Berlin
„Medaillensatz vollkriegen“: Schäfer peilt Olympia-Gold an

11.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr
Carolin Schäfer peilt nach EM-Bronze nun Olympia-Gold an. −Foto: Sven Hoppe

Den Schreck über den Autounfall ihrer Teamkolleginnen hat Carolin Schäfer gut verarbeitet. Für beide packt die Siebenkämpferin ihr „Kämpferherz“ aus. Nach Bronze bei der Heim-EM soll es bei Olympia eine andere Medaillenfarbe werden.

Zunächst schickte Carolin Schäfer „die besten Genesungswünsche“ an die beiden Teamkolleginnen und kündigte dann ihren nächsten sportlichen Angriff an.

Nach Silber bei der WM 2017 und Bronze bei der Heim-EM von Berlin soll bis Olympia 2020 in Tokio das erste internationale Gold für die Frankfurterin her. „Ich möchte den Medaillensatz vollkriegen die nächsten Jahre“, sagte die 26-Jährige in den Katakomben des Olympiastadions. „Olympische Spiele sind das große Ziel, das ganz oben steht in zwei Jahren. Da werden die Karten neu gemischt.“

Auch nach dem Autounfall und dem daraus resultierenden EM-Aus für Louisa Grauvogel und Mareike Arndt lief Schäfer souverän über die abschließenden 800 Meter auf den dritten Gesamtplatz. „Man kann nicht ganz leugnen, dass dies auch einen Athleten erreicht, wenn eine solche Irritation passiert“, sagte der deutsche Cheftrainer Idriss Gonschinska zu der Extra-Belastung.

Zwar war für Grauvogel und Arndt an einen Start in der letzten Disziplin nicht mehr zu denken, zumindest wurden aber nach Angaben des Deutschen Leichtathletik-Verbands „keine nachhaltigen oder schwerwiegenden Verletzungen diagnostiziert“. Nach Grauvogel und den ebenfalls betroffenen Bundestrainern Wolfgang Kühne und Ulrich Knapp war auch Arndt am Samstag zurück im deutschen Teamhotel.

Beide erlitten nach Angaben des Leitenden DLV-Verbandsarzts Andrew Lichtenthal Kopfverletzungen. „Sie haben noch Glück im Unglück gehabt, sie waren beide sehr erschüttert“, sagte Lichtenthal im ZDF. Arndt habe sich eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Es sei eine Abstimmung zwischen den Klinik- und Verbandsärzten erfolgt, sagte Gonschinska. „Jetzt hat man die Chance, über Physiotherapie und Checks dort noch zu intervenieren. Das ist erst mal ein positives Zeichen.“

Schäfer saß nach der Vormittagssession nicht mit den beiden in einem Auto, weil sie in Berlin in einem anderen Hotel wohnt. Die Vize-Weltmeisterin von London hat ihren eigenen Stab mit Trainer, Physiotherapeut, Arzt und Biomechaniker. „Mich hat das mitgenommen“, berichtete sie über die Nachricht vom Unfall. „Die Mädels haben zwei unfassbar tolle Tage hingelegt, es war ihr erster internationaler Einsatz. Das hat mich tief getroffen. Ich habe für sie beide das Kämpferherz ausgepackt und umso aggressiver und fokussierter an den Start gegangen.“

Mit 6602 Punkten stellte Schäfer eine persönliche Bestleistung auf und lag damit 214 Zähler hinter Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (6816). Mit Schäfers Karriere-Topwert von 6836 Punkten vom Meeting in Götzis aus dem Mai 2017 ist die 23 Jahre alte Belgierin jedoch bis zur WM 2019 in Katar oder den Sommerspielen 2020 in Reichweite. „Im Moment ist Thiam die absolute Über-Athletin, aber Caro hat einen klaren Plan mit ihrem Coach“, sagte Gonschinska.

Dieses Konzept sieht auch Speerwurf-Training mit Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler und dessen Coach Harro Schwuchow vor. „Ich bin sehr, sehr dankbar für die Zusammenarbeit“, sagte Schäfer. So steigerte sie sich in der vorletzten Disziplin in diesem Jahr um mehr als drei Meter. Auch im Weitsprung und Kugelstoßen sieht Gonschinska noch Potenzial für die Polizeikommissarin. Und deshalb kommentiert er den Gold-Plan für Olympia auch mit einem Lächeln: „Wenn Caro es sich vornimmt, dann hat sie das in der Regel geschafft.“