Bobsport
Bob-Anschieber Tobias Schneider startet bei WM in St. Moritz

25.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:39 Uhr

Der Eckersmühler Tobias Schneider nimmt im Team von Christoph Hafer die letzte Position im Viererbob ein. Fotos: BSD, Larcis

Eckersmühlen – Bob-Anschieber Tobias Schneider aus Eckersmühlen erlebt nach seiner Olympia-Teilnahme 2022 in Peking derzeit seine bisher beste Weltcup-Saison. Der Schlussmann im Viererbob von Christoph Hafer holte sich mit seinem Team erst kürzlich einen starken zweiten Platz beim Weltcup in Altenberg. Ab diesem Donnerstag startet auf der einzigen Natureisbobbahn der Welt in St. Moritz (Schweiz) die Bob- und Skeletonweltmeisterschaft, bei der Schneider am ersten Februar-Wochenende im Viererbob antritt und als Ersatzmann für den Zweierbob bereit steht.

Herr Schneider, vom Weltcup in Altenberg sind Sie direkt nach Ainring bei Freilassing gefahren, was haben Sie dort gemacht?
Tobias Schneider: Ich bin zum Polizeiobermeister befördert worden und habe meine Verbeamtung auf Lebenszeit erhalten. Von dort aus ging es dann nach St. Moritz.

Herzlichen Glückwunsch!
Schneider: Danke! Der Zeitpunkt war nicht ganz günstig, weil ich gerne direkt von Altenberg nach St. Moritz gefahren wäre, aber ich bin schon sehr froh, dass ich als Polizist die Möglichkeit habe, als Sportprofi zu arbeiten. Dann habe ich nach der Karriere auch eine berufliche Perspektive.

In Altenberg sind Sie am ersten Wochenende mit dem Viererbob auf Platz zwei gelandet. Team Hafer war dabei der beste deutsche Bob.
Schneider: Ja, das war großartig. Besonders war für mich auch, dass mein Vater einen Bus organisiert hatte und mich 40 Leute von zu Hause an der Bahn unterstützt haben – Familie, Freunde, Sportler und sogar eine Gruppe vom „Kerwahaufen Eckersmühlen“. Ich konnte sie am Start hören, sie waren ganz nah. Das war eine große Ehre für mich.

Am zweiten Wochenende waren Sie dann sogar im Zweier und im Viererbob am Start.
Schneider: Ja, das war – wie wir sagen – ein echtes Wetterrennen, weil es die ganze Zeit stark geschneit hat und die Kufen unseres Bobs dafür nicht so gut ausgelegt sind. Dafür haben die Ergebnisse aber gepasst. Im Zweier waren wir auf Platz fünf, im Vierer auf Platz sechs.

Werden Sie bei der WM in St. Moritz auch im Zweier dabei sein?
Schneider: Ich halte mich als Ersatzmann für Matthias Sommer bereit. Aber planmäßig wird er den Zweier anschieben. Ich bin dann als Bremser, also ganz hinten im Viererbob, am ersten Februar-Wochenende am Start.

Bevor wir über St. Moritz sprechen – bei den Olympischen Spielen in Peking haben Sie mit Ihrem Team nur um sechs Hundertstel eine Medaille verpasst. Wie sehen Sie das im Nachhinein?
Schneider: Mental hatte ich zunächst ordentlich mit dem vierten Platz zu kämpfen. Ich war in einem post-olympischen Loch. Doch inzwischen sehe ich es anders. Seit meiner Kindheit war Olympia mein großer Traum. Und dieser ist wahr geworden. Inzwischen erkenne ich das. Ich muss nichts mehr beweisen. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Ich plane von Wettkampf zu Wettkampf, von Saison zu Saison. Und damit geht es mir gut.

Das Team Hafer ist nach Olympia zusammen geblieben.
Schneider: Ja, wir funktionieren als Team wirklich gut, haben uns gefunden und stehen als Freunde gemeinsam am Start. Es tut uns gut, dass die Rollen in dieser Saison klar verteilt sind und es nicht so viele Veränderungen und Unsicherheiten gibt wie in der vergangenen Saison.


Nun zu St. Moritz: Auf der Natureisbobbahn haben Sie schon großartige Erfolge feiern können.
Schneider: Oh ja, mir liegt diese Bahn. Hier hat meine Karriere 2018 begonnen, als wir Junioren-Vizeweltmeister im Zweier und Vierer wurden. Und im vergangenen Jahr haben wir in St. Moritz die Olympia-Qualifikation klargemacht. Es ist die einzige Natureisbahn weltweit. Sie wird jedes Jahr neu erschaffen. Es ist ein wahres Winterwonderland: Illustres Publikum, wie beim Golfen, aber auch familiär. Wir fahren seit Jahren in dasselbe Hotel und fühlen uns dort inzwischen richtig heimisch.

Wie steht es um Ihre Fitness? Sie hatten lange mit Verletzungen zu kämpfen.
Schneider: Mir geht es gut. Ich hatte endlich mal keine Probleme und konnte gut trainieren. Ich bin fit. Vor mir aus kann es losgehen.

Gibt es bei der Weltmeisterschaft – wie bei Olympia – vier Läufe?
Schneider: Ja, die ersten beiden Läufe im Vierer finden am Samstag, 4. Februar, statt, die beiden Finalläufe am Sonntag, 5. Februar.

Wird Ihr Vater wieder eine Busfahrt organisieren?
Schneider: Tatsächlich ja. Und das freut mich natürlich riesig. Es ist eine Fahrt für die beiden Finalläufe am Sonntag angedacht. Ob es wieder ein großer Bus wird oder mehrere Kleinbusse, ist noch unklar. Interessierte können bei meinem Vater Peter, am besten per WhatsApp, melden: 0177/2265581.

Das Gespräch führte
Cornelia von Hardenberg.