Wolrfsburg (DK) Zwölf Treffer, fünf Ingolstädter Führungen und am Ende noch das „Tor des Jahres“: Der ERC Ingolstadt hat ein völlig verrücktes DEL-Spiel bei den Grizzlys Wolfsburg mit 7:5 (2:2, 2:2, 3:1) gewonnen. Brett Olsons Baseball-Bogenlampe brachte die Entscheidung für die Panther, die als Tabellenfünfter nun beste Aussichten auf die direkte Play-off-Qualifikation haben.
Er dürfte als einer der kuriosesten Treffer in die Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eingehen – wenn er nicht sogar der kurioseste überhaupt war: Brett Olsons Baseball-Bogenlampe, die eine unglaubliche Partie entschied. Eigentlich wollte der US-Amerikaner den Puck kurz vor Schluss nur aus der eigenen Zone klären – doch der Befreiungsschlag lag plötzlich hinter dem überrumpelten Goalie Jerry Kuhn im Wolfsburger Tor (56.). Es war der Treffer zum 6:5, nachdem die Panther zuvor fünfmal eine Führung verspielt hatten. „Ich habe früher mal Baseball gespielt“, sagte Olson grinsend. „Aber so was habe ich noch nicht geschafft. Man guckt hinterher und wundert sich. Da war eine Menge Glück dabei.“
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Die Panther erwischten den besseren Start in ein temporeiches erstes Drittel. Und wie am Freitag gegen Krefeld nutzten sie gleich ihr erstes Powerplay zu einem Treffer: David Elsner und Thomas Greilinger hebelten mit einem Doppelpass die komplette Grizzlys-Defensive aus, und Elsner vollendete die tolle Kombination zum 1:0 (7.) – schon der 14. Saisontreffer des gebürtigen Landshuters.
Die Wolfsburger stellen zwar statistisch das harmloseste Überzahlteam, schnürten die Panther bei ihrem ersten Powerplay jedoch in der eigenen Zone ein. Die beste Chance vergab Spencer Machacek, der aus kurzer Distanz an Timo Pielmeier im ERC-Tor scheiterte (9.). Nach einem Alleingang Daniel Sparres rettete der Pfosten für die Gäste (12.), die es auf der Gegenseite besser machten: Nach einem abermals herrlichen Zusammenspiel über die Stationen Mike Collins, Ville Koistinen und Colton Jobke staubte Patrick Cannone zum Ingolstädter 2:0 ab (14.).
Doch Wolfsburg schlug zurück: Nachdem Koistinen den Puck nicht aus der eigenen Zone herausbekam und sich Jerry D’Amigo von Jeff Likens austanzen ließ, fälschte Petr Pohl zum Anschlusstreffer ab (16.). Zwei Minuten später glich der ehemalige Ingolstädter sogar aus: Bedrängt von Dustin Friesen schlenzte Pohl die Scheibe aufs ERC-Tor – und die rutschte durch Friesens und Pielmeiers Beine zum 2:2 ins Netz (18.). Kurz vor der Pause hätten Elsner und Collins die Panther wieder in Führung bringen können, doch Grizzlys-Schlussmann Jerry Kuhn gab den Spielverderber (19.).
Das Mitteldrittel stand dem ersten in nichts nach – und es endete mit exakt demselben Ergebnis: 2:2. Wie gehabt trafen zuerst die Ingolstädter: Auf Zuspiel von Brandon Mashinter und Brett Olson vollendete Greilinger zum 3:2 (25.), und wie gehabt glich Pohl aus. Nach gerade überstandener Unterzahl hatte der Wolfsburger zu viel Platz, Sebastian Furchner verdeckte Pielmeier die Sicht, und schon stand es 3:3 (29.).
Durch seinen zweiten Powerplay-Treffer ging der ERC wenig später zum dritten Mal in Führung – Collins hatte abgezogen und sein 18. Saisontor erzielt (31.). Doch erneut konnten die Grizzlys ausgleichen – ebenfalls in Überzahl durch Sparre (33.). Hätten Ryan Garbutt für Ingolstadt (31.) und Sparre für Wolfsburg (32.) ihre Alleingänge genutzt, hätte es nach 40 Minuten sogar 5:5 gestanden. „Es geht ein bisschen wild hin und her, so haben wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Aber es ist noch alles offen“, meinte Panther-Kapitän Friesen.
Zum Schlussabschnitt blieb Pielmeier nach einer insgesamt unglücklichen Vorstellung auf der Bank, für ihn kam Jochen Reimer. Aus dem offenen Schlagabtausch wurde nun eine wesentlich kontrollierter geführte Begegnung ohne die ganz klaren Chancen. Am nächsten dran am neunten Treffer war noch Cannone, dessen abgefälschter Schlenzer an die Latte klatschte (48.). Als Fabio Wagner dann einen Koistinen-Schuss zur vierte ERC-Führung ins Tor ablenkte (52.), schien der Sieg nahe – doch Marius Möchel egalisierte noch einmal: 5:5 (54.). Erst auf Olsons „Tor des Jahres“ hatten die Gastgeber keine Antwort mehr. Den Schlusspunkt besorgte Elsner mit seinem 7:5 (57.).
Wolfsburg: Kuhn - Likens, Krupp; Dehner, Wurm; Wrenn, Bergman; Weiß - Machacek, Welsh, Sparre; Aubin, Cassels, Möchel; Pohl, Fauser, Furchner; Höhenleitner, Latta, Karachun.
Ingolstadt: Pielmeier (41. Reimer) - Jobke, Wagner; Sullivan, Edwards; Kohl, Koistinen; Friesen - Mashinter, Garbutt, Braun; Collins, Cannone, Elsner; Greilinger, Olson, D’Amigo; Kelleher, Olver.
Schiedsrichter: Hebeisen/Iwert.
Tore: 0:1 Elsner (7.), 0:2 Cannone (14.), 1:2 Pohl (16.), 2:2 Pohl (18.), 2:3 Greilinger (25.), 3:3 Pohl (29.), 3:4 Collins (31.), 4:4 Sparre (33.), 4:5 Wagner (52.), 5:5 Möchel (54.), 5:6 Olson (56.), 5:7 Elsner (57.).
Strafminuten: 8/12.
Zuschauer: 2265.
Alexander Petri