Kuriositäten im Sport: Wer sein Auto liebt, der schiebt

Alain Prost wird 1986 auf dem Hockenheimring als schiebender Formel-1-Weltmeister berühmt

01.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
Weil der Motor an seinem McLaren ausgeht, versuchte Alain Prost 1986 auf dem Hockenheimring, seinen Formel-1-Boliden über die Ziellinie zu schieben. −Foto: Harry Melchert (dpa)

Zweimal gewann Alain Prost den Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Doch fast noch prägender als die beiden Siege des viermaligen Formel-1-Weltmeisters war sein Rennen im Jahr 1986. Es läuft die letzte Runde, der Franzose belegt den dritten Rang, in Führung liegen Nelson Piquet und Ayrton Senna.

Aber schon in den Runden zuvor merkt der aufmerksame Beobachter, dass etwas mit Prosts Auto nicht stimmt. Denn der McLaren mit der Nummer 1 fährt auf den Gerade immer mal wieder Schlangenlinien. Es hat aber nichts damit zu tun, dass Prost gesundheitliche Einschränkungen gehabt hätte, sondern daran, dass der Sprit sich in seinem Tank dem Ende entgegen neigt. 

Mit Schlangenlinien versucht Prost noch die letzten Tropfen aus dem Tank zu mobilisieren. Das Vorhaben scheint zu klappen. Doch in der berühmten Sachs-Kurve geht der zuvor stotternde Motor schließlich ganz aus. Die Stimme des französischen Moderators überschlägt sich. „Finale dramatique“ schreit er förmlich ins Mikrofon. Denn das Drama beginnt nun jetzt erst.

Prost hat sich längst abgeschnallt und versucht seinen McLaren mit hektischen Körperbewegungen noch in Bewegung zu halten. Er erreicht damit sogar die Start- und Zielgerade und sieht die schwarz-weiß karierte Flagge einige hundert Meter entfernt. Doch das Auto wird immer langsamer, dazu ist die Start- und Zielgerade minimal ansteigend. Dann bleibt der Wagen endgültig liegen. 

Prost springt völlig verzweifelt aus dem Fahrzeug, rennt in voller Montur, mit Overall und aufgesetztem Helm zum Heck des Autos und beginnt zu schieben. Das Publikum jubelt und feuert den 1,65 Meter kleinen Franzosen an, während Prosts Konkurrenten um den letzten Podestplatz, Nigel Mansell und Rene Arnoux, vorbeirasen und ihn überholen.

Rund 200 Meter vor der Ziellinie gibt Prost schließlich auf. Er reißt entnervt und frustriert die Handschuhe von den Händen und stampft davon. Statt Platz drei wird Prost als Sechster gewertet. Die Saison hat aber doch noch ein Happy End für ihn: Denn am Ende wird Prost erneut Weltmeister – trotz der wohl berühmtesten Schiebepartie der Formel-1-Geschichte.