Ingolstadt
Kalte Schulter fürs neue Konzept

Organisatoren sagen Ingolstädter Halbmarathon 2020 ab - Freigabe als unlösbares Problem

28.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:12 Uhr
Das Jubiläum ist verschoben: Die 20. Auflage des Ingolstädter Halbmarathons mussten die Veranstalter Roland Muck und Roland Knoll absagen. Sie findet nun erst 2021 statt. −Foto: Meyer

Ingolstadt - Der 20. Halbmarathon Ingolstadt wird in diesem Jahr nicht stattfinden.

 

Das Veranstalterduo Roland Muck/Roland Knoll bestätigte am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die bis zuletzt fehlende Genehmigung von behördlicher Seite ihnen keine andere Wahl lässt, als die Traditionsveranstaltung abzusagen. Die Risiken aufgrund der Corona-Pandemie sind augenscheinlich zu groß. "Die Entscheidung war nicht leicht. Wir hätten auch unter den erschwerten Bedingungen gerne noch mal gezeigt, was wir drauf haben", erklärte Muck, der nun ebenso wie Knoll ohne den erhofften Jubiläumslauf als Veranstalter abtritt.

Dabei kann man den beiden Gründern des Wettbewerbes, der in den vergangenen Jahren regelmäßig mindestens 2000 Läufer (nur 2001 waren es weniger) und 10000 Zuschauer angelockt hat, sicher nicht vorwerfen, dass sie nicht um die 20. Ausgabe gekämpft hätten. Angefangen mit der Verlegung vom 9. Mai auf den Termin im September, wurde auch das Veranstaltungskonzept immer wieder verändert, um eine Durchführung unter den geltenden Hygienevorschriften möglich zu machen. Zuletzt hatten die Macher unter Federführung Knolls ein 24-seitiges Papier erstellt, mit dem nach Mucks Einschätzung "einiges möglich gewesen wäre". Allein, zur Vorstellung dieses Entwurfes - etwa bei den Gesundheitsbehörden - ist es nach Aussage der beiden nie wirklich gekommen.

Vor allem ein unkontrolliertes Zusammentreffen von Personen wollten die Macher mit dem neuen Konzept unbedingt vermeiden, das Infektionsrisiko sollte so gering wie möglich gehalten werden. Entsprechend war am MTV-Stadion ein sogenannter "Rolling Start" angedacht, bei dem alle 15 Sekunden eine Dreiergruppe auf die Strecke geschickt worden wäre. Unter Wahrung der Abstandsregel und mit Maske (bis unmittelbar vor dem Loslaufen) wären die gemäß ihrer Zielzeit eingeteilten Athleten dabei in Richtung Startlinie geführt worden, um dann auf eine neu konzipierte Strecke außerhalb der Innenstadt zu gehen.

Auch an den nur noch zwei statt der bisher fünf Verpflegungsstationen wollte man das Übertragungsrisiko minimieren und nur geschlossene Getränke und ungeschälte Bananen anbieten. Nach dem Zieleinlauf hätten sich die Läufer ihre Medaille dann selber nehmen müssen und wären wenig später vom Sicherheitspersonal zügig aus dem Stadion geführt worden. "Auf diese Art hätten wir 700 Läufer pro Stunde auf die Strecke schicken können", rechnet Knoll vor. In rund drei Stunden wäre die Veranstaltung, die ganz bewusst bereits um 8 Uhr morgens beginnen sollte, vorbei gewesen. Doch dazu kommt es nun nicht.

"Das Problem ist, dass nicht geregelt ist, was eine Großveranstaltung ist und unter welchen Bedingungen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden", erklärt Knoll. Ingolstadts Sportamtsleiter Martin Diepold, in Sachen Halbmarathon ständiger und hilfsbereiter Ansprechpartner für das Veranstalter-Duo, bestätigt das Dilemma. "Bis Ende August sind Veranstaltungen immer noch grundsätzlich verboten. Konkrete staatliche Vorgaben für die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen gibt es nicht", erklärt Diepold und zeigt Verständnis für die Amtskollegen: "Folglich tut sich natürlich auch das Gesundheitsamt schwer, hier eine Genehmigung für eine Veranstaltung mit 2000 Teilnehmern zu erteilen. " Selbst das von Ingolstädter Seite vor einigen Wochen hinzugezogene Rechtsamt der Stadt konnte nicht zur Klärung beitragen. Vor dem Hintergrund der weiterhin angespannten Corona-Gesamtlage bekam man bei der Staatsregierung in München offenbar nur die kalte Schulter gezeigt. Inzwischen wird darüber spekuliert, dass das Veranstaltungsverbot sogar bis Ende Oktober ausgeweitet werden könnte.

Umstände, die den Halbmarathon-Veranstaltern nicht gerade helfen. Und da überdies der Termin des Laufes immer näher rückt, wurde aufgrund des Schwebezustandes das Risiko irgendwann zu groß - und die Absage schließlich unumgänglich. Den Frust über das unerfreuliche Ende kann Muck nur schwer zurückhalten: "Das Empfinden ist schon so, dass uns leider die entsprechende Lobby fehlt, die zum Beispiel die Fußball-Bundesliga hat". Nach seiner Einschätzung wäre mit dem erstellten Konzept durchaus eine sichere Veranstaltung möglich gewesen. Knoll verspricht, dass sein Abgang nun "ohne Wehmut" erfolgt. Bei dieser Einordnung mag ihm vor allem ein Gedanke helfen: "Am Ende konnten wir nur noch ,Nein' sagen. Aber wir haben noch einmal alles gegeben. "

DK

Norbert Roth