Hardbat-WM
Titelgewinn bei Seitensprung

Hilpoltsteins Tischtennis-Ass Alexander Flemming beendet „Mission Hardbat-WM“ in Houston als Weltmeister

16.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:46 Uhr

Ausnahmetalent mit dem Schläger: Alexander Flemming schwang sich in den USA zum Hardbat-Weltmeister auf. Foto: Privat

Houston – „Da ist das Ding.“ Stolz präsentierte Alexander Flemming den reich verzierten Gürtel, der ihn als frisch gebackenen Hardbat-Weltmeister schmückt, auf seinem Instagram-Account. Zuvor hatte er das Finale im US-amerikanischen Houston (Texas) gegen die seit 23 Jahren ungeschlagene Brettchen-Legende Jimmy Butler mit 3:0 (11:6, 11:6, 11:2) dominiert und durfte sich über ein Preisgeld von 4000 US-Dollar freuen.

Er ist also wieder „fremdgegangen“. „Im richtigen Leben“ ist Flemming seit 14 Jahren für den Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein unterwegs, damit aber offenbar nicht ausgelastet. Seit 2013 sucht er die Abwechslung und mischt mehrfach im Jahr unter seinem Kampfnamen „the Flash“ die schrille Welt des Ping-Pong regelrecht auf. Bei den Championships of Ping Pong in Londons Alexandra Palace ist er längst Stammgast auf dem Podium. In China gewinnt er regelmäßig Weltcup-Turniere und im Januar holte er sich den Titel im Clickball-Masters. Flemmings herausragende Qualitäten mit dem Sandpapier-Schläger sprachen sich rasch herum in der Szene, die immer weiter wächst.

Wie Pilze sprießen neue und hippe Sportkreationen aus dem fast schon bieder anmutenden Boden des Tischtennis hervor. Neben Clickball sind dies auch Vierertisch, TTX oder eben Hardbat, um nur die Bekanntesten zu erwähnen. Letzteres geht auf die Anfänge des Tischtennis vor den 50er Jahren zurück, als es noch keine Schwammgummi-Beläge gab. Damals dominierte der klassische Banner-Belag mit Noppen nach außen. Dem Retrotrend sind die Akteure vor allem in den Staaten sehr zugetan, wo seit 1977 Turniere, seit dem vergangenen Jahr sogar Weltmeisterschaften im Hardbat-Ball austragen werden. In bescheidenem Rahmen versteht sich, denn Tischtennis fristet in all seinen Facetten in den Staaten ein stiefmütterliches Dasein. Auch in Houston blieb man weitgehend unter sich.

Wie dem auch sei: Im Mai kam der Promotor auf die Idee, den Clickball-Masters-Champion Flemming einzuladen. „Da musste ich nicht lange überlegen“, verriet der Wahl-Hilpoltsteiner und flog mit seinem Bruder Stephan in die Staaten – zur „Mission Hardbat-WM“. Und bereits nach wenigen Ballwechseln war klar, dass Flemming keinen Vergleich zu scheuen brauchte.

Der Turnierverlauf ist rasch erzählt: „The Flash“ pflügte sich im Eiltempo durch das 48er-Feld und gab in seinen acht Einzeln nicht einen einzigen Satz ab. Auch im Finale gegen den seit 23 Jahren ungeschlagenen „Brettchen-Spieler“, den 52 Jahre alten Jimmy Butler, tat sich beim 11:6, 11:6 und 11:2 ein Klassenunterschied auf.

Der sportliche Wert dieser Veranstaltung mag überschaubar sein. Auch der Rahmen von rund 100 Zuschauern ist in Sachen Professionalität bei weitem nicht mit den Ping-Pong-Titelkämpfen in London zu vergleichen. In der Szene wird noch diskutiert, ob es sich beim Hardbat um einen weiteren schrillen Zeitgeist-Trend mit kurzem Verfallsdatum handelt oder nicht. Mit offenem Ende: Und wer weiß – so manche Trendsportart wie etwa Beachvolleyball hat dem Kernsport den Rang abgelaufen und ist mittlerweile sogar olympisch.

Doch derlei Diskussionen fechten Flemming nicht an. Das Erlebnis, vor allem aber die 4000 US-Dollar Siegprämie sind so schlecht nicht. Inzwischen ist der Hilpoltsteiner wieder zurück in der Heimat, wo er sich auf die neue Zweitliga-Saison vorbereitet. Mit der Schlägerumstellung hat er kein Problem. Einfach einen Schwamm drüber – das hat er in der Vergangenheit schon hinbekommen und dürfte jetzt nicht anders sein.

wwl