Hohenwarter bei NFL-Spiel
„Noch nie ein geileres Sportevent erlebt“

Einstiger GFL1-Kicker Markus Gmeiner und seine Eindrücke vom ersten NFL-Match auf deutschem Boden

17.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:10 Uhr

Von Roland Kaufmann

München/Hohenwart – Markus Gmeiner (kleines Bild) weiß, wovon er spricht. 2007 hatte er zu den Gründungsmitgliedern der Ingolstadt Dukes gehört, war dann jahrelang bei ihnen als treffsicherer Kicker bis hoch bis in die GFL1 auf dem Feld gestanden. Der Hohenwarter kennt sich in Sachen American Football bestens aus – zumal er in den USA selbst schon bei dem einen oder anderen Topmatch dabei war.

Und jetzt, am vergangenen Sonntagnachmittag, das erste NFL-Spiel auf deutschem Boden – noch dazu in der gar nicht weit entfernten Münchner Allianz-Arena: Natürlich ließ sich der 47-Jährige dies nicht entgehen, saß in der Nähe der 50-Yard-Linie in Reihe 16 – und hatte von dort einen hervorragenden Blick darauf, was die Tampa Bay Buccaneers sowie die Seattle Seahawks auf den bayerischen Rasen zauberten. Zugegeben: Zu Gmeiners Lieblingsvereinen zählen beide nicht wirklich, dafür hängt sein Herz an den San Francisco 49ers. Folgerichtig war der Mann aus Hohenwart mit einer gewissen Zurückhaltung in Sachen Euphorie nach Fröttmaning gefahren. Aber das änderte sich dort rasend schnell.

Bessere Stimmung als bei Spielen in den USA

„Ich habe noch nie ein geileres Sportevent erlebt als dieses“, berichtet Gmeiner jetzt – zutiefst beeindruckt, mit leuchtenden Augen: „Das Ganze wird für mich und alle anderen, die live dabei sein durften, immer unvergesslich bleiben. Dieses Ereignis hat München komplett elektrisiert.“ Ja: Dies sagt in der Tat ein Mann, der die 49ers bereits live im Kalifornien-Derby bei den Los Angeles Rams gesehen hat, der bei einem NFL-Match der Indianapolis Colts gegen die Tennessee Titans schon hautnah an der Seitenlinie stehen durfte.

Was den Unterschied nun zu den damaligen Events ausmachte? „Ganz klar die einzigartige Stimmung“, antwortet der 47-Jährige wie aus de Pistole geschossen: „In den US-Stadien drehen die Fans zwar förmlich durch, wenn es einen Touchdown gibt oder die Cheerleaders sie dazu animieren – aber das hält nicht sehr lange an. In der Allianz-Arena dagegen herrschte jetzt vom Anfang bis zum Ende eine Gänsehautatmosphäre pur, in nahezu keinem Augenblick wurde es irgendwie ruhig.“

Nun gut: Die sportlichen Darbietungen an sich rissen Gmeiner nicht wirklich vom Stuhl („Das war zwar ein ganz nettes Spielchen – allerdings hatte man nie den Eindruck, dass die Seahawks den Buccaneers gefährlich werden könnten“). Umso mehr zeigt sich der Hohenwarter vom Drumherum begeistert: „Wenn ich allein an die unzähligen La-Ola-Wellen denke, die durch die Arena kreisten – oder wie die Fans einfach aus voller Kehle weitersangen, als John Denvers ,Take Me Home, Country Roads’ nicht mehr durch die Lautsprecher dröhnte. Wow, so etwas dürfte es bei einem NFL-Match wohl noch nie in dieser Art gegeben haben.“

Aber auch die Minuten vor dem Kick-off – mit den riesigen Nationalflaggen auf dem Rasen und dem Abspielen der amerikanischen sowie deutschen Nationalhymne: „Alles das hatte enorm viel Stil“, so der einstige GFL1-Kicker voller Hochachtung: „Ich hätte es im Vorfeld niemals für möglich gehalten, dass mich dieses Event dermaßen mitreißen könnte.“

Superstar Tom Brady mit phänomenaler Ausstrahlung

Folgerichtig schoss der 47-Jährige auch fleißig Erinnerungsbilder – zwar nicht mit sich selbst als Motiv („Das mache ich nie“), aber dafür mit allem anderen, was ihn an diesem Nachmittag beeindruckte. Und dazu zählte sogar Tampa Bays Quarterback-Superstar Tom Brady. „Normalerweise bin ich auch von ihm kein echter Fan“, gibt Gmeiner zu: „Bloß was er dann auf dem Feld für eine Ausstrahlung hatte – das war einfach phänomenal.“

Aber nicht nur das: Dadurch, dass die Buccaneers ihren Teambereich direkt vor seinem Sitzplatz hatten, bekam Gmeiner auch immer wieder die Gelegenheit zu beobachten, was Brady abseits des Matches so trieb. „Wie er sich da regelmäßig auf seine Einsätze vorbereitete, wie er den Football zu seinen Mitspielern warf – jeder von uns hätte sich beim Fangen die Finger gebrochen.“

Ob er bei all dem keine Lust verspürt hätte, selbst mal kurz auf das Feld zu gehen und einen Kick beziehungsweise Punt auszuführen – exakt so, wie er es ja viele Jahre lang bei den Ingolstadt Dukes getan hatte? „Lieber nicht“, sagt der 47-Jährige schmunzelnd: „Das sind schon ganz andere Dimensionen, wie das die Jungs aus der NFL machen.“

PK