Kuriositäten im Sport: Feierabend nach 217 Minuten

Zwei norwegische Erstligisten bestreiten 2017 das längste Eishockey-Spiel der Geschichte

16.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:39 Uhr
Erhard Wallenäffer
In der Jubeltraube verschwindet Storhamars Siegtorschütze Joakim Jensen. −Foto: dpa

Kurz nach halb drei Uhr morgens reißt Joakim Jensen seinen Schläger hoch, sackt auf die Eisfläche und wird von seinen Mitspielern beinahe erdrückt.

 

Der Stürmer der Storhamar Dragons aus Norwegen hat gerade eben das längste professionelle Eishockey-Spiel der Geschichte beendet. 217 Minuten und 14 Sekunden reine Spielzeit liegen zwischen dem Eröffnungsbully und Jensens erlösendem Siegtreffer zum 2:1 gegen Sparta Sarpsborg.

Einige Zuschauer - von ursprünglich 5526 sind nur noch 1110 übrig - verbringen satte achteinhalb Stunden in der Nordlicht-Halle von Hamar. Und die hartgesottenen Fans erleben am 12. März 2017 ein mehr als denkwürdiges Play-off-Spiel in Norwegens Eishockey-Oberhaus. Ununterbrochen verfehlen die Stürmer die Tore oder verzweifeln an den beiden Torhütern. Erst der 189. Torschuss (! ) ist der entscheidende - dieser bringt die gastgebenden Dragons in der "Best of Seven"-Serie mit 3:2 in Führung.

"Ich glaube, alle sind froh, dass sie jetzt nach Hause gehen und sich hinlegen können", sagt Siegtorschütze Jensen nach der Begegnung im norwegischen Fernsehen. "Das Einzige, woran wir noch denken konnten, war, wann wir uns endlich ausruhen können", ergänzt sein Teamkollege Mikael Zettergren.

Dass der Puck eine halbe Nacht lang nicht ins Eckige will, sei für seine Spieler kaum noch auszuhalten gewesen, stellt unterdessen Storhamar-Trainer Sjur Robert Nilsen klar. Die Akteure hätten mehr mit ihren Muskeln zu kämpfen gehabt als mit ihren Gegenspielern. "Wenn das Spiel sich dem elften Spielabschnitt nähert, und es Nacht wird, befindet man sich an der Grenze dessen, was für die Spieler gut ist. " Sparta-Profi Christopher Henriksen geht ins Detail: "Es gab überhaupt keinen mehr, der noch ordentlich rangehen wollte, weil man dann Krämpfe bekommen hat. "

Mit dem denkwürdigen Spiel, das kurz vor Ablauf der achten Verlängerung doch ein Ende findet, brechen beide Mannschaften einen Uralt-Weltrekord: Als längster Abnutzungskampf gilt bis dahin das Stanley-Cup-Finale 1936 in der nordamerikanischen Profiliga NHL. Nach 176:30 Minuten besiegen damals die Detroit Red Wings die Montréal Maroons mit 1:0 - in der sechsten Verlängerung. Ein Spiel aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wird indes als drittlängste Begegnung geführt: 2008 gewinnen die Kölner Haie nach 168:16 Minuten mit 5:4 gegen die Adler Mannheim.

Für die Storhamar Dragons währt das Glücksgefühl nach dem Weltrekord-Spiel übrigens nicht allzu lange: In der Viertelfinal-Serie kommt nach zwei darauffolgenden Niederlagen das Aus.

DK

 

Erhard Wallenäffer