München
Glanzloser Riesenschritt in Richtung Achtelfinale

FC Bayern mit 2:0 gegen AEK Athen

07.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:17 Uhr
Robert Lewandowski (links) sorgte mit einem Doppelpack für den Münchner Sieg. −Foto: Matthias Balk (dpa)

München (DK) Die Pflicht ist erfüllt, der FC Bayern hat AEK Athen mit 2:0 (1:0) in die Knie gezwungen - zwar glanzlos, aber immerhin. Der Einzug in Champions-League-Achtelfinale ist den Münchenern damit kaum noch zu nehmen, die Vorrundengruppe E führen sie nun jedenfalls seit Mittwochabend an.

Spaßfußball hatte ja sowieso niemand erwartet. Aber gleich wieder so wenig von Seiten der Roten? Bereits die Anfangsphase: bieder, ideenlos, kein echtes Tempo in den Aktionen nach vorne. Und das gegen ein Team, das bei aller Wertschätzung aktuell nur auf Tabellenposition fünf in Griechenland steht. FCB-Cheftrainer Niko Kovac verfolgte es durchaus entsetzt in seiner Coachingzone – die Arme meist verschränkt, sich hin und wieder ungläubig nach hinten umdrehend. Dabei hatte er vor dem Match doch so einiges versucht, um frischen Schwung in sein Team zu bringen - mit gleich fünf Neuen in der Startelf im Vergleich zum dürftigen 1:1-Remis gegen den SC Freiburg am Samstag.

Doch auch mit jetzt Mats Hummels, Franck Ribery, Leon Goretzka, Javi Martinez und Thomas Müller: Das Spiel der Münchner plätscherte einfach so dahin. Keiner, der im Mittelfeld die Verantwortung übernahm. Niemand, der die Ärmel hochkrempelte, um vornewegzugehen. Der FCB an diesem tristen Novembermittwochabend: eine zutiefst verunsicherte Ansammlung von zweifellos namhaften Stars. Ob Kovac wirklich der richtige Mann dafür ist, sie wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen? Die erste halbe Stunde gegen AEK lieferte definitiv keine Argumente für den Kroaten. Wenigstens war den Bayern dann das Glück hold – beziehungsweise sie bekamen tatkräftige Unterstützung durch Athens Defensivakteur Uros Cosic, der nach einem Eckstoß nichts Besseres zu tun hatte, als Robert Lewandowski im eigenen Strafraum leicht am Trikot festzuhalten. Also Elfmeter für die Roten, der Pole selbst verwandelte eiskalt mit Zwischenschritt zum 1:0 – und schon war die Münchener Fußballwelt wieder in Ordnung. Zumindest einigermaßen.

Dass die Hausherren bis dahin ohne klare Torchance geblieben waren, dass AEK schon in der fünften Minute durch Vasilis Lampropoulos das 1:0 auf dem Kopf gehabt hatte – mit einem Schlag vergeben und vergessen beim FCB-Anhang. Das Ergebnis heiligte die Mittel. Man ist bescheiden geworden beim deutschen Rekordmeister. Die Chance, gegen die spielerisch limitierten Gäste aus Griechenland rigoros nachzulegen, etwas für das angeknackste Selbstvertrauen zu tun – die Münchner ließen sie in er zweiten Halbzeit verstreichen. Zugegeben, ihr Heimsieg – und eigentlich nur darum ging es an diesem Mittwochabend – geriet nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Und am Samstag steht ja zudem der deutsche „Classico“ auf dem Programm, Kräftesparen dafür machte aus FCB-Sicht tatsächlich Sinn. Aber die wieder einmal 70000 Zuschauer in der Allianz-Arena hätten trotzdem nichts dagegen gehabt, wenn ihnen zumindest ein kleines Torfeuerwerk von den Roten geboten worden wäre. Das Publikum ging sowieso sehr wohlwollend mit seinen Stars um, war bereits für Kleinigkeiten ausgesprochen dankbar - Kleinigkeiten wie etwa die guten Gelegenheiten von Goretzka (55.) beziehungsweise Lewandowski (61.), bei denen AEK-Schlussmann Vassilis Barkas endlich mal sein Können zeigen musste. Ansonsten erlebte der griechische Nationalkeeper einen unerwartet ruhigen Abend – an dem ihn hauptsächlich die eigenen Kollegen machtlos machten.

Vor dem 0:1 aus Athener Sicht war´s eben ein unnötiges Foul gewesen, vor dem 0:2 in der 72. Minute verlängerte dann ein AEK-Abwehrakteur die Kugel unglücklich zu Lewandowski am langen Pfosten - und aus kurzer Distanz hatte der Pole natürlich keinerlei Mühe mehr, cool zu vollenden. Erst danach war bei den Bayern zumindest ansatzweise so etwas wie Spielfreude zu entdecken – auch begünstigt durch die Tatsache, dass bei den Gästen aus Griechenland nun immer mehr die Kräfte schwanden. Dennoch - und trotz des erfreulichen Endresultats – blieb zum Schluss die ernüchternde Erkenntnis, dass der FCB immer noch meilenweit seinen eigenen Ansprüchen hinterherhinkt. Eine europäische Spitzenmannschaft, wie sie die Münchner ja sein wollen, präsentiert sich definitiv ganz anders, als es die Roten momentan tun. Kovac bleibt also definitiv auf dem Prüfstand – 2:0 gegen AEK Athen hin oder her.