München
Hoeneß: "Das Foul von Bellarabi war natürlich geisteskrank"

15.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Uli Hoeneß, Vereinspräsident des FC Bayern München, steht vor Spielbeginn in der Allianz Arena. −Foto: Matthias Balk/Archiv

München (dpa) - Niko Kovac war aufgebracht, Uli Hoeneß klagte Bayer Leverkusens Rotsünder Karim Bellarabi öffentlich an. Unter dem Eindruck von zwei verletzten Fußball-Profis ließen sich die Verantwortlichen des FC Bayern München zu überzogenen Äußerungen hinreißen. „Ich habe das Gefühl, dass wir Freiwild sind“, schimpfte Kovac nach dem 3:1 (2:1)-Heimsieg des optimal in die Bundesligasaison gestarteten Serienmeisters gegen das Null-Punkte-Team aus Leverkusen. Bayerns Weltmeister Corentin Tolisso musste am Samstag nach einem unglücklichen Zweikampf mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Platz.

Die harschen Kommentare löste aber das harte Einsteigen von Leverkusens Einwechselspieler Karim Bellarabi gegen Rafinha aus, das Schiedsrichter Tobias Welz mit Platzverweis ahndete (80.). „Das ist nicht nur Rot, das ist Doppel-Rot“, echauffierte sich Kovac. Und Bayern-Präsident Hoeneß zürnte: „Das Foul von Bellarabi war natürlich geisteskrank. Das ist vorsätzliche Körperverletzung. So einer gehört drei Monate gesperrt - und zwar für Dummheit.“ Den Leverkusenern wollte Hoeneß insgesamt aber „nicht vorwerfen, überhart gespielt zu haben“. An der schweren Verletzung von Tolisso trage niemand Schuld. Großer Jubel brach in München am Samstag also nicht aus. Das Spiel war eine weitgehend matte Darbietung, auch wenn sich Kovac „mit der Gesamtleistung zufrieden“ zeigte. Vier Tage vor dem Champions-League-Start bei Benfica Lissabon schmerzten ihn die Ausfälle von Tolisso und Rafinha.
 
„Das wäre schlimm“, sagte Kovac zum drohenden Langzeitausfall des Franzosen Tolisso. Rafinha (33) hat womöglich einen Bänderriss am Fußgelenk erlitten. Der bis zu seiner Verletzung starke Tolisso (10. Minute), der agile Arjen Robben (19.) und der eingewechselte James Rodríguez mit einem Kopfball (89.) waren nach einem Fehlstart für die Bayern erfolgreich. Neun Punkte, 9:2 Tore - der Rekordmeister ist national auf Kurs. Trotzdem meinte Robben: „Wir haben noch Verbesserungspotenzial.“ Leverkusen ging durch einen von Wendell in der Wiederholung verwandelten Handelfmeter in Führung (5.). Hinten fehlte es den defensiv ausgerichteten Gästen jedoch an der nötigen Stabilität und Zweikampfstärke. Bayer ist nach drei Spielen Tabellenletzter, Trainer Heiko Herrlich steckt mit seinem Team in einer Krisensituation. „Da müssen wir jetzt schnell raus“, sagte Sportchef Rudi Völler. Bayers Hoffnung auf eine Wende zum Guten galt nur für die ersten Spielminuten. Kevin Volland traf Bayerns Thiago im Strafraum an der Hand - Elfmeter.
 
Volland scheiterte vom Punkt und auch im Nachschuss am zweimal glänzend haltenden Manuel Neuer. Schiedsrichter Tobias Welz entschied jedoch auf Wiederholung: Wendell trat an und traf. Ohne die angeschlagenen Nationalspieler Mats Hummels und Leon Goretzka reagierten die Münchner auf den frühen Rückstand mit viel Einsatz und Offensivkraft. Leverkusens Abwehrkraft reichte nicht aus. Der stark beginnende Tolisso konnte etwas glücklich im zweiten Versuch zum 1:1 verwandeln. Vor Robbens feinem Volley-Tor köpfte der tapsige Abwehrhüne Jonathan Tah dem Niederländer den Ball passgenau zu. Das Spiel plätscherte nach der Pause dahin, das Tempo bewegte sich zeitweise Richtung Schrittgeschwindigkeit. Kovac blickt trotz der Verletzungen zuversichtlich nach vorne: „Die Erwartungen für den Champions-League-Start sind positiv.“
 
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