Füssen
"Bis jetzt läuft es überragend"

ERC-Stürmer Tim Wohlgemuth darf nach drei Siegen bei der B-WM vom Aufstieg mit dem U20-Nationalteam träumen

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:23 Uhr
Auf Erfolgskurs: ERC-Stürmer Tim Wohlgemuth. −Foto: DEB

Füssen (DK) Wie oft Tim Wohlgemuth schon in Füssen gewesen ist, kann er nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist nur eines: Es war ziemlich oft. "Bestimmt 30 Maßnahmen mit den Jugend-Nationalmannschaften des DEB, und dann die Derbys mit meinem Heimatverein Kaufbeuren", zählt der Angreifer des ERC Ingolstadt auf.

Doch so aufregend wie in diesen Tagen war das Bundesleistungszentrum für Eishockey mit dem charakteristischen Kuppeldach noch nie: Eine halbe Stunde Autofahrt von Wohlgemuths Heimatstadt entfernt findet die B-Weltmeisterschaft der U20-Junioren statt - und das deutsche Team, in dem der 19-Jährige als Mittelstürmer dabei ist, hat nach drei Siegen in drei Spielen gute Chancen auf den ersehnten Aufstieg in die Weltgruppe.
Nach den Erfolgen gegen Österreich (3:2 nach Verlängerung) und Norwegen (4:0) bezwang die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) von Bundestrainer Christian Künast gestern Lettland souverän mit 4:1 (1:0, 2:0, 1:1). Nur der Sieger der Sechsergruppe, in der Jeder gegen Jeden spielt, darf im kommenden Jahr im Konzert der Großen mitspielen. Zuletzt war Deutschland 2015 dort vertreten - damals mit ERC-Verteidiger Fabio Wagner.
Gut möglich, dass mit den Ausnahmetalenten Moritz Seider (Adler Mannheim) und Dominik Bokk (Växjo/Schweden) heuer die Rückkehr gelingt. "Bis jetzt läuft es überragend", sagt Wohlgemuth, der gestern auf große familiäre Unterstützung bauen konnte. "Meine Eltern und mein kleiner Bruder Liam sind da, außerdem meine Oma und Opa und drei Kumpels", berichtete er, bevor er sich von seinen Liebsten die Glückwünsche für den Sieg abholte. Auf der Tribüne verfolgte die versammelte deutsche Eishockey-Prominenz - darunter DEB-Präsident Franz Reindl, diverse Sportdirektoren von Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Scouts und Spielerberater - , wie der Ravensburger Tim Brunnhuber die DEB-Auswahl gegen die Letten im Powerplay in Führung brachte (15.).Für die weiteren deutschen Treffer zeichneten Nicolas Appendino (Fargo Force, 33.), Marco Bassler (EV Landshut/37.) und ebenfalls im Powerplay Dennis Lobach (EHC München) verantwortlich. Erst vier Minuten vor Schluss kam Lettland zum Ehrentreffer.

"Es gibt keine Reihe, die unten rausfällt. Unsere Über- und Unterzahlformationen funktionieren auch", sagt Wohlgemuth, der in beiden Special Teams zum Einsatz kam. Außerdem steuerte der Ingolstädter die Vorlage zum 1:0 bei.

"Im ersten Spiel gegen Österreich haben wir uns noch ein bisschen schwergetan, aber inzwischen spielen wir auf Bestniveau. Wenn wir so weitermachen, können wir auch fünf Siege aus fünf Partien schaffen", meint der 19-Jährige. Das mutmaßliche Schlüsselspiel wartet heute: Im Duell mit den starken Weißrussen (20 Uhr) entscheidet sich aller Voraussicht nach, wer aufsteigen darf. "Wir haben genug Selbstvertrauen", ist sich Wohlgemuth sicher.

Nur eines stört: der Lagerkoller. "Nach drei Wochen wird es langsam ätzend", gibt Wohlgemuth lächelnd zu. "Auch wenn das alles gute Kerle sind: Wenn man durchgängig mit denselben Jungs zusammen ist, kann das irgendwann nerven." Gegen eine gemeinsame Aufstiegsfeier am Wochenende hätte allerdings wohl niemand im deutschen Team etwas einzuwenden - Lagerkoller hin oder her.
 

Alexander Petri