Adelboden
WM in Sicht, Form nicht: Ski-Team und der „Worst Case“

13.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:51 Uhr
Felix Neureuther verpatzte den ersten Lauf in Adelboden. −Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE

Die Dienstreise ans Chuenisbärgli ins Berner Oberland war für die deutschen Ski-Techniker um Felix Neureuther in den vergangenen Jahren meist mit gutem Ertrag verbunden. Nun aber offenbaren die zwei Rennen in der Schweiz drei Wochen vor der WM alle Baustellen im Team.

Drei Wochen vor der WM-Eröffnungsfeier in Schweden sind die Sorgen im deutschen Technik-Team um Felix Neureuther und Stefan Luitz groß wie seit Jahren nicht mehr.

Dominik Stehle raste im Schneegestöber von Adelboden am Sonntag im Weltcup-Slalom zwar unerwartet auf Rang elf und zur halben Quali-Norm für die alpine Ski-WM. Der Gesamtzustand aller Slalom- und Riesenslalomfahrer aber wirkt vor den wichtigsten Wochen des Winters besorgniserregend.

„Es ist nicht leicht gerade für uns als Mannschaft“, sagte Neureuther nach dem enttäuschenden 15. Platz für ihn auf dem Chuenisbärgli. Die Situation sei „momentan nicht gut, dann verletzt sich auch noch der Stefan. Das ist für uns gerade der absolute Worst Case“, meinte er zur ausgekugelten Schulter seines Teamkollegen. „Wir müssen schauen, dass wir den Negativtrend mal stoppen.“

Luitz beteuerte zuvor zwar mit dem Arm in einer Manschette: „Es ist extrem schwierig. So, wie es nach außen aussieht, ist es nicht.“ Um vorne zu sein, müsse man eben riskieren, dabei passierten Fehler. „Das Glück ist momentan nicht auf unserer Seite. Aber Skifahren haben wir nicht verlernt.“ Außer Reichweite ist Seriensieger Marcel Hirscher nach Luitz' Verletzung dennoch - der Österreicher war sowohl im Riesentorlauf am Samstag als auch im Slalom nicht zu schlagen.

Und für Neureuther drängt die Zeit. „Ich habe noch viel Arbeit vor mir“, sagte der 34 Jahre alte Routinier des Teams. „Schauen wir, ob ich es hinbekomme bis zur Weltmeisterschaft. Das ist das große Ziel.“

Für den krisenerprobten Alpinchef Wolfgang Maier muss sich dieser einst so verheißungsvoll aussehenden Winter anfühlen wie eine Serie aufeinanderfolgender Tritte vors Schienbein: „Wir können es nicht ändern, es ist wie es ist. Ich habe zwar gedacht, es geht nicht mehr schlechter, aber es gibt doch jedes Mal eine Steigerung.“

Maier musste schon die Kreuzbandrisse von Thomas Dreßen, Andreas Sander und Marina Wallner verdauen und beobachtet mit zunehmender Sorge die Situation seiner Techniker. Seit dem Rücktritt von Maria Höfl-Riesch 2014 ist diese Mannschaft der Erfolgsgarant der Alpinen im Deutschen Skiverband. Von den 60 Podestplätzen seither holten Neureuther, Luitz, Fritz Dopfer und Linus Straßer insgesamt die Hälfte. Eine so komplizierte Saison wie diese gab es seither noch nicht.

Die einstigen Hoffnungsträger Dopfer und Straßer sind bei den Weltcup-Rennen seit Wochen völlig außer Form und drohen ihre Startplätze in den Top 30 endgültig zu verlieren. Luitz plagt sich neben der juristischen Auseinandersetzung um den Verlust seines ersten Weltcupsieges und einem wohl Monate dauernden Verfahren vor dem Sportgerichtshof CAS seit Samstag auch noch mit einer ausgekugelten Schulter herum. Ob auch Bänder betroffen sind, klärt sich bei intensiveren Untersuchungen am Montag in München.

Und Neureuther, der mit 13 Siegen erfolgreichste Deutsche der Weltcup-Geschichte, beginnt offenbar so langsam selbst an den Fortschritten seit seinem Comeback nach dem Kreuzbandriss zu zweifeln. „Ich weiß nicht, an was es liegt ehrlich gesagt. Ich merke aber schon auch, dass es im Training nicht so optimal läuft gerade“, erklärte er nach dem ersten Durchgang und der Fahrt auf Rang 27 ungewohnt zerknirscht und ohne den ihm sonst eigenen Optimismus. „Natürlich ist da Frust dabei. Ich stelle es mir auch anders vor.“

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dpa