Ingolstadt
Brenzlige Olympia-Momente: Triathletin Anabel Knoll mit Staffel auf Platz sechs

01.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:06 Uhr
Mit ihrer Staffel-Premiere kann Anabel Knoll zufrieden sein. Die 25-Jährige sprang als Vierte im Feld ins Wasser und verteidigte diese Position bei der Übergabe an den letzten Starter Justus Nieschlag - trotz zweier kleiner Missgeschicke im Rennen. −Foto: Gollnow, dpa

Tokio -"Es hat Spaß gemacht" - das Debüt bei der Premiere. Für Triathletin Anabel Knoll, die in Tokio ihre ersten Olympischen Spiele erlebt und zum Auftakt im Einzelrennen 31. wurde, war die Mixed-Staffel (Mixed Team Relay) am vergangenen Samstag innerhalb weniger Tage die zweite neue Erfahrung. Die 25-jährige Ingolstädterin hatte zuvor noch nie einen solchen Wettbewerb bestritten. An der Seite von Laura Lindemann, Jonas Schomburg und Justus Nieschlag holte sie im Odiaba Marine Park einen guten sechsten Platz. "Wir hatten vorher alle ein bisschen von einer Medaille geträumt. Aber auch mit einem sechsten Platz können wir zufrieden sein", erklärt Knoll.

Eine Platzierung unter den Top 8 war das von der Deutschen Triathlon-Union (DTU) ausgegebene Ziel, der Verband rechnete sich einiges aus. Schließlich hatte die DTU die letzten beiden Startplätze für Tokio bewusst über einen Supersprint-Wettbewerb ermittelt, der den Mixed-Staffel-Distanzen - 300 Meter Schwimmen, 6,8 Kilometer Radfahren, 2 Kilometer Laufen - angeglichen war. Knoll und Nieschlag hatten hier - quasi als Staffelspezialisten - als Letzte im Team ihre Olympia-Tickets gelöst. Wenn alle einen Sahne-Tag erwischen, so eine im Vorfeld wiederkehrende Formulierung, könnte sogar eine Medaille rausspringen.

Nach dem flotten Auftakt von Starterin Lindemann, die zeitgleich mit der führenden US-Amerikanerin Katie Zaferes an Teamkollege Schomburg übergab, schien auch noch alles möglich zu sein. Schomburg, im Einzel gestürzt, schien sich rehabilitieren zu wollen, sammelte bis zum Wechsel auf Knoll als Vierter aber die ersten 23 Sekunden Rückstand.

Unmittelbar nachdem Knoll übernommen hatte, folgte auf der abfallenden Laufstrecke zum Schwimmeinstieg dann eine Schrecksekunde - die 25-Jährige stürzte: "Das war ein blöde Stelle, an der einige Probleme hatten. Ich habe mir das Knie aufgescheuert, letztendlich aber keine Zeit verloren und bin als Vierte ins Wasser gesprungen", erzählt Knoll. Dennoch ein erstes Anzeichen - wie sollte es beim Debüt auf der großen Bühne auch anders sein - dass die gebürtige Ingolstädterin eine gewisse Nervosität begleitete. Beim Aufstieg aufs Rad der nächste kleine Patzer, als der Einstieg in den linken Schuh nicht sofort gelingen will. Darauf angesprochen, seufzt Knoll: "Ich war zu hektisch, wollte zu viel, dabei ist mir die Schlaufe aus dem Schuh gerutscht." Ein schnelles Nachfassen reichte zum Glück, dann konnte sie ihrer Gruppe folgen und bis zum Wechsel auf Nieschlag Rang vier verteidigen. Der Rückstand auf die Spitze betrug aber bereits 54 Sekunden.

Im Kampf um die Medaillen war die Vorentscheidung zu diesem Zeitpunkt gefallen. Die favorisierten Engländer (Endzeit 1:23,41 Stunden) liefen schließlich vor Team USA (1:23,55) und den Franzosen (1:24,04) zu Gold, während es für das deutsche Quartett im letzten Durchgang nur noch um die Plätze vier bis sechs ging. Auf der Laufstrecke zogen die Niederländer (1:24,34) und die Belgier (1:24,36), deren Schlussläufer keine Einzelrennen bestritten hatten, noch vorbei, sodass für das DTU-Quartett (1:24,40) Rang sechs blieb.

"Die Vier können absolut zufrieden sein, jeder hat sein Bestes gegeben", lobte Roland Knoll, Vater und Trainer von Anabel, als Experte des TV-Senders Eurosport das Ergebnis. Beim Telefonat nach dem Rennen zeigte sich der 53-jährige Ingolstädter zudem erfreut, wie sich seine Tochter im Feld der Weltbesten behauptet hatte. "Wenn man bedenkt, wie wenig Erfahrung sie vorher hatte, war das eine absolut gelungene Olympia-Premiere von ihr. Gerade in der Staffel hat sie genau das gebracht, wofür sie nominiert wurde und in allen drei Disziplinen die gleichen Zeiten wie ihre Konkurrentinnen hingelegt."

Für Tochter Anabel, die schon an diesem Montag zurückfliegt, geht das Olympia-Abenteuer derweil dem Ende entgegen. In der verbleibenden Zeit hofft sie noch bei den Wettkämpfen der Schwimmer und der Leichtathleten vorbeischauen zu können. "Nachdem Corona doch einiges vom Flair weggenommen hat, wollen wir zumindest noch ein bisschen bei den anderen Sportarten reinschnuppern", erzählt sie und berichtet von einer Abmachung mit ihren Teamkollegen Schomburg und Nieschlag: "Wir haben gesagt, wir wollen 2024 in Paris unbedingt wieder dabei sein. Wenn wir uns sportlich nicht qualifizieren, fahren wir als Zuschauer hin."

DK

Norbert Roth