Motorsport
Die „Defekthexe“ treibt ihr Unwesen

Die Motorsportler Julian Bielmeier, Christoph Oberleiter und Marius Zug hadern bei ihren Auftritten mit der Technik

07.06.2022 | Stand 07.06.2022, 17:53 Uhr

Die Leistung stimmte, doch die Technik machte Julian Bielmeier bei seinem Rennen in Herxheim einen Strich durch die Rechnung. Der Pfaffenhofener wurde bei einem Lauf disqualifiziert, weil er seinen Dirt-Deflektor (links hinter dem Hinterrad) verloren hatte. Foto: Breu

Von Erhard Wallenäffer

Pfaffenhofen – Versagt beim Motorsport die Technik, dann ist immer mal wieder vom Einfluss der „Defekthexe” die Rede. Und auch die Rennfahrer der Region dürften in den vergangenen Wochen gereizt gewesen sein: Drag-Racer Christoph Oberleiter bereitete sein neues Kühlsystem Probleme, an Julian Bielmeiers Sandbahn-Maschine löste sich ein Teil und Marius Zugs GT3-Sportwagen wurde durch den Einschlag eines Konkurrenten demoliert.

Christoph Oberleiter, Werneuchen, Race at Airport: Bis vor die Tore Berlins war Oberleiter gereist, um endlich wieder einen Weihnachtsbaum zu sehen. In der Tat wirkt dieser Satz merkwürdig – vor allem, wenn es um eine Rennveranstaltung im Mai geht. Jedoch schauen die Piloten beim Drag-Racing auf den berüchtigten „Christmas-Tree“, einem Mast mit montierten Lampen, welche das Signal geben: „Bremse lösen und sich auf die Viertelmeile katapultieren.“ Oberleiter berichtete von einem „Public Race“, bei dem er in der Klasse 7 (US-Cars) an den Start ging und letztlich den zweiten Platz erreichte. Seine erste Fahrt war die schnellste, hierbei löste der Ilmmünsterer die Lichtschranke exakt nach 11,599 Sekunden aus. 402,34 Meter hinter dem Christbaum war das und besiegt wurde er nur durch Renaldo Grundke (Templin), der mit seinem Ford Capri minimal schneller gemessen wurde.

Ganz einwandfrei hätte die Technik seines Dodge Challenger Hellcat aber nicht funktioniert, wie Oberleiter zugab: „Wir haben im Winter ein neues Kühlsystem verbaut, das sich über die Klimaanlage speist.“ Letztes Jahr sei der immense Motorblock, den der 42-Jährige als „Mega-Eisenschwein“ bezeichnet, nämlich viel zu heiß geworden, was zu Leistungsverlusten führte. „Notfalls ein schwitzender Fahrer – aber angenehme Verhältnisse für das 900 PS-Kompressor-Triebwerk“, war die Idee – jedoch ging die Rechnung in Werneuchen laut Oberleiter nicht auf: „Wir konnten das System vorher nicht testen, weil die Teile so spät geliefert wurden. Mittlerweile sind die Fehler freilich behoben.“ Bessere Voraussetzungen für die nächsten Starts im August also, denn der Ilmmünsterer will schneller werden, wie er klar stellt: „Ziel wäre es, heuer noch eine Zeit zu fahren, bei der die 10 vor dem Komma steht.“

Julian Bielmeier, Herxheim, Longtrack of Nations: Mehr Tradition geht kaum: Wie jedes Jahr belagerten am Vatertag tausende Fans die Highspeed-Sandpiste in der Südpfalz. Das Finale um die Team-WM stieg hier, wobei Bielmeier die Rennen der nationalen B-Lizenz bestritt. Hierfür hatte er sich einiges vorgenommen: „Mein Ziel war es, am Ende Erster zu sein, aber es sollte einfach nicht werden“, resümierte der Pfaffenhofener. Seinen „wichtigsten Lauf“ hatte er am Vorabend schon gewonnen und dann doch wieder nicht, wie Bielmeier ausführlicher beschrieb: „Ich wurde nachträglich disqualifiziert, weil ich in der letzten Runde den Dirt-Deflektor verloren hatte.“ Eine Art überdimensionaler Plastik-Löffel ist das, der den gehörigen Strahl vom Hinterrad abmildern soll, damit die Verfolger nicht die volle Ladung Sand abbekommen. Ein ärgerlicher „Löffelbruch“ an Bielmeiers Maschine also, weshalb der 20-Jährige mit Punkterückstand in die Wettfahrten startete.

Vor rund 12500 Fans konnte Bielmeier diesmal die weiteren Vorläufe gewinnen – damit war klar: „Ich musste den Finallauf gewinnen und das Ding wäre im Sack gewesen.“ So jedenfalls beschrieb er die Situation und ergänzte: „Ich hatte einen Bombenstart, lag in Führung und dann passierte hinter mir ein heftiger Sturz.“ Nach dem Abbruch wurde der Entscheidungslauf nicht mehr wiederholt, womit Bielmeier auf Platz zwei gewertet wurde. Der Sieg ging trotzdem nach Bayern, denn Daniel Spiller (Vilsheim) stand auf der obersten Stufe des Podests. Langbahn-Team-Weltmeister wurde im Übrigen die deutsche Crew vor den Driftern aus Tschechien und Frankreich.

Marius Zug, Le Castellet, 4. Juni, Circuit Paul Ricard 1000 Kilometer:„Ich mag die Strecke und freue mich auf das Rennen”, war von Zug im Vorspann der TV-Übertragung zu hören. Neben den DTM-Rennen bestreitet der Pfaffenhofener heuer auch die Wettfahrten des Endurance Cups, der GT World Challenge Europe-Serie. Diese ist vergleichbar mit einer Europameisterschaft. In diesem Rahmen fand am Wochenende ein Motorsport-Klassiker statt: Exakt 1000 Kilometer lang kann das 6-Stunden Rennen in Südfrankreich natürlich nicht sein, jedoch entsprachen die 176 Rennrunden des Sieger-Fahrzeugs, einem Ferrari 488 GT3, fast einer Punktlandung: 1028,19 Kilometer brachte das Trio Antonio Fuoco, Davide Rigon (beide Italien) und Daniel Serra (Brasilien) auf den Wegstreckenzähler.

Dreier-Besatzungen trieben also abwechselnd die 53 Supersportwagen um den Formel 1-Kurs, wobei Zug wieder den Audi R8 LMS GT3 von Attempto-Racing steuerte. Seine Kollegen waren Alex Arkin Aka (Hannover) und Nikolas Schöll (Österrreich), sie sicherten sich in der Gesamtwertung aller drei Qualifying-Sessions den 16. Startplatz. Für Zug ungewohnt: Beim Langstreckenklassiker in Südfrankreich wurde viel bei Dunkelheit gefahren, denn von 18 Uhr bis Mitternacht dauerte das Spektakel. Nicht jedoch für ihn, gegen 23 Uhr musste Zug in die Boxengasse einbiegen und anschließend den Audi in der Garage parken. Zuvor hatte Mercedes-Pilot Thomas Drouet (Frankreich) den Attempto-Audi beim Überhol-Versuch verhängnisvoll touchiert.

Zug machte Platz für die Überrundung durch den führenden Ferrari, wobei Drouet gleich die „offene Tür“ mit nutzen wollte. Der entstandene Schaden an der Spurstange machte eine Weiterfahrt unmöglich, Zug hatte da auf Platz acht gelegen.

PK