Nürnberg
Canadi hält an seinem Torwart fest

Nürnbergs Trainer stärkt Christian Mathenia trotz einiger Patzer den Rücken

20.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:40 Uhr
Schwache Saison: In den letzten Spielen unterliefen Christian Mathenia einige Fehler. −Foto: Karmann/dpa

Nürnberg (DK) Spätestens nach dem 3:3 in Darmstadt ist rund um den 1. FC Nürnberg eine Torhüterdiskussion entbrannt.

Trainer Damir Canadi spricht Christian Mathenia, dem besten Club-Spieler der vergangenen Saison, vor dem Heimspiel der 2. Fußball-Budesliga gegen den Karlsruher SC (Samstag, 13 Uhr/Sky) jetzt sein Vertrauen aus.

Es ist noch nicht so lange her, dass Christian Mathenia beinahe wöchentlich die Leistungen seiner Teamkollegen erklären musste. Nicht, dass sich der 27-Jährige selbst besonders herausgehoben oder hervorgetan hätte, doch der Torhüter war in der Abstiegssaison eben einer der wenigen Lichtblicke und damit ein gefragter Ansprechpartner, wenn es um Club-Chancen, -Hoffnungen und -Enttäuschungen ging. Weil Mathenia, der von den Fans gewählte "Club-Spieler der Saison", so ziemlich alles von seinem Tor weglenkte, -faustete oder -grätschte, was möglich war, blieben die Franken noch ein bisschen länger im Rennen um den Klassenerhalt als es in einer insgesamt enttäuschenden Saison wohl ohne ihn der Fall gewesen wäre.

Ein paar Monate später ist Mathenia trotz des Abstiegs noch immer in Nürnberg, hat sogar bis 2024 verlängert. Der Unterschied ist: Momentan sind es seine Teamkollegen, die die Leistungen ihres Torhüters erklären müssen. Zum Beispiel, warum der 27-Jährige am vergangenen Sonntag beim Herauseilen den eigenen Verteidiger Patrick Erras umrempelte, anstatt den Ball zu klären, was Serdar Dursun zur zwischenzeitlichen Darmstädter 3:2-Führung nutzte.

Mit "Kommunikationsproblemen", umschrieb Trainer Damir Canadi die Szene noch höflich. Für Kapitän Hanno Behrens hatte es "saudoof" ausgesehen. Der Club rettete immerhin noch das Unentschieden. Da es nun aber nicht Mathenias erster Patzer in dieser Saison war, sondern (je nach Ansicht) der vierte im sechsten Spiel, führt das zur etwas paradoxen Situation, dass der große Rückhalt der Vorsaison aktuell die Schwachstelle ist.

"Es ist keine leichte Situation für ihn", bestätigt Canadi, der aber betont: "Er hat tolle Leistungen, speziell in der Vorsaison gezeigt. " Diese Verdienste und die aktuellen Trainingseindrücke führen dazu, dass sich der Österreicher vor dem Heimspiel gegen den Aufsteiger KSC klar positioniert: "Ich habe nicht das Gefühl, dass er im Trainingsbetrieb gestört ist oder das nicht hinbekommen würde", sagt er. "Von daher ist er von meiner Seite die Nummer eins, so wie wir mit ihm auch in die Saison gegangen sind. "

Dass der 1. FC Nürnberg ein generelles Defensiv-Problem hat, ist unübersehbar: Nur der VfL Bochum und der SV Wehen Wiesbaden am Tabellenende haben in dieser Spielzeit mehr Gegentreffer kassiert als der Bundesliga-Absteiger (zwölf). "Wenn man sich die letzten Gegentreffer ansieht", sagt Canadi, "ist es aber keine taktische, sondern eher eine individuelle Sache. " Heißt: weniger Patzer der einzelnen Spieler, mehr Punkte. Mathenia selbst schwieg in den Tagen nach dem Darmstadt-Spiel, möchte sich lieber auf die nächste Aufgabe konzentrieren, und dann am liebsten mal wieder positive Leistungen und Ergebnisse von sich und seinen Teamkollegen erklären.

Matthias Vogt