Tischtennis
Pokalschreck TV Hilpoltstein

Tischtennis-Zweitligist entscheidet Vorrundenspiele für sich und erreicht DTTB-Achtelfinale

29.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:15 Uhr

Seine womöglich beste Leistung im Hilpoltsteiner Dress zeigte Hannes Hörmann im Pokalspiel gegen den starken Jakub Kosowski von der Hertha BSC Berlin. Foto: Tschapka

Von Wolfgang Winkel

Hilpoltstein – Er soll ja seine eigenen Gesetze haben, der Pokal. Ein inflationär verwendeter Topos, der regelmäßig als Erklärung für überraschende Ergebnisse herhalten muss. Erklärungsbedarf benötigte der TV Hilpoltstein am Sonntag keinen. Ganz im Gegenteil: Wer sich nach neun Stunden mit drei ebenso spektakulären wie unerwarteten Siegen durchgesetzt, den Ruf als Pokalschreck untermauert, wertvolle Erkenntnisse gesammelt und nicht zuletzt das Achtelfinale des DTTB-Pokals erreicht hat, darf sich getrost in den Feiermodus begeben. Besser konnte die neue Saison für den Tischtennis-Zweitligisten TV Hilpoltstein nun wirklich kaum beginnen – und das trotz widriger Umstände.

Ersatzgeschwächter TV Hilpoltstein überrascht

Da wären die Krankenstände des Hilpoltsteiner Personals. Kapitän Alexander Flemming hatte eine Entzündung im Knie und sich mit Schmerzmitteln vollgepumpt. Mathias Danzer plagte eine ähnliche, wenngleich nicht so heftige Blessur. Hannes Hörmann zwickte nach einem Trainingslager des DTTB der Rücken und Andy Pereira war nach überstandener Corona-Infektion sowie einer Fischvergiftung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Der Russe Petr Fedotov stand gar nicht erst zur Verfügung. Kein Wunder, dass sich die beiden Abteilungsleiter Robert Nachtrab und Uli Eckert vom Spielverlauf überrascht zeigten: „Mit diesem Erfolg haben wir angesichts der Vorgeschichte nicht gerechnet.“

Eigentlich kam der Pokal-Marathon, mit dem traditionell die Saison eröffnet wird, zur Unzeit. Doch Aufgeben oder Abschenken stand noch nie auf der Agenda der Hilpoltsteiner, die in der Vorrunden-Gruppe IV mit dem TTS Borsum, Hertha BSC Berlin, vor allem aber dem TV Worms-Leiselheim knackige Gegner vorgesetzt bekamen. Gespielt wurde in vier Dreier-Gruppen im Modus „Jeder gegen Jeden“ mit Dreiermannschaften. Eine echte Standortbestimmung.

Los ging es um 10 Uhr morgens, als Hilpoltstein auf den TV Leiselheim traf. Für nicht wenige das vorweggenommene Endspiel. Eine schwierige Aufgabe, auch wenn die Gäste ohne ihren Frontmann, den mittlerweile 50 Jahre zählenden Chen Weixing, auskommen mussten. Doch auch der Weißrusse Aliaksandr Khanin, der Chilene Nicolas Burgos sowie der Ex-Passauer Tomislav Kolarek verstehen ihr Handwerk. Uli Eckert setzte gegen das Trio auf die Spielkünste von Andy Pereira sowie das Doppel. Und er sollte Recht behalten. Während Pereira beide Zähler holte, gingen Hannes Hörmann und der arg gehandicapte Alexander Flemming leer aus. So musste das Doppel die Entscheidung bringen: Flemming und Hörmann setzten sich in fünf hart umkämpften Sätzen durch.

Hörmann nervenstark im Tischtennis-Thriller

Dann war Hertha BSC Berlin an der Reihe. Eine Begegnung mit viel Brisanz, auch wenn die „alte Dame“ nach dem Abgang des Ex-Hilpoltsteiners Philipp Floritz nach Oldenburg heuer als Zweitliga-Abstiegskandidat gehandelt wird. Nachdem Pereira die Gelb-Schwarzen in Führung gebracht hatte, traf Mathias Danzer auf Altmeister Torben Wosik. Und Danzer lieferte der „silbergrauen Berliner Eminenz“ vier Sätze lang einen Kampf auf Biegen und Brechen. Trotz einer guten Leistung musste sich der 17-jährige Hilpoltsteiner dem Routinier schließlich mit 1:3 geschlagen geben. Doch der eigentliche Höhepunkt sollte erst noch kommen. Für Alexander Flemming, der aufgrund seiner Schmerzen zurückgezogen hatte, musste Hannes Hörmann gegen den starken Jakub Kosowski in die Box. Was sich dann abspielte, war nichts für schwache Nerven. Nach einer 1:0-Führung ließ der Hilpoltsteiner beim Stand von 10:6 im zweiten Durchgang vier Satzbälle liegen, um schließlich mit 12:14 den Kürzeren zu ziehen. Im dritten Satz drehte er den Spieß um, und machte aus einem 7:10-Rückstand ein 12:10. Durchgang vier ging dann wieder an den Polen. Im Entscheidungssatz steigerte sich Hörmann, rockte mit seinem 15:13 die Halle und zeigte dabei seine womöglich stärkste Leistung im Hilpoltsteiner Dress. Ein Auftritt, der letzte Zweifel an seiner Zweitligareife förmlich hinwegfegte. Es war die Entscheidung, auch wenn Andy Pereira gegen Wosik ungewollt ebenfalls über die volle Distanz gehen musste.

Damit war der Bann gebrochen. Drittligist TTS Borsum aus dem niedersächsischen Landkreis Hildesheim wurde mit 3:1 nach Hause geschickt. Nach neun Stunden war es vollbracht. „Das war stark, ich bin begeistert von unserer Mannschaft“, zeigte sich Uli Eckert sehr angetan. Als Lohn für den Turniersieg winkt das Achtelfinale, wo die Hilpoltsteiner Heimrecht gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf genießen. Die Form stimmt, die Liga kann beginnen.