Pfaffenhofen – Als Argentiniens Sieg (4:2 n. E.) nach einem spektakulären WM-Finale gegen Frankreich feststand, war die Freude bei Jose Maximiliano Andrade Ceballos – kurz „Maxi“ Ceballos – groß. Der Torjäger von Bezirksliga-Tabellenführer FSV Pfaffenhofen, der im argentinischen Mendoza geboren wurde und dort bis zu seinem 17. Lebensjahr wohnte, fieberte das gesamte Turnier über mit seinem Heimatland mit. Im Interview spricht der 35-Jährige über den vierten WM-Titel der Albiceleste und betont, dass nicht nur Lionel Messi, den er schon lange bewundert und über Diego Maradona stellt, dafür ausschlaggebend war.
Herr Ceballos, wo haben Sie das Spiel am Sonntag verfolgt und wie war die Stimmung?
Maxi Ceballos: Ich habe es Zuhause mit meiner Schwester angesehen. Die Stimmung war durchgehend gut.
Hat Argentinien Ihrer Meinung nach verdient gewonnen?
Ceballos: Ja, ich finde es war wirklich ein verdienter Sieg. Argentinien hat das Spiel lange dominiert. Frankreich hatte nur wenige Großchancen. Die Argentinier waren aggressiver in den Zweikämpfen und haben von Anfang an gezeigt, dass sie den Titel mehr wollten.
War das das beste WM-Finale aller Zeiten?
Ceballos: Ich habe in meinem Leben schon viele WM-Finals gesehen, aber natürlich nicht alle, die bisher stattfanden. Ob es das beste aller Zeiten war, kann ich also nicht beurteilen. Aber von allen Endspielen, die ich selbst verfolgt habe, war es mit Abstand das Beste.
Wie war in Ihrer Heimat die Reaktion auf den WM-Triumph?
Ceballos: Natürlich hat auch meine Familie das Spiel angeschaut. Es fing dort um 12 Uhr mittags an. Zurzeit ist in Argentinien Sommer, alle Leute waren auf der Straße. Nach dem Sieg gingen die Feierlichkeiten noch lange weiter.
Haben Sie nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen Außenseiter Saudi-Arabien noch an den WM-Sieg geglaubt?
Ceballos: Ich habe schon vor Turnierbeginn geglaubt, dass Argentinien Weltmeister werden kann und war auch nach dieser Niederlage zuversichtlich. Wir haben das Auftaktspiel komplett dominiert, aber dann zwei blöde Gegentore kassiert. Es war für mich vergleichbar mit dem Deutschland-Spiel gegen Japan. Ich war mir danach dennoch sicher, dass Argentinien die verbleibenden Gruppenspiele gegen Polen und Mexiko noch gewinnen kann. Eventuell war das Saudi-Arabien-Spiel auch wie ein Weckruf für die Mannschaft. Denn jedes Spiel danach war gefühlt ein Finale.
Was hat die argentinische Mannschaft bei diesem Turnier ausgezeichnet?
Ceballos: Nationaltrainer Lionel Scaloni hat ein tolles Team geformt. Die Spieler waren nicht nur auf dem Rasen, sondern auch außerhalb des Feldes eine Einheit. Es war eine gute Mischung aus Akteuren mit hoher fußballerischer Qualität und anderen, die kämpferisch unglaublich viel leisten. Jeder hat über das gesamte Turnier alles gegeben. Wenn man sich einmal anschaut, was für eine Distanz sogar Lionel Messi im Finale gelaufen ist, war das schon beeindruckend. Auch der junge Stürmer Julian Alvarez war überall auf dem Feld zu finden, er wird wahrscheinlich zu Fuß nach Argentinien zurücklaufen (lacht).
Wie haben Sie die Leistung von Lionel Messi gesehen? War er auch Ihrer Meinung nach der beste Spieler des Turniers?
Ceballos: Ich glaube schon, dass Messi, von dem ich großer Fan bin, der beste Spieler war. Er war nicht nur Torjäger, sondern auch absoluter Führungsspieler und das mit und ohne Ball. In vielen Spielen, zum Beispiel gegen Mexiko oder auch im Finale, hat er der Mannschaft Sicherheit gegeben. Ich fand aber auch schon vor diesem Turnier, dass Messi der beste Spieler aller Zeiten ist.
Welche anderen argentinischen Akteure haben bei diesem WM-Triumph eine tragende Rolle gespielt?
Ceballos: Grundsätzlich war es natürlich eine herausragende Leistung der gesamten Mannschaft, von vorne bis hinten. Emiliano Martinez im Tor war ein wichtiger Rückhalt, Rodrigo de Paul ist unglaublich viel gelaufen und auch Enzo Fernandez spielte eine tragende Rolle.
Wie wird es mit Messi und der Nationalmannschaft jetzt weitergehen?
Ceballos: Es ist wahrscheinlich noch zu früh, um dazu etwas zu sagen. Aber Messi hat ja bereits verkündet, dass er seine Nationalmannschaftskarriere nicht direkt beenden wird. Jetzt wird das Team erstmal mit dem Pokal nach Argentinien zurückfliegen, alles andere wird sich dann noch zeigen.
Dennoch ist klar, dass auf absehbare Zeit andere Spieler das Team anführen müssen. Wer sind die kommenden Stars dieser Mannschaft?
Ceballos: Ich denke Alvarez wird noch eine wichtige Rolle spielen. Auch Fernandez hat seine große Qualität gezeigt. Er wird womöglich nicht mehr lange bei Benfica Lissabon bleiben. Christian Romero ist ein weiterer talentierter, junger Spieler. Insgesamt finde ich, dass die gesamte Mannschaft noch viel Potenzial hat.
Das Gespräch führte
Dennis Wang
