Defensive des ERC sammelte gegen Köln Pluspunkte. Auch wenn die ERC-Fans bis zum Ende zittern mussten, war der Sieg gegen die Haie Balsam für die geschundene Panther-Seele nach zuletzt im Schnitt vier Gegentoren pro Spiel und der bitteren 6:7-Niederlage gegen die Straubing Tigers. "Das war extrem wichtig fürs Selbstvertrauen, die Stimmung ist jetzt auch besser", meinte Fabio Wagner gestern nach dem Training. "Wir sind viel besser gestanden, haben auch die kleinen Dinge besser gemacht. Wir haben definitiv einen Schritt in die richtige Richtung gemacht."

Und zum richtigen Zeitpunkt. Denn nach harmlosen Haien treffen die Panther nun auf bissige Bullen. "Die spielen ein sehr aggressives und schnelles Eishockey", warnte Wagner. "Für uns ist es wichtig, dass wir weg von der Strafbank bleiben und möglichst wenig Zeit in unserem eigenen Drittel verbringen, denn sie sind offensiv sehr gefährlich."

Die Konkurrenten im Kampf um Platz sechs stehen heute Abend vor leichteren Aufgaben: Die Pinguins Bremerhaven und die Grizzlys Wolfsburg empfangen die Krisenteams Köln und Krefeld. Doch Ausreden gibt es nicht mehr. Es sei nun an der Zeit, dass die Mannschaft zur Höchstform auflaufe, forderte Wagner. Noch hat der ERC sechs Spiele Zeit, um den ungeliebten Pre-Play-offs aus dem Weg zu gehen. "Ich glaube, das Rennen geht wieder bis zum letzten Spieltag", meinte Reimer. "Das wird noch mal heiß."

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE

Personal: Die Panther werden wohl in unveränderter Formation gegen den EHC München antreten. Für Simon Schütz (Unterkörperverletzung), der gegen München sein bisher einziges DEL-Tor erzielt hat, kommt die Partie gegen den Spitzenreiter noch zu früh, er dürfte erst am Sonntag gegen Schlusslicht Schwenninger Wild Wings zurückkehren. Zudem fällt Stürmer Jerry D'Amigo (Knöchelverletzung) weiter aus. "München ist eine Maschine. Sie haben vier gute Reihen und sieben gute Verteidiger. Wir müssen top-vorbereitet sein und alles geben", forderte Trainer Doug Shedden. "Aber wir haben gegen München immer gut ausgesehen, vor allem auswärts." Das bezeugt auch die Statistik: Der ERC ging nur einmal in den jüngsten acht Spielen bei den Münchnern komplett leer aus. Zuletzt verloren die Panther am zweiten Weihnachtsfeiertag knapp mit 4:5 nach Verlängerung.

Gegner: Zweitbeste Defensive, drittbeste Offensive, zweitbestes Überzahlspiel (hinter dem ERC), zweitbestes Unterzahlspiel: Der EHC München zählt in dieser Saison einmal mehr in allen Statistiken zur Liga-Spitze und ist damit unangefochtener Tabellenführer mit elf Zählern Vorsprung auf Rang zwei. Das Team von Trainer Don Jackson hat die jüngsten fünf Spiele gewonnen, zuletzt feierte es am Dienstag im Spitzenspiel bei den Adlern Mannheim einen 2:1-Sieg. Mit einem weiteren Erfolg gegen die Panther könnte der Vizemeister die Qualifikation für die Champions-League-Saison 2020/21 fix machen.

Julia Pickl