Augsburg
Gut - aber noch nicht zufrieden

Nach 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach trauert FC Augsburg den verpassten Chancen nach

02.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:45 Uhr
Augsburgs Felix Götze (M) kämpft mit Tony Jantschke (l) und Matthias Ginter von Mönchengladbach um den Ball. −Foto: Stefan Puchner (dpa)

Augsburg (DK) Irgendwie war's am Samstagabend schon komisch beim FC Augsburg. Da hatten die Schwaben den besten Saisonstart in ihrer Bundesligahistorie hingelegt, hatten in ihren beiden ersten Partien 2018/19 stolze vier Zähler eingefahren - und trotzdem gab es nach dem ehrenvollen 1:1 (1:0) zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach auch traurige Gesichter.

Besonders Cheftrainer Manuel Baum schien in einem regelrechten Gefühlschaos zu stecken. "Ganz ehrlich, so richtig freuen kann ich mich über das Unentschieden nicht" sagte der gebürtige Landshuter einerseits - um schon im nächsten Moment zu betonen, dass ihm das Spiel nun am Samstagnachmittag "extrem viel Spaß" gemacht habe. In der Tat gab es am FCA-Auftritt an sich nur wenig zu kritisieren. Von Anfang bis zum Ende pressten die Schwaben mutig gegen einen äußerst spielstarken Kontrahenten, ließen ihm keine Luft zum Atmen. "Wir wussten, dass die Borussen Fußballspielen wollten - und keine Zweikämpfe führen. Also taten wir genau das, auf was sie überhaupt keine Lust hatten", berichtete Jeffrey Gouweleeuw augenzwinkernd.

Aber die Hausherren fighteten nicht nur, sondern kickten zudem richtig gut, suchten auch in der Offensive entschlossen ihre Chancen. So fiel das 1:0 durch Michael Gregoritsch folgerichtig (12.) - Übrigens wieder einmal nach einer sehenswerten Vorlage von Philipp Max. Nach Ansicht aller Augsburger hätte der Linksverteidiger ja schon längst eine Nominierung für das deutsche Nationalteam verdient, Bundestrainer Joachim Löw sieht's bekanntlich noch ein bisschen anders. "Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Philipp doch mal eingeladen wird", ist FCA-Manager Stefan Reuter fest überzeugt: "Philipp lässt nicht locker, gibt weiter Gas. Und wer weiß,vielleicht ist er jetzt, nachdem er erneut nicht dabei ist, sogar noch einen weiteren Prozentpunkt gieriger."

Max selbst versuchte das Thema am Samstagabend nonchalant wegzulächeln - und probierte es ferner mit Floskeln, die man in so einer Situation wohl sagen muss ("Natürlich ist es mein Traum, irgendwann in der Nationalelf spielen zu dürfen. Ich bleibe hungrig, will mich weiter verbessern"). Keine Frage, ein Wechsel zu einem größeren Verein hätte seine Chancen in Sachen Nationalmannschaft deutlich erhöht - siehe etwa den Fall Thilo Kehrer. Allerdings verzichtete der 24-Jährige in dieser Sommer-Transferperiode noch darauf, trotz vorhandener Anfragen. "Ich wollte nicht auf Biegen und Brechen weg. Und es gab auch nicht das Angebot, bei dem ich mich hopp oder top hätte entscheiden müssen", verriet Max am Samstagabend.

Das Bleiben des Linksverteidigers, aber auch das Bleiben aller anderen umworbenen Leistungsträger - laut Reuter ein deutliches Zeichen des FCA nach außen ("Unser vorrangiges Ziel ist es, Qualität zu halten"). Der Manager weiß nur zu gut, dass die Erwartungshaltung im Umfeld langsam ansteigt. Dementsprechend muss sich eben auch die Mannschaft weiterentwickeln. Dass die Saison-Heimpremiere gegen die Mönchengladbacher Borussia mit offiziell 29?580 Zuschauern nicht ausverkauft war - trotz des FCA-Auftaktsiegs vor einer Woche in Düsseldorf, obwohl die Gäste rund 4000 Zuschauer mitbrachten - zweifellos ein kleines Alarmzeichen für die Augsburger Verantwortlichen. "Wir müssen auf jeden Fall realistisch bleiben", so Reuter am Samstagabend: "Und wenn unser Team weiterhin so mutig auftritt wie jetzt gegen Gladbach, dann bereiten wir unseren Anhängern definitiv viel Freude", ist sich der Manager sicher. Wobei Siege natürlich noch mehr Spaß machen. Ein solcher wurde am vergangenen Samstag etwas unnötig aus der Hand gegeben. "Allein in den ersten 20 Minuten nach der Halbzeitpause hatten wir 6:0 Torschüsse, da hätten wir unbedingt das 2:0 erzielen müssen", ärgerte sich Max. Und nicht nur er.

"Der FCA hatte in der Tat gleich mehrere Chancen, den Sack komplett zuzumachen", bestätigte Gästecoach Dieter Hecking: "Dementsprechend gerne nehmen wir den Punkt am Ende mit." Wenn es dann wenigstens ein fein herauskombinierter Treffer gewesen wäre, der den Augsburgern den eigentlich verdienten Heimsieg kostete. Aber nein, im Anschluss an einen simplen Eckstoß traf Alassane Pléa für die Mönchengladbacher (68.) - der erste Bundesliga-Treffer für den 23-Millionen-Euro-Einkauf (Hecking: "Natürlich hat er viel Geld gekostet - aber das tun andere auch, und die schießen keine Tore").

Dass der Franzose unmittelbar vor seinem Ausgleich Ja-Cheol Koo leicht geschubst hatte, dass Video-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus das Ganze im Kölner Keller für nicht regelwidrig hielt - Pech für die Augsburger. Aber keineswegs ein Grund für sie, sich mächtig darüber aufzuregen. "Wir hätten zuvor schon das 2:0 machen müssen, Punkt, aus. Wir müssen uns an die eigene Nase packen, nicht die Schuld woanders suchen", so Cheftrainer Baum wohltuend ehrlich.

Und dann war sie doch zurück: die Diskussion, wie man mit dem Remis umgehen soll. "Das Spiel zeigte, dass wir mit jedem mithalten können - und das ist eine schöne Erkenntnis", versuchte es Max mit der positiven Variante. Ebenso wie Innenverteidiger Martin Hinteregger: "Man kann doch nicht verlangen, dass wir gegen eine Mannschaft mit so viel Qualität zwingend gewinnen müssen."