Volleyball, Bezirksklasse Oberbayern I
„That’s the waaay we liiike it“

Beobachtungen beim ersten Heimspieltag des Aresinger Damenteams nach dessen Aufstieg

30.11.2022 | Stand 18.09.2023, 22:48 Uhr

Fleißig geblockt: Das Aresinger Team mit Julia Fröhlich (r.) ist nach dem Aufstieg noch ungeschlagen. Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Aresing – 62 Jahre gibt es den BC Aresing bereits. Ein stolzes Alter, und seit seiner Gründung hat der rührige Verein aus dem Altlandkreis Schrobenhausen wahrlich schon eine ganze Menge erlebt. Aber auf einen Aufstieg ihres eigenen Volleyball-Damenteams in die Bezirksklasse Oberbayern I – damit mussten die Gelbschwarzen bis ins Frühjahr 2022 warten. Und jetzt, Ende November, durften sie dort sogar erstmals einen Heimspieltag austragen.

Schon kurz nach dem Betreten der Schulsporthalle ist klar: Das Mitbringen von Ohrenstöpseln wäre gar keine so schlechte Idee gewesen. Denn Volleyballerinnen sind nicht nur extrem sportlich und körperlich beeindruckend fit, sondern auch ausgesprochen laut. Nein, nicht nur vor dem Spielbeginn ein bisschen gegenseitiges Anfeuern und rhythmisches Klatschen – das Ganze wird von ihnen die kompletten Partien lang nimmermüde durchgezogen. Die Enge der Aresinger Spielstätte tut dann ihr Übriges: Es hallt, es kommt in Windeseile eine beeindruckende Stimmung auf.

Wohl gemerkt von den Aktiven auf dem Platz. Wobei sie wahrlich nicht allein sind: Bänke und Stühle sind an der Seitenlinie aufgebaut – und nahezu alle sind von erwartungsfrohen Zuschauern besetzt. Volleyball – nur eine Randsportart hier? Von wegen.

Elisabeth Beierl – die Volleyballpionierin in Aresing

Derweilen kümmert sich Elisabeth Beierl (kleines Bild) noch kurz ums Catering. Ohne sie wäre das alles an diesem Tag nicht möglich – denn sie hatte den Volleyballsport einst, vor über 33 Jahren, überhaupt erst zum BCA gebracht sowie anschließend, auch gegen hin und wieder auftretende Widerstände, in Aresing etabliert. Die Volleyballabteilung bei den Gelbschwarzen: Sie ist ein Stück weit ihr Baby. Und dementsprechend nervös wirkt die 60-Jährige nun auch an diesem Tag: Es soll alles passen, alles soll funktionieren – und am Ende sollen bitte schön auch zwei Heimsiege des BCA gegen den MTV Pfaffenhofen sowie den TSV Neuburg stehen.

Nun gut, das Trainerinnenamt hat Beierl nach der Aufstiegssaison an Hanna Mondel übergeben. Aber sich ganz zurückziehen? Nur mehr eine unbeteiligte Beobachterin des Geschehens sein? Nein, da schüttelt sie energisch den Kopf: „Wenn man das alles aufgebaut hat, wird immer eine Verbundenheit hierzu vorhanden sein.“

Sagt’s und richtet einen Schokoladenkuchen auf den Tisch. Daneben: belegte Semmeln, Kaffee, allerlei Getränke, Tassen, Teller, Besteck. Sowie eine Tafel mit darauf geschriebenen Preisen und ein Plastikbecher, in den doch bitte schön das Geld für die erworbenen Leckereinen wandern soll. Ja, hier herrscht Selbstbedienung – und die Zuschauer nehmen’s gerne an. Zumal gerade die süßen Leckereien phänomenal schmecken. „Diese werden übrigens stets von unseren Spielerinnen selbst gebacken“, verrät Beierl.

Man stelle sich vor, Gleiches müssten auch die Fußballer aus dem Altlandkreis regelmäßig vor ihren Heimpartien tun: Ein Aufschrei würde quer durch die Vereine gehen. Einmal ganz davon abgesehen, dass es wohl für die Geschmacksnerven ihrer Zuschauer nicht wirklich gut wäre. Egal. Zurück zum Volleyball in Aresing – und zum Auftaktmatch des BCA-Teams an diesem Tag. Auf der anderen Seite des Netzes: die Vertretung des MTV Pfaffenhofen – in modischen blauen Trikots gewandet, das Stadtwappen groß auf dem Vorderteil, auf dem Rücken sind zahlreiche Sponsorennamen zu entdecken. Aber es nutzt dem Traditionsklub von der Ilm nicht viel, nach nur 17 Minuten hat er den ersten Satz mit 9:25 verloren.

Vermutlich scheint ihnen in Pfaffenhofen eine höhere Spielstätte zur Verfügung zu stehen – denn in Aresing haben die MTV-Frauen immer wieder Probleme mit der Hallendecke: Regelmäßig fliegen ihre Annahmen zu weit nach oben – natürlich auch bedingt durch die aggressiven Bälle, die von BCA-Seite über das Netz kommen. Prompt geht Durchgang Nummer zwei ebenfalls an die Hausherrinnen, nach 20 Minuten setzen sie sich mit 25:12 durch.

Also eine klare Sache? Das denkt zumindest der gemeine Zuschauer. Beierl hingegen blickt weiterhin sorgenvoll: „Es wäre typisch Aresing, dass bei einer 2:0-Führung plötzlich wieder kurz die Konzentration weg ist.“ Und dummerweise behält „Mrs BCA-Volleyball“ Recht: Satz Nummer drei geht mit 25:19 an die Pfaffenhofen.

Derweilen sitzen ihre Eltern neben ihr – zwar im reifen Alter, aber trotzdem mit fast ebenso viel Herzblut dabei wie ihre Tochter. „Beee Ceee Aaaa“, feuert der Papa dann auch die Aresinger Damen lautstark an. Und es zahlt sich aus: Nach einem 25:8 im vierten Durchgang dürfen die Heimischen einen 3:1-Gesamtsieg über den MTV bejubeln. Da schmecken den Zuschauern der Kaffee, die belegten Semmeln und der Kuchen gleich doppelt so gut. Obwohl das fast nicht möglich ist.

Selbst der Vereinsboss kommt zum Daumendrücken

In Beierls Gesicht macht sich inzwischen ein freudiges Grinsen breit. Die Anspannung scheint sich bei ihr erstmals an diesem Tag zu lösen. Immer wieder gibt’s einen Daumen nach oben in Richtung ihrer „Mädels“, die antworten stets mit einem dankbaren Lächeln. Alle von ihnen könnten rein vom Alter her locker die Tochter der 60-Jährigen sein – aber zu spüren ist das nicht einmal ansatzweise. Beierl ist eine von ihnen, aus, basta. Sogar der Spierinnenpass von ihr befindet sich noch in der Mappe. Nur so für den Notfall. „Der aber bitte schön nie mehr eintritt“, ergänzt die Aresinger Volleyballpionierin sofort lachend.

Knapp eine Stunde dauert die Pause bis zum nächsten Spiel. Und ja, mittlerweile hat sich auch Andreas Zeitlmair in der Halle eingefunden. Schon vor dem Aufstieg ist der Aresinger Klubchef ein treuer Fan des Teams gewesen – und so lässt er es sich natürlich auch bei der Bezirksklassen-Heimpremiere nicht nehmen, vor Ort die Daumen zu drücken. Zwar nicht bis zum Ende des Spieltages, da zudem noch der Besuch einer Geburtstagsfeier auf ihn wartet – aber immerhin: Der Vereinsvorsitzende ist da – und unterstreicht somit, dass es beim BCA weit mehr gibt als nur Fußball.

Dann geht’s rein in das Landkreisderby gegen den TSV Neuburg. Ja, es wird wieder laut. Es wird sich wieder gegenseitig angefeuert und rhythmisch geklatscht. Es hallt wieder, es kommt in Windeseile wieder eine beeindruckende Stimmung auf – und die Halle scheint auch für den nächsten Gegner der Aresingerinnen ungewohnt niedrig zu sein. Aber rein daran liegt’s weiß Gott nicht, dass das BCA-Team erneut die beiden ersten Sätze gewinnt (25:18, 25:15). Zugegeben, diesmal geht’s enger zu als zuvor gegen den MTV Pfaffenhofen. Aber in den entscheidenden Situationen findet die Truppe um Spielertrainerin Mondel doch die besseren Lösungen.

Bloß eine 2:0-Führung vor dem dritten Durchgang – da war doch etwas... Beierl schweigt jetzt lieber, um ja nicht Negatives heraufzubeschwören. Beziehungsweise sie genießt – nämlich die wahrlich schön anzusehenden Spielzüge ihrer „Mädels“. Folgerichtig liegen die Aresinger schnell wieder vorne, bauen ihre Führung auf 19:10 aus – um ihre gegenseitigen Anfeuerungsrufe der neuen Situation angemessen zu verändern. Ja, auf einmal gibt es nicht mehr nur solche Dinge wie „Puuukteeeen“ oder „Heiiiß wiiie ein Vulkaaan“ zu hören – sondern „Siiixpaaack“, aus dem beim Zwischenstand von 21:10 einleuchtenderweise ein „Viiier gewiiinnt“ wird. Und kurze Zeit später ist dann kollektives Tanzen auf dem Feld angesagt – weil Satz drei mit 25:11 gewonnen ist. Das Endresultat also: 3:0 für die Aresinger Volleyballerinnen. Exakt so mögen sie es – wie sie prompt im schönsten Englisch kundtun. Also hallt nun „That’s the waaay we liiike it“ durch die Halle – von knapp einem Dutzend freudestrahlender BCA-Damen gesungen. Und sie tun es beinahe so toll wie einst „KC & The Sunshine Band“, die den Song in den 70er Jahren geschrieben hatten.

Inzwischen schon auf dem zweiten Tabellenrang

Nachdem ihnen bereits am ersten Auswärtsspieltag am 22. Oktober zwei Siege gelungen waren (3:0 gegen den MTV Ingolstadt, 3:0 gegen die SG Moosburg), sind die Gelbschwarzen mittlerweile auf dem zweiten Tabellenrang zu finden. Wo soll das nur hinführen? „Schaun mer mal“, antwortet Beierl – und freut sich bereits auf die nächsten Auftritte ihrer „Mädels“, die übrigens allesamt aus dem Altlandkreis Schrobenhausen stammen. Zunächst müssen sie schon am Samstag in Stammham gegen den gastgebenden SV sowie den TSV Wartenberg ran – ehe am 10. Dezember der nächste Heimspieltag in Aresing (mit Duellen gegen den TSV Pförring und den SV Haimhausen) auf dem Programm steht: Dann gibt’s in der Schulsporthalle erneut toll anzusehenden Damenvolleyballsport – garniert mit selbst gebackenen Kuchen und einer phänomenalen Stimmung. Wobei man Ohrenstöpsel vielleicht doch sicherheitshalber mit dabei haben sollte.

Der BCA-Volleyballerinnenkader 2022: Hanna Mondel (Spielertrainerin), Julia Fröhlich, Maximiliane Hefele, Marion Luttner, Viktoria Schormair, Selina Höllbauer, Sarah Heinzlmair, Katharina Kofend, Julia Kreitmeyr, Yvonne Gamböck und Zoe Huber.

SZ