Titisee-Neustadt
Flucht in den Norden: Wintersportlern geht der Schnee aus

06.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr
Der Hang der Skisprungschanze im Schwarzwald sieht aus wie ein Schlachtfeld: Grüne und graue Flecken, Matsch, Dreck und ein Rest von Kunstschnee. −Foto: Patrick Seeger

Das Winter-Wunderland war gestern, heute erwarten Wintersportler eher ein Flug oder eine Fahrt ins Grüne. Das Wetter spielt vor allem im November und Dezember immer seltener mit. Statt Partystimmung beim Heim-Weltcup heißt es: trainieren im Norden oder am Stützpunkt.

Der Hang der Skisprungschanze im Schwarzwald sieht aus wie ein Schlachtfeld. Grüne und graue Flecken, Matsch, Dreck und ein Rest von Kunstschnee, mit dem die Anlage in Titisee-Neustadt für die große Weltcup-Sause für das Wochenende hätte präpariert werden sollen.

In dem Auslauf ist mit etwas Fantasie allerlei vorstellbar, zum Beispiel eine kleine Schlammschlacht oder eine rasante Fahrt mit dem Schlitten. Was absolut nicht möglich ist: drei Skisprung-Wettbewerbe auf der Hochfirstschanze. Schon am Vortag hatte der Weltverband FIS die Station deshalb ersatzlos aus dem Programm gestrichen.

„Da kann man nichts machen. Man muss sich in Zukunft noch mehr auf die Witterung einstellen“, sagte Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer der Deutschen Presse-Agentur. Für das Team um Katharina Althaus und Olympiasiegerin Carina Vogt hätte das Wochenende im Schwarzwald ein ganz besonderes werden sollen, erstmals waren Wettkämpfe von Männern und Frauen in Deutschland am selben Tag auf derselben Schanze angesetzt. „Für uns ist es doppelt schade“, erklärte Bauer.

Auch der Deutsche Skiverband (DSV) und das emsige Organisations- und Arbeitsteam vor Ort bedauerten die Absage. „Wir haben alles versucht“, sagte ein Sprecher. Doch den Wettstreit mit der Witterung konnten sie nicht gewinnen.

Am Montag hatten die Organisatoren noch das Schanzenteam, den Bauhof und „unser Tretkommando“ für den Einsatz über das komplette vergangene Wochenende gelobt. Doch schnell war klar: Gegen tagelangen Dauerregen, dauerhafte Plusgrade und angesagte Windböen am Wochenende hilft alle Schneebelegung der Welt nichts. „Das sind Herausforderungen, denen sich der Weltverband stellen muss“, erklärte Bauer. Der populäre Wintermarkt Mitteleuropa lockt zwar die Zuschauermassen an, scheint aber immer mehr Probleme mit dem Klima zu haben.

Die Kombinierer müssen nun nach Skandinavien, um auf der Schanze in Lillehammer zu trainieren. Auch Österreichs Skisprung-Männer um Stefan Kraft fliegen drei Wochen vor dem Start der Vierschanzentournee an den Ort der Olympischen Winterspiele von 1994. Die DSV-Adler um Olympiasieger Andreas Wellinger ziehen nach stressigen Reisewochen die Regeneration vor und setzen ihre Vorbereitung an den heimischen Stützpunkten fort. Für Bauer und die Skispringerinnen geht's nach Seefeld. „Da geht's gerade so“, sagte er zu den Bedingungen in Tirol.

Die Skispringer im Schwarzwald sind mit ihrer Absage nicht alleine. Auch der Weltcup der Ski- und Snowboardcrosser im Montafon in Österreich kann nicht stattfinden, weil nicht genügend Schnee produziert werden konnte. Aus demselben Grund wurden auch die alpinen Rennen im französischen Val d'Isère vorzeitig abgesagt. Andere Rennen werden verschoben oder verlegt, es drohen einige Ausfälle oder alternativ ein Termin-Durcheinander.

Und dort wo zuletzt gesprungen und gelaufen wurde, wie in Wisla, Kuusamo oder Lillehammer? Dort sind die Schanzen weiß und das komplette Umfeld grün. Auch bei den Biathleten im slowenischen Pokljuka prägen Matsch, Nebel und Restschnee das wenig winterliche Bild. Wie besorgt die Veranstalter sind, zeigt der Langlauf-Weltcup in Dresden. Die Produktion von Kunstschnee in einem Hangar am Flughafen hat dort bereits begonnen. Die Rennen finden aber erst Mitte Januar statt.

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