Fussball, Vorbereitung
„Nicht schlechter abschneiden als in der Vorsaison“

Vereine aus dem Altlandkreis Schrobenhausen vor dem Start in die neue Saison der FC Gerolsbach

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:24 Uhr

Zwei Schlüsselfiguren beim FC Gerolsbach: Kapitän Alexander Gräf (l.) und Spielertrainer Aydin Güner (r.). Foto: H. Steurer

Von Matthias Vogt

Gerolsbach – Hätte der FC Gerolsbach am letzten Spieltag einen Treffer mehr geschossen beziehungsweise ein Gegentor weniger kassiert, würde er – eine erfolgreiche Relegation vorausgesetzt – möglicherweise jetzt schon in der Kreisliga Ostschwaben spielen. Doch auch ohne Aufstieg hat sich in der vergangenen Saison eine junge, erfolgshungrige Mannschaft gebildet, die – angeführt von zwei erfahrenen Spielertrainern – 2022/23 aufs Neue angreifen möchte.

Rückblick

Die Gerolsbacher Saison 2021/22 lässt sich ganz gut von zwei unterschiedlichen Ebenen aus analysieren. Eine ist die emotionale. Und aus dieser Perspektive war das 2:2 im Saisonfinale gegen den TSV Inchenhofen wohl das „blödeste Ergebnis, dass es geben konnte“, meint Abteilungsleiter Korbinian Reiner mit einem Seufzer. Ein Sieg, ein 0:0 oder ein 1:1 hätten dem FCG für Platz zwei gereicht. Bei einer Niederlage wären die Dinge zumindest klar geregelt gewesen. So aber gewann der TSV Inchenhofen durch seinen Ausgleich in der 75. Minute den direkten Vergleich durch genau dieses eine Tor, zog in die Relegation und später in die Kreisliga Ost ein. „Für uns war es dagegen ein emotionaler Nackenschlag“, erinnert sich Reiner.
Aber man kann (und sollte) die Saison eben auch auf einer sachlichen Ebene betrachten. Und da war das erste Jahr nach dem Abstieg definitiv ein erfolgreiches. „Die wenigsten hatten uns zugetraut, dass wir direkt wieder vorne mitspielen“, sagt Reiner. Dann seien aber ein besonderes Mannschaftsgefüge und eine positive Stimmung entstanden, was den FCG nach der ersten Saisonhälfte sogar an die Tabellenspitze führte. „Diese Leichtigkeit war nach der Winterpause aber leider ein bisschen raus“, sagt Reiner. Und so seien am Ende „die beiden besten Mannschaften aufgestiegen“, findet er. Ach ja, auch das soll natürlich nicht unerwähnt bleiben: In ihrer ersten A-Klassen-Saison seit 2012/13 gelang der zweiten FCG-Vertretung mit am Ende fünf Punkten Vorsprung recht souverän der verdiente Klassenerhalt.

Trainer

Dass Spielertrainer Aydin Güner (33) nach seiner ersten kompletten und vor allem sehr erfolgreichen Saison bleibt, war bereits festgestanden, als dem FCG mit der Rückkehr von Roman Redl als Güners Assistent noch ein wahrer Transfercoup gelungen ist. Der 31-Jährige möchte nach seiner Schiltberger Zeit wieder zurück ins Trainergeschäft. Und wo könnte das besser klappen als bei „seinem“ FCG? Wobei, es sei schon etwas anderes, „wenn ein einheimischer Spieler als Trainer zurückkommt und plötzlich noch ganz andere Verantwortungen hat“, ahnt Reiner. Doch in Gerolsbach ist man zuversichtlich, dass die Kombination Güner/Redl harmoniert. Dazu kommt die fußballerische Qualität: „Aydin als erfahrener Innenverteidiger, Roman als Stoßstürmer, den wir gebraucht haben – das ist gleichzeitig eine wichtige Achse auf dem Feld“, ist Reiner fest überzeugt.

Kader

Der FCG hat nach wie vor eine sehr junge Mannschaft, die mit ein paar erfahrenen Stützen eine gute Mischung bildet. Mit Redl (20 Tore in 20 Spielen der vergangenen A-Klassen-Saison) gibt es noch dazu weitere Offensivpower. „Schon alleine sein Name wirkt – bei den Gegnern, aber auch, weil sich unsere jungen Spieler in seinem ‚Schatten‘ weiterentwickeln können“, so Reiner. Dazu kämen ein paar echte „Geheimtipps“ mit jeder Menge Potenzial – wie Fabian Fischer (SV Hörzhausen). Außerdem sollen es wieder „zwei, drei Spieler“ aus der Jugend beziehungsweise der zweiten Mannschaft ins erste Team schaffen. „Das ist unser Konzept“, sagt Reiner: „Und ich denke, es führt dazu, dass wir einen guten Kader haben.“

Perspektive

Wenn Reiner sagt, dass man „nicht schlechter als in der Vorsaison abschneiden möchte“, kann das ja eigentlich nur bedeuten, dass der FCG diesmal den Aufstieg als Ziel ausgibt. In diesem Punkt widerspricht der Abteilungsleiter aber: „Wir sehen uns nicht als Favorit, wollen nur unseren Weg weitergehen und wieder so weit vorne wie möglich mitspielen.“
Das ist zumindest der kurzfristige Plan. Denn in den nächsten Jahren sehen sich die Gerolsbacher schon eher wieder in der Kreisliga als darunter. „Mit unserem Sportgelände und dem ganzen Drumherum – das würde sich schon anbieten und ist mittelfristig auch das Ziel“, betont Reiner. Alles dafür tun werde man trotzdem nicht. „Auf eigene Spieler setzen, Talente fördern – und das alles unentgeltlich“, sagt Reiner, das werde in Gerolsbach immer dem bloßen sportlichen Erfolg übergeordnet sein.

Tipp

Reiner setzt vor dieser Saison eher auf Überraschungen. Ob man den TSV Schiltberg allerdings als solche bezeichnen sollte? Diesen Aufsteiger hat der Gerolsbacher jedenfalls ebenso auf der Rechnung wie einen anderen, nämlich den FC Laimering/Rieden. Auch die Sportfreunde Bachern werden wohl „keine schlechte Rolle“ spielen. Der 25-Jährige sieht jedenfalls kein „Superteam“ wie den SC Oberbernbach in der Vorsaison, sondern eher ein ausgeglichenes Teilnehmerfeld.

SZ-Prognose

Zum ersten Mal seit vier Jahren geht der Altlandkreis Schrobenhausen mit „nur“ drei Kreisligisten (SC Mühlried, DJK Langenmosen, TSV Hohenwart) in eine neue Saison. Da wäre es doch erfreulich, wenn bald wieder „Nachschub“ käme. Und dem FC Gerolsbach ist das wohl von allen vier Kreisklassisten am ehesten zuzutrauen. Leo Solich wechselte zwar als Spielertrainer nach Weilach, hat in der vergangenen Saison aber verletzungsbedingt nur vier Partien absolvieren können. David Finkenzeller (19 Einsätze) pausiert. Ansonsten ist das junge Team (trotz diverser Angebote) zusammengeblieben und wird vor allem durch Rückkehrer Redl noch einmal verstärk. Ob er will oder nicht: Der FCG ist 2022/23 einer der Aufstiegsfavoriten.

SZ