Landesliga Südwest
Unter Tränen in die Bezirksliga: Der VfR Neuburg steigt ab

22.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:55 Uhr

Das Match gegen Egg an der Günz spiegelt die gesamte Saison des VfR Neuburg wider: Eine blamable erste Halbzeit, die mit 0:3 endete, nach dem Wiederanpfiff eine bewundernswerte Aufholjagd, die mit einem Unentschieden endete – und doch stehen die Lila-Weißen nun mit leeren Händen da und müssen absteigen. Entsprechend depremiert war die Mannschaft. Foto: Worsch

Neuburg – Am Samstag um exakt 15.57 Uhr stand es fest: Der VfR Neuburg ist kein Landes-, sondern nur noch ein Bezirksligist. Das letzte Heimspiel wurde zuvor noch einmal zum großen Drama – mit am Ende nur Verlierern auf beiden Seiten. Es ist der bittere Abschluss einer verkorksten Saison, die die Neuburger im Endspurt nicht mehr retten konnten. Nach dem ersten Schock sind in den nächsten Wochen viele wichtige Fragen zu klären.

Ein bisschen paradox war es ja schon, denn der Moment der (eigentlich) großen Freude, als die Gastgeber gerade aus einem 0:3 ein 3:3 gemacht hatten, bedeutete gleichzeitig das Aus des VfR in der Landesliga Südwest. Nach Eugen Belousows Ausgleich in der sechsten Minute der Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Fabian Zimmermann die Partie erst gar nicht mehr an. Einen Punkt hatten die Neuburger also immerhin noch geholt und der erste Weg von Co-Spielertrainer Sebastian Habermeyer führte deshalb auch direkt zur Seitenlinie, um das Ergebnis aus Gersthofen zu erfahren. Dort wussten schon alle Bescheid: Der SV Bad Heilbrunn hatte im Fernduell auswärts mit 4:1 gewonnen. Der VfR-Abstieg, ab jetzt war er auch für die Letzten bittere Gewissheit. Und weil der SV Egg an der Günz durch das späte 3:3 die direkte Rettung in letzter Sekunde verpasste, sanken am Ende nur enttäuschte Verlierer auf dem Neuburger Rasen nieder.

Wobei es die Gastgeber mit dem direkten Abstieg natürlich noch viel härter traf als den SVE, der in die Relegation muss. Trainer Alexander Egen wollte deshalb auch erst einmal alleine sein, schlich mit Tränen in den Augen über das Feld und hatte sich auch am nächsten Tag noch nicht so ganz von dem Schock erholt. Klar, es gebe immer Wichtigeres als Fußball, doch wenn eine solch nervenaufreibende Saison mit allen ihren Höhen und Tiefen auf diese Weise ende, „dann ist das schon maximal bitter“, sagt der 33-Jährige mit leiser Stimme. In seinem ersten Trainerjahr habe er gefühlt so viel miterlebt, „wie manche in einer ganzen Karriere“. Zumal es ja um seine Person – als Nachfolger von Erfolgstrainer Christian Krzyzanowski und Sohn des damaligen Abteilungsleiters Roland Egen – auch immer wieder kritische Nebengeräusche gegeben hatte. Die Vereinsführung hielt trotzdem bis zuletzt an Egen fest. „Umso lieber hätte ich es jetzt geschafft, uns in der Landesliga zu halten“, sagt er. Mangelnden Einsatz für den Verein kann man Egen nicht vorwerfen. Die Verantwortung für den sportlichen Misserfolg müsse er aber freilich übernehmen, sagt der 33-Jährige selbst. Vor allem sei es ihm offenbar nicht gelungen, aus definitiv landesligatauglichen Einzelspielern „eine Mannschaft zu formen“.

Das wurde in den 96 Minuten gegen den SV Egg an der Günz dann auch noch einmal recht deutlich, als der VfR durch teilweise haarsträubende individuelle Fehler, die bezeichnend für die gesamte Saison waren, schon zur Halbzeit mit 0:3 zurücklag. Doch selbst als der zweite Durchgang – nach einem Handspiel von Simon Schropp auf der Linie, der Roten Karte für den Mittelfeldspieler und dem 1:3 durch Fabian Scharbatkes Elfmeter (48.) – eigentlich perfekt begonnen hatte, vermisste Egen bei manchen Akteuren die nötige Initialzündung. „Hätten wir den Willen der letzten Minuten schon früher gehabt, hätten wir dieses Spiel noch komplett gedreht“, mutmaßt er. So drückte der VfR zwar in Überzahl, wurde aber selten zwingend oder stand mit seinen Offensivspielern (gefühlt fast minütlich) immer wieder im Abseits. Am Ende reichte es nur noch zu zwei Kopfballtreffern von Eugen Belousow (83./90.+6), die den Absturz in die Bezirksliga nicht verhinderten.

Nach dem ersten Schock muss man sich beim VfR nun erst einmal sortieren, denn für die Zukunft bleiben viele offene Fragen. Mit dem Trainergespann wurde zwar in der Winterpause ligaunabhängig verlängert, doch ganz in Stein gemeißelt ist das nach dieser Saison wohl nicht. Einige Spieler werden sicher gehen. „Es wird einen Umbruch geben“, sagt Egen, der dann zumindest wieder ein kleines bisschen hoffnungsvoll nach vorne blickt: „Manchmal muss man ja einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorne zu machen“, sagt er. Dass dieser Schritt nun in die Bezirksliga führt, darauf hätten er und der Verein trotzdem gerne verzichtet.

DK



Aufstellung VfR: Dominik Jozinovic, Marco Bader, Maximilian Eberwein, Sebastian Rutkowski (46. Fabian Scharbatke), Sebastian Stegmeir, Michael Belousow, Sebastian Habermeyer, Stefan Klink (56. Eugen Belousow), Semih Coklar (76. Maximilian Christl), Yannick Woudstra (64. Philippe Bauer), Nico von Swiontek Brzezinski

Tore: 0:1 Moritz Herold (10.), 0:3 Manuel Schedel (14.), 0:3 Torsten Schuhwerk (44.), 1:3 Fabian Scharbatke (48., Handelfmeter), 2:3 Eugen Belousow (83.), 3:3 Eugen Belousow (90.+6)

Schiedsrichter: Fabian Zimmermann mit seinen Assistenten Elias Küffner und Simon Pfister

Rot: Simon Schropp (SVE, 48.)

Zuschauer: 225