Kommentar
Dann doch auf die vorhersehbare Art

Kommentar zum deutschen EM-Aus

29.06.2021 | Stand 08.07.2021, 3:33 Uhr
Die Ära Joachim Löw als Bundestrainer endete im altehrwürdigen Wembley Stadion. −Foto: Andy Rain/AFP

Seine letzte Mission sollte die Nationalelf noch einmal weit tragen.

 

Damit war das Achtelfinale gewiss nicht gemeint. Doch dort ist der Final Countdown für Joachim Löw als Bundestrainer tatsächlich abgelaufen. Ins Halbfinale wollten sie mindestens, das hatte der "Ewige Jogi" bisher immer bei einer EM geliefert. Doch statt unter den letzten Vier oder gar Zwei des Turniers zu stehen, ist die Endstation Wembley schon jetzt erreicht. Abrupt enden Löws 15 Jahre im Amt vorzeitig. Und irgendwie ereilte ihn das Ende seiner Amtszeit in der vorhersehbaren Art.

Den Makel der WM-Blamage von Russland wollte nicht nur Löw, sondern auch sein ganzer Tross abschütteln, ein letztes Aufbäumen aller, besonders für den Coach. Aber das ist beileibe nicht gelungen. Von Schimpf und Schande wie 2018 ist man nach den vier sehr unterschiedlichen Turnierauftritten weit entfernt. Die deutsche Nationalelf verabschiedet sich erhobenen Hauptes von den Viertelfinalisten, aber auch mit dem Gefühl, dass der Zauber wirklich schon längst verbraucht war. Die durchwachsenen Leistungen der vergangenen Jahre hatten das schon mehr als angedeutet. Und doch hatte Löw mit seiner Auswahl besonders mit dem furiosen Portugal-Spiel noch einmal einen Funken entfacht, der Hoffnung auf einen besseren Ausgang schickte. Doch spätestens die Engländer enttarnten alles wieder als Wunschdenken, zeigten die bekannten deutschen Schwächen mit einer wackeligen Abwehr und einem Sturm ohne Durchschlagskraft mangels Torjäger deutlich auf.

Löw vermochte daran nichts mehr zu ändern, das hätte aber auch ein eilends berufener Nachfolger vor der EM kaum lösen können. Auf den designierten Bundestrainer Hansi Flick wartet nun genau diese Aufgabe.

Für Löw hat sich der Vorhang gesenkt. Eine große Bühne in London, eine große Kulisse mit Wembley, ein großer Kampf, aber dann doch kein großes Drama. Das hatten die Deutschen schon gegen Ungarn beim 2:2, als Löw den Sieg einwechselte. Das glückte ihm gegen England nicht, was auch wieder bezeichnend ist. Spät reagierte er, irgendwie zögerlich, sogar hadernd. Das passt ganz in das Bild, das sich vom Bundestrainer schon seit Monaten gezeichnet hat. Nach 15 Jahren ist es nun auch wirklich gut.