MSC/ECP-Fantreffen
„Ich garantiere für ein richtiges Spektakel“

Speedwayfahrer Julian Bielmeier über eine verrückte Wette und „Drift on Ice“

15.11.2022 | Stand 19.09.2023, 5:29 Uhr

Will auch dieses Mal bei „Drift on Ice“ vorn mitfahren: Julian Bielmeier. Fotos: Schaaf, Körner

Pfaffenhofen – Wer ist auf Eis schneller? Ein Rennfahrer auf seinem Motorrad, oder ein Eishockeyspieler mit seinen Schlittschuhen? Bei „Drift on Ice“ am 14. Januar soll die Antwort gefunden werden. „Top die Wette gilt“ heißt es bei „Wetten dass...“ und auch das angekündigte Duell zwischen Julian Bielmeier und einem ECP-Spieler kommt daher, wie die Außenwette der beliebten ZDF-Show. Im Rahmen des ersten gemeinsamen Treffens von Fans des MSC und des EC Pfaffenhofen sprach Bielmeier darüber, wie er seine Chancen bei diesem ungewöhnlichen Wettrennen einschätzt, was die Zuschauer beim Speedway-Rennen auf Eis erwartet und was er sich für 2023 vorgenommen hat.

Herr Bielmeier, Schlittschuhe gegen den 80 PS-Schub von einen Speedwaybike – wer wird da gewinnen?
Julian Bielmeier: (lacht) Da geht es wieder um diese kuriose Wette, das wird eine ganz enge Kiste. Ich rechne mit Quirin Oexler als Gegner und ich bin sicher, er kann sehr schnell um das Eis flitzen. In den Kurven wird er Vorteile haben, aber auf den Geraden werde ich ihm wieder Meter abnehmen. Wie soll man das abschätzen, wer da am Ende vorne sein wird? Ich schlage vor: Wir starten gegenüber, auf den Geraden, dann kommen wir uns nicht in die Quere. Auf alle Fälle freue ich mich riesig darauf.

Sie werden das Eis mit den Schrauben auf den Reifen ramponieren, da wird das Gleiten auf Kufen aber schwierig?
Bielmeier: Der Quirin wird schlau genug sein und eine Linie finden, auf der er gut vorwärts kommt. Ich habe ihn und Christian Birk eben kennengelernt, das sind Super-Typen.

Eine ähnliche Durststrecke, wie Sie derzeit die ECP-Spieler durchmachen, hatten Sie aber heuer nicht?
Bielmeier: Stimmt, ich bin ganz zufrieden. Im August konnte ich den Deutschen Bahnpokal gewinnen, das war mein persönlicher Meilenstein. Das Rennen fand bei extrem schwierigen Verhältnissen auf der Grasbahn von Hertingen statt, wobei mein gefährlichster Konkurrent Daniel Spiller nicht am Start war. Dafür ist Mario Niedermeier extrem stark gefahren – aber am Ende hat es gereicht.

Es war eines Ihrer letzten Rennen auf nationalem B-Lizenz-Niveau, denn noch an der Rennbahn haben Sie den Aufstieg in die internationale Szene angekündigt. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Bielmeier: Es war von vorneherein klar, dass ich irgendwann aufrücken werde. Und mittlerweile habe ich auf nationalem Level schon so ziemlich jedes Rennen gewonnen. So weiter zu machen, nur damit ich Woche für Woche auf dem Podest stehe, bringt mich ja nicht voran. Es ist der richtige Zeitpunkt, den Schritt zu wagen.

Auf was müssen Sie sich dann konkret einstellen?
Bielmeier: Es wird viel heftiger zu Sache gehen. Angst darfst du natürlich keine haben, sonst brauchst du gar nicht an den Start rollen. Und den Respekt vor den neuen Gegnern musst du bald ablegen, denn sonst gewinnst du nichts. Ich kann es nur auf gut bayerisch ausdrücken: Du darfst dir einfach nichts scheißen. Die Weltklasse-Piloten fahren dir extrem eng vor das Motorrad hin, da wetzt schon mal bei 130 km/h ein fremder Ellenbogen an dir – aber darauf bin ich eingestellt. Auch darauf, dass ich die Linien der Konkurrenten kaum noch abschätzen kann.

Das klingt danach, als hätten Sie dieses Szenario schon erlebt?
Bielmeier: In der Tat bin ich schon sporadisch auf dem Top-Level gefahren, da fällt mir spontan das Rennen in Rastede ein. Hier waren viele der weltbesten Grasbahnfahrer am Start. Ich schaffte es in den Final-Lauf und wurde Fünfter – aber ich kam erst nach und nach in die Spur. Zunächst schleuderte es mir haufenweise Dreck auf die Brille, weshalb ich schon verzweifelt war. Da habe ich gemerkt: Die fahren vier Runden lang voll am Anschlag und wenn du das selber nicht machst, schaust du ihnen hinterher. Ich weiß, dass ich das kann, aber ich muss körperlich und mental gerüstet sein.

Wie sieht Ihre Zielsetzung aus?
Bielmeier: Das lasse ich offen. Erst einmal ankommen, ist die Devise. Nach ein paar Rennen werde ich schauen, wo ich stehe. Ex-Europameister Stephan Katt hat mir klar gemacht, dass ich nicht damit rechnen sollte, gleich vorn mitzumischen.
Hoffen sie auch auf Einsätze bei WM- oder EM-Läufen?
Bielmeier: Ja – es ist durchaus möglich, dass ich zum Zug komme. Vielleicht bei einem Qualifikationslauf zur Grasbahn-EM oder zur Langbahn-WM. Aber auch eine Wildcard könnte ich bekommen.

Wie zu hören ist, werden Sie ein „Devil“ und kämpfen für das Speedway-Team des AC Landshut um Punkte in der polnischen Liga.
Bielmeier: Extrem cool ist das. Landshut ist der Verein schlechthin in Deutschland. Ich nehme den U21-Reserveplatz ein, habe aber die Möglichkeit, mich ins Team zu kämpfen. Wenn ich zum Einsatz komme, wäre ich live im polnischen TV zu sehen. Die polnischen Bahnen kennenzulernen und neben den Stars am Start zu stehen, wäre schon etwas ganz besonderes. Auch wenn ich hinterherfahren sollte, denn ich habe diese Fahrer schon als Kind bewundert und tue das immer noch.

Nach drei Jahren Pause findet in wenigen Wochen wieder „Drift on Ice“ mit Ihnen als Lokalmatador statt. Freuen Sie sich auf das Eis-Spektakel am 14. Januar?
Bielmeier: Und wie, ich habe tolle Erinnerungen an den Januar 2020. Auch wenn es eine Hassliebe ist, die ich mit den Eisrennen verbinde: Ich fahre immerhin gegen Spezialisten wie Ronny Weis und Richard Geyer, die alle Tricks und Kniffe drauf haben. Sie zu besiegen ist sehr schwierig, aber ich werde mich optimal vorbereiten.

Sie sprechen es an. Was ändern Sie an ihrem Speedway-Bike um es ideal um die kurze Eisbahn manövrieren zu können?
Bielmeier: Grundsätzlich kastriert man den 80 PS starken Motor regelrecht – weil das natürlich viel zu viel Leistung für den ultrakurzen Kreisel ist. Den Original-Schub könnte man gar nicht auf das Eis übertragen. Am Hinterrad dreht man in jeden Stollen eine Sechskantschraube mit Schlitz. Größere Dinger wären vielleicht besser, aber dann würden wir das Eis komplett wegschrubben. In den Vorderreifen werden Spaxschrauben gedreht und zusätzliche Schutzbleche sind Pflicht. Die Kupplung muss weich abgestimmt sein, denn man fährt schleifend weg. Natürlich wird auch extrem kurz übersetzt: Das Zahnrad auf dem Hinterrad ist vergleichsweise riesig, um hinten wenig Drehzahl zu haben. Generell hoffe ich wieder auf ein volles Haus, dann garantiere ich für ein richtiges Spektakel.

Das Gespräch führte
Erhard Wallenäffer.


Kartenverkauf: Tickets für „Drift on Ice“ sind online unter www.drift-on-ice.de sowie bei den Heimspielen des ECP und zu Zeiten des öffentlichen Laufs im Eisstadion erhältlich. Kinder (7 bis 14 Jahre) zahlen 8 Euro, Erwachsene 18 Euro.