Viele Puzzleteile für das große Ganze
In der letzten Saison von Spielertrainer Schäffler schafft Jetzendorf erstmals den Landesliga-Klassenerhalt

02.06.2023 | Stand 15.09.2023, 21:51 Uhr
Horst Kramer

Jubel über den Klassenerhalt: Mit dem 4:1-Auswärtssieg in Hollenbach sicherte der TSV Jetzendorf den Verbleib in der Landesliga Südwest. Foto: Kramer

Eine außergewöhnliche Saison ging dieser Tage für die erste Mannschaft des TSV Jetzendorf zu Ende: Als Elfter schaffte das Team des scheidenden Trainertrios Alexander Schäffler, Daniel Stampfl und Markus Pöllner locker den Klassenerhalt in der Landesliga Südwest – das erste Mal in der Vereinsgeschichte. Allerdings hatten die Grün-Weißen im Laufe der Saison einige kritische Phasen zu überstehen.

Schäffler denkt dabei an einige Partien der Hinrunde, als die Mannschaft mehrfach Punkte in der Nachspielzeit verschenkte. Etwa in Weißenburg im August, als die Grün-Weißen in der 97. Minute das 2:2 hinnehmen mussten. Es folgten sechs weitere Partien ohne Dreier. Erst gegen den Mitaufsteiger TSV Hollenbach gelang Anfang Oktober die Wende. Schäffler will diese Partie dennoch nicht als Wendepunkt für den Saisonfortgang verstehen. „Der Tiefpunkt war im Winter, als wir von Markus' (Pöllner, Anm. d. Red.) Knorpelschaden erfuhren und seinem Ausfall für die Frühjahrsrunde“, erinnert sich Schäffler. „Ohne unseren wichtigsten Spieler in die entscheidende Phase der Saison gehen zu müssen, war ein Schock.“ Ein Schock, der das Team jedoch weiter zusammenschweißte. Einige Spieler hätten damals Führungsaufgaben übernommen, betont Schäffler und nennt als Beispiele Wlad Beiz, Leon Grauvogl, Ben Geuenich oder auch Dominik Liebl.

Ein weiterer wichtiger Faktor war die Bereitschaft von Christos Papadopoulos, nach seinem Rücktritt im vergangenen Jahr nochmals die Stiefel zu schnüren. Ebenso, dass der im März nicht einmal 18-jährige Lorenz Kirmair den bis dahin gesetzten, aber gesperrten Ludwig Els quasi nahtlos ersetzte und dass Wojciech Fassl nach seiner langen Verletzungspause schnell an seine alten Leistungen anknüpfte.

Drei Siege: Furioser Auftakt nach der Winterpause

Mitentscheidend für den Klassenerhalt war der furiose Wiedereinstieg in die Punkterunde mit den drei Siegen in Kaufering (3:1), gegen Erkheim (5:2) und in Gersthofen (5:2). „Als wir im April wieder geschwächelt haben, hatten wir Glück, dass die Vereine, die hinter uns lagen, ebenfalls Punkte liegen ließen“, räumt der Spielertrainer ein. Auf zwei Unentschieden folgten vier Niederlagen, darunter ein deprimierendes 0:7 gegen die U21 der SpVgg Unterhaching – auch wenn sie keine Auswirkung für die Tabelle hatte (die Hachinger kickten außer Konkurrenz mit, Anm. d. Red.).

Umso überraschender mutete Ende April das erneute Comeback des Teams beim 3:0 gegen den FC Kempten an. „Alle wussten, dass wir hundert Prozent geben müssen“, sagt Schäffler. Tatsächlich lieferte die Mannschaft in diesem Match eine ihrer besten Leistungen ab, ihre Entschlossenheit beeindruckte die Allgäuer merklich. „Hut ab vor den Jungs!“, lobt der Coach. „Als wir dann nach Hollenbach fuhren, wussten wir, wir packen das.“ Beim 4:1 im Krebsbachtal strahlten die Oberilmtaler Selbstbewusstsein aus, ihre Gastgeber nicht.

Weitere wichtige Faktoren für den Erfolg: die 20 Treffer von Dominic Reisner, die zehn von Maximilian Kreitmair oder auch die sieben von Stefan Nefzger sowie nicht zuletzt die Paraden von Jeremy Manhard. Beispielhaft für den Einsatz und Kampfeswillen der Jetzendorfer waren etwa die leidenschaftlichen Auftritte von Florian Radlmeier und von Kapitän Martin Öttl – der 31-Jährige hört bekanntlich ebenfalls auf. Er biss trotz Verletzungen immer wieder auf die Zähne und schonte für die Kameraden keinen seiner lädierten Knochen. Gleiches lässt sich freilich auch von Schäffler selber sagen. Und von den Stimmbändern seines Freundes und Kompagnons Daniel Stampfl.

Dieses Trio werden die Jetzendorfer Fans wohl besonders vermissen. Auf die Frage, was heuer den Unterschied gemacht habe, im Vergleich zur Landesliga-Abstiegssaison 2019/21 antwortet Schäffler wie aus der Pistole geschossen: „Die Quotientenregel! Hätten wir die Saison (die der BFV abbrach – Anm. d. Red.) zu Ende spielen können, hätten wir den Klassenerhalt gepackt!“

Zwei weitere Neuzugänge stehen fest

Die Planungen für die neue Saison laufen. Abteilungsleiter Willi Leimberger, kündigt weitere Verstärkungen an. Vom unterfränkischen Bezirksligisten TV Wasserlos kommt Niklas Schröder (24). Der Offensivmann erzielte in den Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 19 Treffer in 39 Partien und bereitete neun vor. Vom TSV Rohrbach stößt Mittelfeldspieler Marius Fiederer (22) dazu. Der frühere Scheyerer trat in den vergangenen beiden Jahren 27-mal in der ersten Rohrbacher Mannschaft an, traf dreimal und legte einen Treffer auf.

Ein halbes Fußballer-Leben in grün-weiß
Jetzendorf – Seit 29 Jahren war das runde Leder ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Nun hat Alexander Schäffler seinen Rücktritt vollzogen, nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer.

Ein Leben ohne Fußball – wie geht das überhaupt? „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“, antwortet Schäffler. Der Weichser hatte beim heimischen SV das erste Mal Fußballschuhe getragen, später wechselte er zum ASV Dachau. Als 17-Jähriger verstärkte er die A-Jugend der damals erfolgreichen JFG TaF Glonntal. Dass Schäffler 2008 beim TSV Jetzendorf landete, lag an Frank Peuker. „Wir liefen uns an der Tankstelle in Weichs über den Weg und Frank erzählte, dass er in Jetzendorf als Trainer tätig werde, und fragte mich, ob ich mitkommen wolle.“

Der Ex-Profi Peuker (FCA, Jahn Regensburg) trainierte bis 2013 die Oberilmtaler, Schäffler galt schnell als einer der talentiertesten Spieler im grün-weißen Kader. Einige Beobachter hatten damals dem trickreichen und antrittsschnellen Edel-Techniker eine höherklassige Karriere zugetraut – immerhin hatte Schäffler schon in seiner ASV-Zeit bei der Jugend des FC Bayern mittrainiert (damals ein Kooperationspartner der Dachauer). Die Anfragen häuften sich, insbesondere nach der Saison 2013/2014, als Schäffler mit 30 Treffern die Torjägerkanone in der Bezirksliga gewann – und der TSV unter Harry Maier knapp den Aufstieg verpasste.

„Zu mehr als einigen Telefonaten ist es nie gekommen“, erzählt Schäffler, „mir ging es im Fußball nie um die persönliche Karriere.“ Sondern um etwas, was er von Anfang an in Jetzendorf fand: Teamgeist, Zusammenhalt, Offenheit. Schäffler trug 15 Jahre das Trikot des TSV Jetzendorf, mehr als die Hälfte seiner Lebenszeit als Fußballer.

htk