2. Tischtennis-Bundesliga
TV Hilpoltstein setzt auf eigene Talente

2. Tischtennis-Bundesliga: Saison beginnt an diesem Sonntag mit dem Pokal – Mühlbach verlässt Verein

27.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:21 Uhr

Die Zeiten von Aufschlagspezialist Hermann Mühlbach im Dress des TV Hilpoltstein sind vorbei. Er schloss sich dem Drittligisten TTC SR Hohenstein-Ernstthal an. Dessen Stammplatz an Position vier hat sich der Röttenbacher Hannes Hörmann geschnappt. Foto: Tschapka

Von Wolfgang Winkel

Hilpoltstein – Teamgeist, Power, Raffinesse, Spielkultur und jede Menge Leidenschaft hatten sie bis auf Platz zwei katapultiert. In ungeahnte Höhen also. Können sie diese grandiose Geschichte fortschreiben? Vorfreude und Optimismus auf die neue Zweitliga-Saison sind bei den Tischtennis-Spielern des TV Hilpoltstein jedenfalls riesengroß.

Tischtennis-Saison startet mit Pokal-Wettbewerb

Am Wochenende hat das lange Warten ein Ende: Den Auftakt der Saison bildet traditionell der Pokalwettbewerb. Los geht es am Sonntag um 10 Uhr in der Stadthalle, wo die Hilpoltsteiner in der Vorrundengruppe 4 der deutschen Pokal-Meisterschaft 2022/23 gegen den TV Leiselheim, die Hertha BSC Berlin und den TTS Borsum Heimrecht genießen. Zwei Wochen später starten die Burgstädter dann auch in die 2. Bundesliga. „Es kribbelt wieder“, verriet Alexander Flemming, der am Donnerstag sein 35-jähriges Wiegenfest feierte. Hilpoltsteins Kapitän ist auch in seinem 14. Hilpoltsteiner Dienstjahr „Feuer und Flemming“. Ein Vorbild in Sachen Fokus, auch wenn er in einem breiteren Wirkungskreis als sportlicher Leiter und Mentor der „jungen Wilden“ Hannes Hörmann und Matthias Danzer unterwegs ist. Seinen sportlichen Auftritten tat dies keinen Abbruch.

Ganz im Gegenteil: Flemming war auch in der vergangenen Saison eine der Stützen der Mannschaft. Das soll so bleiben. Über die Einstellung des in Hilpoltstein längst zum Inventar zählenden Sachsen muss man nicht diskutieren. Doch dass er sein Spiel im Herbst seiner Karriere breiter aufstellt als jemals zuvor, ist durchaus ungewöhnlich. Er ist in der Lage – und das ist neu – mit seiner Vorhand Dominanz auszuüben, ohne auf seiner Rückhandseite an Qualität einzubüßen. Gelegentliche Ausflüge zum Ping Pong und zuletzt zum Hardbat-Ball, wo er sich unlängst zum Weltmeister kürte (wir berichteten), haben an dieser Entwicklung großen Anteil. Das Resultat war eine überzeugende 20:11-Bilanz.

Hörmann und Danzer als starke Nachwuchsspieler

Dem standen die beiden Neuen im schicken gelb-schwarzen Dress kaum nach. Der Kubaner Andy Pereira, der am 31. August 33 Jahre wird, startete nach verhaltenem Beginn regelrecht durch und blieb um die Jahreswende herum neun Spiele in Folge ungeschlagen. Mit seinem schier unglaublichen Ballgefühl, aber auch seiner 18:10-Bilanz spielte sich der Linkshänder rasch in die Herzen der Fans.

Im hinteren Paarkreuz erwies sich der Russe Petr Fedotov als eine Bank, wie die Bilanz von 19:7 zeigt. Der gebürtige Israeli war nicht nur sportlich eine Verstärkung. Er hat sich für die Mannschaft förmlich zerrissen und trotz der angespannten politischen Lage in Russland alles möglich gemacht, um zu den Spielen zu erscheinen. Wenn es sein musste auch über kurioseste Flugrouten. Die Leistungen des Trios waren die Grundlage des geradezu historischen Erfolgs. Die gute Nachricht. Alle drei werden auch in der neuen Saison für den TVH an die Tische gehen.

Eine Veränderung gab es auf Position vier. Für den etwas überforderten Hermann Mühlbach, der sich dem Drittligisten Hohenstein-Ernstthal anschloss, hat sich Hannes Hörmann einen Stammplatz ergattert. Der 19-jährige Jugend-Nationalspieler, der im vergangenen Jahr den Durchbruch geschafft hat, ist nach Felix Bindhammer das zweite Hilpoltsteiner Eigengewächs, dem der Sprung in die erste Mannschaft gelungen ist. Als Ergänzungsspieler steht Matthias Danzer (17), der in den zurückliegenden Monaten einen unglaublichen Sprung nach vorne gemacht hat, in den Starlöchern und wird einige Einsätze bekommen. Die fünf bilden ein schlagkräftiges Quintett, gar keine Frage. Auch der Jahrgang 23 könnte ein edler werden.

Strukturreform bringt variable Aufstellungen

Wohin also geht die sportliche Reise des TV Hilpoltstein? „Wir wollen gut starten und uns möglichst rasch in sicheren Tabellenregionen bewegen. Vielleicht ist dann ein Platz im vorderen Mittelfeld drin“, gibt Pressewart Florian Seitz die Richtung vor. Ob es tatsächlich so weit nach vorne geht wie im abgelaufenen Jahr, ist aber schwer einzuschätzen, was auch der Strukturreform des ITTF geschuldet ist. Durch die Einführung von für Tischtennisverhältnisse hoch dotierten WTT-Turnieren ist die Liga für viele Akteure nicht mehr das Maß aller Dinge. Da Spieler abgestellt werden müssen, haben die meisten Konkurrenten ihren Kader deutlich aufgestockt, so dass die Aufstellungen von Spiel zu Spiel erheblich variieren werden. Doch grau ist alle Theorie. Wo die Mannschaft tatsächlich steht und ob sie sich wieder als Pokalschreck entpuppt, wird man am Sonntag sehen.

HK