Gelsenkirchen
Schneider-Aus auf Schalke beschlossen - Trio für die Zukunft

16.02.2021 | Stand 25.02.2021, 3:33 Uhr
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider wird den Club im Sommer verlassen. −Foto: Guido Kirchner/dpa

Die sich seit Wochen ankündigende Trennung von Sportchef Schneider auf Schalke ist seit Dienstag fix, aber noch nicht vollzogen. Für den Übergang ist der Aufsichtsrat des taumelnden Fußball-Traditionsclub auf eine bemerkenswerte Lösung gekommen.

Beim Krisenclub FC Schalke 04 beginnt eine neue sportliche Zeitrechnung mit einer ungewöhnlichen Übergangslösung. Nach zuvor zwei Trainern muss nun auch Sportvorstand Jochen Schneider seinen Posten beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga räumen.

Sowohl die anhaltende sportliche Talfahrt mit nur einem Sieg in 21 Bundesligaspielen als auch die wachsende Verschuldung und fehlgeschlagene Transferpolitik der vergangenen Jahre gaben den Ausschlag zu dem Schritt, den Schneider mitgenommen kommentierte.

„Natürlich bin ich sehr enttäuscht, dass ich meine Arbeit beim FC Schalke 04 nicht fortsetzen kann. Man muss klar sagen: Die Leistungen, die wir seit rund einem Jahr geboten haben, waren Schalke nicht würdig. Dann muss einer den Kopf hinhalten. Das tut weh“, sagte der 50-Jährige den „Ruhr Nachrichten“.

Bis zu seinem endgültigen Abgang indes soll Schneider erst noch auf einen Nachfolger warten. Die knifflige Planung für die kommende Spielzeit womöglich in der zweiten Liga liegt fortan in der Verantwortung von Ex-Profi Mike Büskens, Nachwuchs-Direktor Peter Knäbel und A-Jugendtrainer Norbert Elgert. „Die Drei tragen die Schalke-DNA in sich und stehen für die Werte unseres Vereins“, sagte Schalkes Aufsichtsratschef Jens Buchta.

„Bei der Neustrukturierung der Lizenzspielerabteilung gilt der Grundsatz Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“ Einen Nachfolger für den Sportchef gibt es trotz längerer Suche noch nicht. So lange dieser nicht gefunden ist, soll Schneider im Amt bleiben. Der 50-Jährige hat beim Traditionsclub aus dem Revier noch einen Vertrag bis 2022, der aber spätestens im Sommer aufgelöst werden soll.

Nach dpa-Informationen verzichtet der seit Monaten in der Kritik stehende Schneider dafür freiwillig auf Geld. Die Trennung von ihm hatte sich bereits seit Wochen angekündigt. Offenbar mürbe von der anhaltenden Kritik an ihm und zunehmenden Anfeindungen aus dem Umfeld des Clubs bat Schneider selbst die Spitze des Schalker Kontrollgremiums um ein Gespräch, um grundlegende Dinge zu klären. In dieser Runde einigte man sich auf die Trennung. „Der Aufsichtsrat ist sich einig, dass grundlegende Veränderungen im sportlichen Bereich notwendig sind, um den FC Schalke 04 aus der Krise und in eine erfolgreichere Zukunft zu führen“, sagte Buchta anschließend.

Schneider versprach: „Ich werde alles dafür tun, dass Schalke noch den Klassenerhalt schafft.“ Das wird angesichts von neun Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz schwierig. Am Wochenende steht das brisante Revier-Derby gegen den ebenfalls kriselnden Nachbarn Borussia Dortmund an.

Dem im Frühjahr 2019 nach Gelsenkirchen gekommenen Schneider werden zahlreiche unglückliche Entscheidungen angelastet. „Leider haben wir insbesondere in den vergangenen zwölf Monaten nicht das umsetzen können, was wir uns vor knapp zwei Jahren vorgenommen hatten“, räumte Schneider selbst ein. „Ich ärgere mich sehr über einige Fehler, die ich gemacht habe.“

Nach einer starken Hinserie 2019/2020 ging es mit den Schalkern seit Januar 2020 rapide bergab. Im gesamten Kalenderjahr 2020 gelang dem abgeschlagenen Bundesliga-Letzten und Vizemeister von 2018 nur ein einziger Sieg. David Wagner musste als Cheftrainer bereits kurz nach dem Saisonstart im Sommer gehen. Auch der von Schneider verpflichtete glücklose Manuel Baum ist längst wieder weg. Nach der Interimslösung Huub Stevens deutet sich auch unter Gross und dem vierten Trainer in dieser Saison keine signifikante sportliche Besserung an. Schneider hatte zuletzt bereits klar gemacht, dass für ihn spätestens im Sommer Schluss sei, wenn auch Gross scheitern würde.

„S04 ist und bleibt ein großartiger Verein, der hoffentlich schon bald gestärkt aus dieser äußerst schwierigen Situation hervorgehen wird“, sagte Schneider.

© dpa-infocom, dpa:210216-99-466968/4

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