Büchenbacher Waldlauf
Olympiasieger Dieter Baumann besucht für seine Kolumne zwölf verschiedene Dorfläufe

17.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:53 Uhr

Spitzensportler unter sich: Auch die gebürtige Rotherin und Top-Triathletin Rebecca Robisch suchte in Büchenbach das Gespräch mit Olympiasieger Dieter Baumann. Foto: Regler

Er ist zeitig dran. Bereits zwei Stunden vor dem Startschuss schlendert Dieter Baumann auf der Suche nach dem Wettkampfbüro über das Sportgelände des TV 21 Büchenbach. Wobei, eigentlich sucht er etwas ganz anderes hier, wie der frühere Spitzen-Läufer, der im Laufe seiner Karriere bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften Medaillen und auf nationaler Ebene dutzende Meistertitel gewonnen hat, in seinem schwäbischen Dialekt erzählt. Er will „das Herz der Laufszene“ erkunden und darüber schreiben.

Baumann, der zu seiner aktiven Zeit nicht nur Außergewöhnliches geleistet hatte, sondern auch unter Dopingverdacht geraten war, liefert für die Laufzeitschrift Runner's World monatlich eine Kolumne. Heuer hat er sich dafür das Thema Dorfläufe ausgesucht. Dazu will er „in diesem Jahr zwölf ganz unterschiedliche Dorfläufe erleben. Das ist quasi die Ursuppe, dort entsteht das Laufen“, erklärt der Tübinger, während er den Kids beim Aufwärmen zusieht. „Wissen Sie, in Deutschland gibt es bestimmt 100 Dorfläufe mit vielleicht 200 Teilnehmern im Schnitt. Das heißt, die bringen 20000 Leute zum Laufen.“ Ohne solche Veranstaltungen, „bei denen es nicht ums Geschäft, sondern einfach nur ums Laufen geht, gäbe es Berlin und die anderen großen Rennen gar nicht“, ist sich Baumann sicher.

Auf Büchenbach ist er durch Zufall gestoßen. Klassische Dorfläufe überhaupt zu finden sei – vor allem im Winter – mittlerweile richtig schwer, weil vor allem kleine Veranstalter nicht online dafür werben. Über den Bayerischen Leichtathletik-Verband sei er auf Büchenbach aufmerksam geworden. Abgesehen davon, dass es zeitlich gut passe, habe ihm von Anfang an gefallen, dass es ein Waldlauf ist. „Waldlauf, so nennt doch heute sonst keiner mehr sein Rennen. Jetzt muss alles Cross, Trail oder Challenge heißen, Hauptsache es klingt cool.“ In Büchenbach habe das aber Tradition, „so was ist toll“. Außerdem erinnere es ihn an seine Anfänge. „Eines meiner ersten wirklichen Rennen war 1981 oder 82 der Waldlauf in Laichingen, das waren auch Kreismeisterschaften.“

Sein Rennen, der Hauptlauf über elf Kilometer, rückt derweil immer näher. Trotzdem nimmt sich Baumann viel Zeit für die Menschen um ihn herum. Er beantwortet hier eine Frage, lässt dort ein Bild mit sich machen, feuert die Kids an, die an ihm vorbeirennen, trägt sich ins Goldene Buch der Gemeinde ein, stellt sich bei der Präsentation des Läufer-Cups mit ins Bild oder schwätzt einfach mit den Zuschauern und Aktiven. „Ich will die Menschen spüren und in die Atmosphäre hier eintauchen.“

Als es an die Startlinie geht, schiebt er die Jüngeren nach vorne. Was er sich für das Rennen ausrechnet? „Ich laufe so ambitioniert, wie es geht. Aber für bestimmte Dinge im Leben gibt es Zeitfenster. Und mit Ende 50 ist das Zeitfenster für Spitzenzeiten relativ geschlossen“, meint der 58-Jährige ganz entspannt. Als er wenig später konzentriert und mit Zug über die Strecke läuft, lässt sich erahnen, was ihm das Laufen bedeutet. Nach 41:39 Minuten überquert Baumann als schnellster seiner Altersklasse ausgepumpt, aber mit einem Lächeln die Ziellinie. „Das war richtig schön, aber hart. Aber auch das kann ja schön sein.“

Das Rennen in Büchenbach hat ihm jedenfalls sehr gut gefallen. „Der Lauf hat Historie, das spürt man. Als Leichtathlet lacht mir da das Herz. Es ist ein Lauf, bei dem jeder wertgeschätzt wird, kein Event.“ Bei so viel Lob darf man gespannt sein, wie Baumann den Ausflug nach Büchenbach in seiner Kolumne verarbeitet. Die April-Ausgabe der Zeitschrift mit dem Artikel erscheint voraussichtlich Mitte März.

HK