Kunstrad-EM
Vom Herausforderer zum Titelträger

Kunstrad: Daniel Stark vom TSV Bernlohe gewinnt Einzelwettbewerb bei der Junioren-Europameisterschaft

30.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:44 Uhr

Knappe Angelegenheit: Daniel Stark übertrumpfte seinen deutschen Widersacher Linus Weber um nicht einmal vier Punkte. Umso größer war die Freude über den EM-Titel. Foto: Schwarz

Schaffhausen – Großer Erfolg für Daniel Stark: Der Kunstradfahrer vom TSV Bernlohe gewann die Europameisterschaft der Junioren im Hallenradsport, die in der BBC-Arena im schweizerischen Schaffhausen ausgetragen wurde. In einem spannenden Finale im Einzelwettbewerb setzte sich das Nachwuchstalent aus Roth mit 175,97 Punkten knapp gegen seinen deutschen Widersacher Linus Weber (Kirchheim, 172,45) durch.

Die Saison: Steigerung auf 170 Punkte

Schnell stellte sich heraus, dass eine Qualifikation zur Europameisterschaft für Stark kein Problem darstellen würde. Allerdings hatte er einen am Anfang scheinbar unschlagbaren Gegner. Die Kür von Linus Weber aus Kirchdorf hatte zwar einen etwas geringeren Schwierigkeitsgrad, er konnte diese aber wie eine Maschine abspulen. Damals fehlten dem Rother noch etwa 20 Punkte. Die konnte er nach einem Trainingslager über Ostern aber fast aufholen. Beim letzten Qualifikationswettbewerb machte Weber einen erheblichen Fehler, während Stark seine Bestleistung auf 170 Punkte steigern konnte. Der erste Sieg machte Hoffnung, die dann bei der Deutschen Meisterschaft wieder gedämpft wurde, da ein Fehler den Sportler vom TSV Bernlohe weit zurückwarf. Noch zwei Wochen bis zur EM.

Letzte EM-Vorbereitungen: Stark in bester Form

Schon am vergangenen Mittwoch fuhr die Nationalmannschaft gemeinschaftlich in zwei Kleinbussen in die Schweiz und bezog ihr Hotel. Weber und Stark als Mannschaftskameraden bezogen gemeinsam ein Zimmer. Ein erstes Training der Deutschen Nationalmannschaft hinterließ dann ein gutes Gefühl. Am vergangenen Donnerstag zeigte Stark den Bundestrainern ein letztes Mal vor dem Wettkampf sein Programm. Jetzt war erstmals klar, dass er eine gute Chance auf den Titel hatte. Er präsentierte sich in bester Form.

Am vergangenen Samstag kam dann der Tag der Entscheidung für die Junioren. Weber würde seine Lenkerstanddrehung um eine weitere halbe erweitern, um dann nach vier ganzen Drehungen zwei Bonuspunkte zu bekommen. Damit war er nah an Starks Schwierigkeitspunktzahl herangekommen. Der Rother hingegen würde die Option Schweizer Handstand ziehen und die Lenkerstanddrehung um eineinhalb Drehungen erweitern, was ihm insgesamt 2,7 Punkte einbringen würde. Das beobachteten die beiden Kontrahenten natürlich im gemeinsamen Training. Sie registrierten auch, dass diese Optionen nicht immer funktionierten, was jeweils die Siegchance des Konkurrenten deutlich erhöhen würde.

Der Wettkampf: Stark kontert guter Kür von Weber

Am Wettkampftag selbst legte der Franzose Maxime Schaal mit 107,59 Punkten vor und hatte damit den dritten Platz sicher. Für die beiden deutschen Favoriten stellte diese Punktzahl aber keine Gefahr dar. Weber folgte ihm auf die Kürfläche. Wie gewohnt zeigte er eine souveräne Kür mit nur wenigen Abzügen durch die Kommissare. 172,45 Punkte standen am Ende auf der Anzeigetafel – nur vier Punkte unter dem eingereichten Schwierigkeitswert seiner Kür.

Da hatte Stark sicher zu schlucken, lag seine Bestleistung in Wettbewerben doch nur bei 170 Punkten. Aber im Training wurde er mehrfach auf diese Situation speziell vorbereitet. Jetzt musste sich zeigen, ob diese psychologischen Elemente geholfen hatten. Er startete mit seinem Handstand, der sich während der Saison vom einfachen Handstand zu einem gedrückten aus der Vorhebehalte bis zum Schweizer Handstand entwickelt hatte. Die 1,2 Punkte wurden ihm dafür gut geschrieben. Die rückwärts gefahrene Steigerserie, die höchste Anforderungen an die Feinmotorik stellt, absolvierte er ausgezeichnet. Auch der Sattellenkerstand, der zweifache Drehsprung um den Lenker und die Pirouetten-Serie gelangen ihm ohne Punktabzüge. Die Trainer sahen nun die Chancen steigen, hatte Stark doch nun acht Punkte Vorsprung vor Weber. Es folgte die siebenfache Lenkerstanddrehung, und auch diese Übung gelang dem Kunstradfahrer vom TSV Bernlohe. Sein Vorsprung stieg auf neun Punkte.

„Mir zersprang das Herz, ich konnte nach der Lenkerstanddrehung nicht mehr fotografieren. Ich hoffte nur, dass im letzten, für ihn leichten Teil, die Freude nicht überwiegen und er konzentriert bis zur letzten Übung durchturnen würde“, sagte Heimtrainer Volkmar Zint anschließend. Sein Schützling blieb auf Kurs und schaffte 175,95 Punkte. Für den TSV Bernlohe ist das der dritte EM-Titel in den vergangenen acht Jahren – alle drei unter dem gleichen Trainer und alle drei in der Schweiz.

HK