Fraglicher Zusammenhalt

Ein Kommentar zum Start des DHB in die WM

10.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:36 Uhr
Timo Schoch
Führt Deutschlands Handballer bei der Heim-WM als Kapitän aufs Feld: Uwe Gensheimer. −Foto: Axel Heimken

Der Start in die Heim-WM ist für die deutsche Handball-Nationalmannschaft geglückt.

Es war ein erwarteter Sieg, ein müheloser Erfolg gegen einen klaren Außenseiter. Und doch war es wichtig, den Aufbaugegner Korea zu nutzen, um positiv ins Turnier zu starten. Schon allein, um die entstandene Euphorie um den Handball hierzulande weiter zu befeuern.

Ob das deutsche Team allerdings als einer der Favoriten auf den WM-Titel angesehen werden kann, ist trotz des Auftaktsieges mehr als fraglich. Vor allem der Post in den sozialen Medien von Tobias Reichmann, der für die Endrunde kurzfristig nicht mehr nominiert wurde, spricht dafür, dass die zur Schau gestellte Einheit recht brüchig ist. Denn bereits bei der verkorksten Europameisterschaft im vergangenen Jahr gab es zahlreiche Brüche und Risse zwischen dem Team und Bundestrainer Christian Prokop. Zwar behaupteten alle Beteiligten unisono, dass der Krach und die Unstimmigkeiten ausgeräumt seien, doch nach den gestrigen pikanten Äußerungen Reichmanns scheint es nur ein Waffenstillstand zu sein.

Es wird also spannend, wie sich die deutsche Mannschaft zeigt, wenn es gegen schwerere Gegner als Korea geht, wenn es bei der Heim-WM vielleicht auch einmal ein Rückschlag geben sollte. Erst in solchen Situationen stellt sich heraus, ob die deutsche Handball-Nationalmannschaft tatsächlich eine Einheit ist, ein verschworener Haufen, der in der Lage ist, durch die Geschlossenheit um den Titel mitzuspielen. Seit gestern sind die Fragezeichen nach Reichmanns Post über das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer wieder größer geworden - Auftaktsieg hin oder her.

Timo Schoch