Die Entwicklung verläuft kometenhaft: Nur drei Jahre nach dem Aufstieg in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gehört der ERC Ingolstadt in der Saison 2004/05 bereits zu den ernsthaften Anwärtern auf die deutsche Meisterschaft.
Die Panther, die ihre ohnehin starke Mannschaft aufgrund des Lock-outs in der NHL mit den Star-Stürmern Marco Sturm und Andy McDonald sowie den Stanley-Cup-Siegern Jamie Langenbrunner und Aaron Ward verstärkt haben, besiegen im Viertelfinale die Kölner Haie in sieben umkämpften Spielen. „Wir gehen dieses Mal mit einer anderen Einstellung ins Halbfinale als im vergangenen Jahr. Damals waren wir glücklich, dass wir überhaupt soweit gekommen sind. Jetzt wollen wir den Verein einen Schritt weiter bringen und gewinnen“, macht Kapitän Glen Goodall die gestiegene Erwartungshaltung klar.
In der Vorschlussrunde warten wie im Vorjahr die nicht minder ambitionierten Eisbären Berlin, die sich die Dienste der NHL-Profis Erik Cole, Nathan Dempsey und Olaf Kölzig gesichert haben. Doch ausgerechnet der angeschlagene Nationaltorwart Kölzig patzt zum Auftakt der „Best-of-Five“-Serie am 1. April 2005 mehrfach: Der 5:3-Auswärtssieg im Berliner Wellblechpalast (ERC-Torschützen: Langenbrunner, Cameron Mann, Chris Armstrong, Christoph Melischko und Ward) ist – im achten Anlauf – der erste Erfolg der Panther in der Hauptstadt überhaupt.
Alle bisherigen Episoden der "Play-off-Momente":
2008: Enge Serie ohne Happy End
2018: Mannheim wieder zu stark
2004: Waite führt ERC ins Halbfinale
2015: Zitterpartien gegen Iserlohn
2012: Greilinger als DEG-Alptraum
2010: ERC wendet frühes Aus noch ab
2011: Die Serie reißt zur falschen Zeit
2006: Bitteres Ende einer Traumsaison
2013: Knock-out in 300 Sekunden
2019: Aus trotz drei Matchbällen
Doch den Schwung und die 1:0-Serienführung können die Ingolstädter nicht nutzen: Das mitreißende zweite Duell in der ausverkauften Saturn-Arena entscheiden die Eisbären, diesmal mit Oliver Jonas im Tor, knapp mit 3:2 für sich. Schlimmer noch: Wegen eines Stockstichs muss McDonald im dritten Spiel zusehen, und auch Mann wird nach einem Kopfstoß nachträglich gesperrt.
Die dezimierten Panther unterliegen 2:4 und müssen nun das vierte Aufeinandertreffen unbedingt gewinnen. Das gelingt ihnen jedoch trotz aller Anstrengungen nicht – wieder siegt Berlin mit 4:2 und zieht ins Finale ein. „Wir haben eine große Chance verpasst“, bemerkt Verteidiger Ken Sutton treffend.
In eigener Sache
Wegen des Coronavirus ist die Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorzeitig und erstmals ohne Play-offs zu Ende gegangen. Als Ersatz erinnern wir in dieser Serie an die größten Siege und die bittersten Niederlagen in der Play-off-Geschichte des ERC Ingolstadt in der DEL. Besondere Momente der sensationellsten Saison der ERC-Geschichte finden Sie im Buch "Das Eiswunder von Ingolstadt" unserer Sportredakteure Alexander Petri und Julian Schultz. Mehr dazu hier.
Alexander Petri