Ingolstadt
Ausge-bum-bumt

Schussstarker Jakub Ficenec beendet seine Karriere und wird morgen für seine Verdienste beim ERC geehrt

14.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Jakub Ficenec hat den ERC Ingolstadt geprägt wie kaum ein anderer. Vor wenigen Tagen beendete die Klub-Legende verletzungsbedingt ihre Laufbahn. Vor dem DEL-Auftaktspiel der Panther morgen (19.30 Uhr, Saturn-Arena) gegen Schwenningen wird er für seine Verdienste geehrt. Sein Trikot mit der Nummer 38 wird beim ERC nicht mehr vergeben und unter das Hallendach gezogen. Ficenecs Karriere in Zahlen.

170 Kilometer pro Stunde leuchtete 2005 beim All-Star-Spiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in Hamburg auf der Anzeigetafel auf. "Das war der härteste Schuss, der je von mir gemessen wurde", erinnert sich Ficenec. Der Deutsch-Tscheche war für seine Qualitäten von der Blauen Linie gefürchtet. "Für den Gegner war ,Jake' wegen seines Schlagschusses eine Bedrohung", meint sein ehemaliger ERC-Mitspieler Tyler Bouck. Die Fans der Panther verpassten ihm deswegen den Spitznamen "Bum-Bum".

 

23 Jahre lang spielte Ficenec professionell Eishockey. Angefangen hatte alles 1993 beim tschechischen Erstligisten HC Hradec Kralove. Erstmals Schlittschuhe an den Füßen hatte er mit sechs Jahren. "Ich habe im Sommer immer Fußball gespielt und im Winter Eishockey", sagt Ficenec über seine Anfänge. Insgesamt stand er bei acht Vereinen unter Vertrag.

 

560 DEL-Partien und damit so viele wie kein anderer Profi bestritt der inzwischen 39-Jährige zwischen 2003 und 2014 für den ERC Ingolstadt. In Erinnerung blieb dem Deutsch-Tschechen ausgerechnet eine der bittersten Niederlagen in der Geschichte der Panther. "Das 0:10 bei den Kölner Haien ärgert mich bis heute noch", erzählt Ficenec. Bei der Pleite 2006 kam es zu einer minutenlangen Massenschlägerei, in der auch der Verteidiger kräftig mitmischte.


114 Tore gelangen "Jake" im Panther-Trikot in der DEL. Im Schnitt netzte Ficenec damit in knapp jeder fünften Partie für die Ingolstädter ein. Einzig Angreifer Thomas Greilinger ist mit 170 Treffern erfolgreicher.

 

263 Vorlagen steuerte Ficenec während seiner DEL-Karriere für den ERC Ingolstadt bei. Kein Spieler kommt auf einen besseren Wert. Thomas Greilinger liegt aktuell bei 218 Assists. Der gebürtige Deggendorfer (388 Punkte, 170 Tore/218 Vorlagen) löste Ficenec (377, 114/263) in der vergangenen Saison als erfolgreichsten Scorer ab. Seine beste Spielzeit legte Ficenec in der Saison 2010/11 hin, als kein anderer DEL-Verteidiger auf mehr Punkte kam (42, 11/31).

 

4 Mal trug Ficenec, der 2009 einen deutschen Pass erhielt, bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver/Kanada das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Obwohl das Team um den damaligen Bundestrainer Uwe Krupp das Turnier im Mutterland des Eishockeys nur auf dem elften Platz beendete, erinnert sich der ehemalige Verteidiger gerne daran. "Ich bin stolz, dabei gewesen zu sein. Das war ein absolutes Highlight meiner Karriere", sagt er, der zuvor bereits ein Länderspiel für sein Heimatland Tschechien bestritten hatte.

 

1 Trainer ist Ficenec vor allem in Erinnerung geblieben: der 2009 verstorbene Ron Kennedy. "Er hat mir richtig geholfen. Ich bin ihm heute noch dankbar dafür", sagt Ficenec. Der Kanadier betreute die Panther zwischen 2003 und 2007 und hatte entscheidenden Anteil daran, dass der ehemalige Verteidiger nach seinen ersten DEL-Stationen in Augsburg (2001/02) und Düsseldorf (2002/03) an die Donau wechselte.

 

473 Kilometer liegen zwischen Ingolstadt und Liberec, wo sich Ficenec mit seiner Familie um Ehefrau Jana und Sohn Jacob inzwischen niedergelassen hat.

 

2 Titel sicherte sich der Deutsch-Tscheche mit den Panthern. 2005 holte er den Pokal, 2014 feierte er die sensationelle Meisterschaft. Bei der anschließenden Feier auf dem Rathausplatz wurde er nach elf Jahren beim ERC verabschiedet und konnte sich die eine oder andere Träne nicht verkneifen - und auch morgen bei seiner Ehrung rechnet Ficenec mit einem Gänsehautmoment: "Ich habe schon mit meiner Frau darüber gesprochen. Aber richtig planen kann man so etwas ja nie."

 

5 Zähne verlor Ficenec in seiner Laufbahn. "Aber das gehört zum Leben eines Eishockey-Profis ja dazu." Wesentlich schmerzhafter war für den Deutsch-Tschechen seine Knieverletzung, wegen der er letztlich seine Karriere beenden musste.

 

7 lautet das Handicap des leidenschaftlichen Golfspielers. In Ingolstadt duellierte er sich vor allem mit seinem ehemaligen Mitspieler Ken Sutton. "Er hat mich überhaupt erst dazu gebracht."

 

38 Mit dieser Rückennummer lief Ficenec seit Ende der 1990er-Jahre auf, nachdem ihm diese im Trainingscamp der Washington Capitals aus der nordamerikanischen Profiliga NHL zugeteilt wurde. Zuvor wechselte er sich mit den Nummern 11 und 23 ab.