Norseman 2022
Extremerfahrung im Nationalpark

Jelena Helmreich vom La Carrera Tri Team Rothsee beendet Langdistanz-Triathlon in Norwegen als Vierte

24.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:28 Uhr
Mathias Hochreuther

Beim Zielfoto auf dem Gipfel des Gaustatoppen war das Lächeln in Jelena Helmreichs Gesicht wieder zurück. Zuvor hatte sich die Extremsportlerin weder von der Kälte beim Schwimmen im Fjord noch von Magenproblemen beim Laufen durch alpines Gelände unterkriegen lassen. Fotos: Sportograf.com, privat

Von Mathias Hochreuther

Laffenau/Hilpoltstein – Als Jelena Helmreich am 3. Juli als schnellste Landkreisstarterin und Gesamt-Achte beim Challenge Roth ins Ziel lief, war sie völlig happy, aber auch fix und fertig. Und trotzdem hatte sie schon das nächste Ziel vor Augen: den Norseman 2022. Vor wenigen Tagen stand sie dann also wieder im Ziel, diesmal allerdings nicht im Rother Stadtgarten, sondern auf dem Gipfel des Gaustatoppen in Norwegen – und freute sich über eine heiße Suppe.

Dem Norseman eilt der Ruf des härtesten Langdistanz-Triathlons der Welt voraus. Weil die 3,8 Kilometer Schwimmen um 5 Uhr am Morgen mit dem Sprung von einer Fähre in einen elf bis 13,5 Grad kalten Fjord beginnen. Weil die 180 Kilometer Radfahren quer durch die Hardangervidda, die größte Hochebene Europas, mit über 3800 Höhenmetern führen. Und weil der abschließende Marathon nach 1800 Höhenmetern auf dem knapp 1900 Meter hohen Gaustatoppen endet. Und bei allen drei Disziplinen macht den Sportlern auch noch das unberechenbare norwegische Wetter zu schaffen.

Der Norseman gilt auch als Weltmeisterschaft der „Xtri“-Rennen, einer Serie aus Extrem-Triathlons in vielen Regionen der Erde. Jelena Helmreich vom La Carrera Tri Team Rothsee hatte sich mit ihrem Sieg im vergangenen Jahr beim „Swedeman“ für das Event in Norwegen qualifiziert. Denn die Starterfelder beim Norseman sind begrenzt, 239 Sportler – darunter auch Ex-Profi und Ex-Roth-Sieger Timo Bracht bei den Männern – gingen 2022 an den Start, 219 kamen auch ins Ziel.

Eine weitere Besonderheit dieses Rennes: Auf der Strecke gibt es keine offizielle Verpflegung, alles muss durch die Athleten selbst organisiert werden. Bei Jelena Helmreich bestand das „Supportteam“ aus ihrem Mann Mirco. Und der war erstmals nach dem Schwimmen gefragt, das sie in 1:06:31 Stunden beendete. Zwar ist ein Neoprenanzug dabei Pflicht, ebenso Neoprenschuhe und -haube, um nicht auszukühlen. „Aber ich bin trotzdem stark unterkühlt in die Wechselzone gekommen“, berichtete die 31-Jährige. Wie sehr ihr die Kälte zu schaffen machte, verdeutlicht ihre Wechselzeit. Über zehn Minuten brauchte sie, um vom Neoprenanzug in die Radklamotten zu wechseln.

Immer noch stark zitternd stieg Helmreich anschließend aufs Rad und griff ihre Paradedisziplin an. Gespickt mit vielen Höhenmetern war es auch hier vor allem das Wetter, das den Athleten zu schaffen machte. „Zwei Grad, Regen und heftige Winde haben vor allem die Abfahrten in der ersten Hälfte der Radstrecke zu einer Qual gemacht“, sagte Helmreich. Die in Laffenau, einem Gemeindeteil der Stadt Heideck, lebende Ausdauersportlerin konnte trotzdem ihre Radstärke ausspielen und arbeitete sich immer weiter nach vorne. Mit der Tagesbestzeit im Frauenfeld von 5:53:27 Stunden und einem Schnitt von über 30 Kilometern pro Stunde erreichte sie die zweite Wechselzone auf Gesamtplatz zwei und nur drei Minuten hinter der Führenden und späteren Siegerin des Rennens, Eilidh Prise aus Schottland.

Jelena Helmreich erwischte allerdings beim Laufen keinen guten Tag. Im Nachgang vermuteten sie und ihr Mann Mirco, dass sich auch die kurze Erholungszeit nach dem Challenge und zwischenzeitliche gesundheitliche Probleme bemerkbar gemacht hätten. „Der Marathon wurde für mich vor allem zu einer großen mentalen Herausforderung“, sagte Helmreich. Die ersten 25 Kilometer der Laufstrecke sind vergleichsweise flach, ehe es dann in den Anstieg zum sogenannten „Zombie-Hill“ geht. Dort führt die Strecke acht Kilometer stetig bergauf – bei Steigungen von acht bis zehn Prozent. Es folgt ein kurzes Flachstück und anschließend das „Finale“ auf dem Gaustatoppen, ein fünf Kilometer langer Trail auf den Gipfel durch hochalpines Gelände, der Laufen nahezu unmöglich macht. Schritt für Schritt kämpfte sich Helmreich Richtung Ziel und ließ sich auch durch zwischenzeitliche Magenprobleme nicht aufhalten. Ihr Mann Mirco begleitete sie ab Kilometer 25 bis ins Ziel zu Fuß und so konnten sie sich nach 12:39:52 Stunden gemeinsam über einen starken vierten Platz und ein unvergessliches Erlebnis freuen. Und Jelena Helmreich eben besonders über ihre heiße Suppe.

HK