TSV Jetzendorf – Trainingsstart
Umbau-Arbeiten in der Viererkette

TSV Jetzendorf hat bis zum Landesliga-Start in drei Wochen noch viel Arbeit vor sich – Sechs Neuzugänge

24.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:54 Uhr

Drei der sechs neuen Gesichter auf dem Jetzendorfer Trainingsplatz: Die Zugänge (von links) Sebastian Pohlmann, Lorenz Kirmair und Torwart Ulrich Unterburger bei der ersten gemeinsamen Trainingseinheit. Foto: Kramer

Von Horst Kramer

Jetzendorf – Auch nach zwei Stunden waren sie noch mit Eifer bei der Sache: in Fünf-gegen-Fünf-Spielen, beim Sprinttraining oder bei Stabilisationsübungen. Den 15 Spielern des TSV Jetzendorf waren die Anstrengungen anzusehen, alle waren durchgeschwitzt, der Spaßfaktor war aber dennoch hoch. Zumindest bei denen, die sich auf einem verkleinerten Feld auf dem Trainingsplatz austoben durften.

Der Spielertrainer der Jetzendorfer, Alexander Schäffler, bestätigt den Eindruck: „Ja, es macht allen Spaß nach unserer historischen Saison wieder auf dem Fußballplatz stehen zu dürfen, mir auch.“ Mit einem Augenzwinkern setzt er hinzu: „Es waren nur etwas zu viele Feiern.“

Beim Trainingsauftakt dabei waren ein halbes Dutzend neue Gesichter, vor allem Nachrücker aus der eigenen Jugend, aber auch einige externe Neuzugänge. Etwa der aus Scheyern kommende Keeper Ulrich Unterberger, der für seine Paraden viel Lob einheimste – wie auch sein Gegenüber Jeremy Manhard. Dennis Pöllner, Stammkeeper bis zum letzten Herbst, ist noch im Urlaub. So wie sein Cousin, Schäfflers Co-Spielertrainer Markus Pöllner, oder auch Luis Sarisakal. Insgesamt umfasst der Kader 21 Feldspieler und drei Keeper.

Große Hoffnungen ruhen auf Neuzugang Dominic Reisner

Eine Schlüsselrolle im neuen Team wird Rückkehrer Dominic Reisner einnehmen (siehe Kasten). Der 26-Jährige sprühte vor Spielfreude, war antrittsschnell und torhungrig. „Durch Domi erhöhen sich unsere Optionen nochmals gewaltig“, schwärmt Schäffler. Eine weitere wichtige Funktion wird Benedict Geuenich (27) haben, den es nach einem Landesliga-Jahr beim SE Freising wieder ins Ilmtal gezogen hat. Der Torjäger schaute allerdings nur zu und jonglierte zuweilen mit einem Ball, ihn hat erst vor Kurzem die Omikron-Variante erwischt. Vermutlich kann Geuenich schon in der kommenden Woche ins Training einsteigen.

Zwei weitere Verstärkungen kommen aus der Nachbarschaft. Die erste ist Innenverteidiger Ferdinand Els (26), der beim TSV Wolnzach in der Kreisklasse gespielt hat. Ein schlanker gefühlter Zwei-Meter-Hüne, wie er in Jetzendorf seit Dominic Wagner nicht mehr zu sehen gewesen ist. Els hat die Aufgabe, Christos Papadopoulos zu ersetzen. Der ebenfalls 26-Jährige, der im vergangenen Jahr geheiratet hat, will sich auf Beruf und Familie konzentrieren. „Papa hinterlässt eine Riesenlücke“, bedauert Schäffler. Ebenso Simon Oberhauser (30), mit dem der 33-jährige Schäffler seit zwölf Jahren zusammenspielt. „Beide zählten zu den großen Stützen des Teams, auf und neben dem Platz“, betont der Coach. „Eine neue Viererkette zu bilden, wird eine der großen Herausforderungen.“ Interne Lösungen bieten sich mit Florian Radlmeier, Luis Sarisakal oder Stefan Nefzger an, die alle schon erfolgreich auf Oberhausers rechter Außenverteidigerposition gespielt haben. Mit Sebastian Pohlmann (26) vom Kreisligisten SV Hohenwart verfügen die Oberilmtaler jedoch nun über einen weiteren Außenbahnspieler. Aus der eigenen Jugend rücken zudem Defensivkraft Valentin Hecht (18) und Mittelfeldspieler Lorenz Kirmair nach.

Reicht das für die Landesliga? Braucht es nicht noch wenigstens einen oder besser zwei erfahrene Akteure mit höherklassiger Erfahrung? Schäffler antwortet mit zwei Botschaften: „Wir sind in den vergangenen vier Jahren sehr gut damit gefahren, nur Spieler zu holen, von denen wir wissen, dass sie menschlich und charakterlich zu uns passen. Sportlich natürlich auch.“ Er schränkt aber ein: „Wir müssen sehen, was sich in den kommenden Wochen tut.“ Zum Beispiel auch in Sachen Verletzungen: So steht Nefzger vor einer Knie-OP, eine Spätfolge seines Kreuzbandrisses vor zwei Jahren. „Wir hoffen, dass er uns ab dem achten oder neunten Landesliga-Spiel wieder zur Verfügung steht“, erklärt der Coach. Ein weiterer Rekonvaleszent ist Tobias Liebl (28), dessen drei spät entdeckte Ermüdungsbrüche im linken Fuß einen langsamen Wiedereinstieg erforderlich machen. „In dieser Woche durfte ich zehn Minuten täglich joggen, in der kommenden darf ich die Zeit verdoppeln“, erzählte er. Im Juli kann der Ex-Gündinger wohl erstmals wieder gegen einen Ball treten.

Landesliga-Auftakt am 16. Juli beim SC Olching

Auch in der vergangenen Bezirksliga-Saison mussten die Jetzendorfer immer wieder Ausfälle wegstecken. Dass sie jeden Rückschlag auffangen konnten, auch eine kritische Periode im Herbst, ist einer der drei Erfolgsfaktoren des Jetzendorfer Teams. Davon ist Schäffler überzeugt. „Ein anderer ist, dass wir beide Spiele gegen den großen Favoriten für uns entscheiden konnten“, meint der Coach. „Ebenso wichtig war, dass wir die Landkreis-Derbys gegen den FSV und den TSV Rohrbach gewinnen konnten.“ Warum das alles gelang, hat einen simplen Grund, so Schäffler: „Wir waren vielleicht nicht die spielerisch beste Mannschaft, aber das beste Team. Außerdem haben wir mit Markus Pöllner den besten Spieler der Liga.“ Mit diesem Teamgeist wollen Schäffler, Pöllner und Co-Trainer Daniel Stampfl auch in der Landesliga für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Am Sonntag bestreitet der TSV sein erstes Testspiel. Im Lorenz-Wagner-Stadion ist dann der Südost-Landesligist TSV Eintracht Karlsfeld zu Gast (15 Uhr). Drei Wochen später erfolgt bereits der Auftakt in der Landesliga Südwest mit dem Auswärtsspiel beim SC Olching (Samstag, 16. Juli, 14 Uhr). Bereits am Dienstag darauf empfängt der TSV den SC Oberweikertshofen (18.30 Uhr).

PK



Der Weltreisende kehrt zurück in die Heimat

Jetzendorf – Er hat beim TSV Jetzendorf das Fußballspielen gelernt. Über TaF Glonntal kam Dominic Reisner zur Jugend des FC Ingolstadt, in dessen Regionalliga-Team er neun Spiele bestritt, bevor er zur SpVgg Unterhaching wechselte und weitere 30 Regionalliga-Partien bestritt.

Eine Profikarriere bahnte sich an. Doch Reisner wählte einen anderen Weg: Er absolvierte eine Ausbildung zum Physiotherapeuten und kehrte als 21-Jähriger zu seinem Heimatverein zurück. Das erste Mal. Vom Juli 2017 bis zum November 2018 erzielte der Stürmer 29 Tore in 34 Spielen und legte 20 weitere auf. Dementsprechend groß war der Schock im Verein, als Reisner zu Weihnachten 2018 verkündete, dass er erst einmal eine Weltreise unternehmen möchte. Es folgten zwei spannende Jahre mit Stationen in Australien, den Fidschi-Inseln, Indonesien, Malaysia, Thailand, Nepal und Schweden. Auf der Reise lernte Reisner fotografieren und filmen und verdiente sich einen Teil der Reisekosten mit Werbefotografie. In Schweden arbeitete der Jetzendorfer als Schneemobil-Guide für Touristen in Lappland. Die Liebe zog ihn im März 2020 nach Hamburg. Auf Reisners Instagram-Account „Weltreisner“ (rund 5300 Follower) kann man einige tolle Reiseaufnahmen bewundern. Kurz darauf ging das Coronavirus um die Welt, Reisner blieb in der Hansestadt, machte Musik-Videos und spielte Fußball beim Kreisligisten TSV Reinbek, mit dem er im Mai die Meisterschaft und den Bezirksliga-Aufstieg perfekt machte. Die Bergedorfer Zeitung schrieb vor sechs Wochen: „Einen schmerzhaften Verlust muss die (Reinbeker – Anm. d. Red.) Mannschaft durch den Abgang von Mittelfeld-Regisseur Dominic Reisner verkraften. Der Bayer kehrt zurück in seine Heimat.“ Seit dem 15. Mai ist er wieder im Lande. „Als mir klar war, dass ich nach Hause wollte, habe ich sofort bei Abteilungsleiter Willi Leimberger angerufen und gefragt, ob ich wieder beim TSV spielen kann.“ Der Verein habe ihn mit „offenen Armen“ empfangen, berichtet der TSV-Fußballchef. Reisner wiederum ist über seine herzliche Aufnahme begeistert. Schon nach der ersten Einheit war ihm klar: „Wir können hier einiges reißen.“ Zumal er offenbar nichts verlernt hat. Übrigens ist Reisner in Vierkirchen als Physiotherapeut tätig.

htk