Damenfußball
Kicken mit Begeisterung

Rennertshofener Mädels gründen eigene Mannschaft und erleben enormen Zulauf

15.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:40 Uhr

Der Schuss aufs Tor will geübt sein. Fotos: Bartenschlager

Von Josef Bartenschlager

Rennertshofen – Ball annehmen, stoppen, zurückspielen, sich umdrehen und drei Meter zu einem der bunten Hütchen laufen, die auf dem Rasen liegen, wieder zurücksprinten und das Spiel von neuem beginnen. Trainer Mike Langner hetzt die Mädels ganz schön umher, Sprintübungen hat er angesetzt. „Wir müssen einen Antritt bekommen wie eine 100-Meter-Läuferin“, fordert er.

Der FC Rennertshofen hat seit kurzem wieder eine Damenmannschaft – das Interesse ist riesig. Zum heutigen Training kann der Übungsleiter 19 Mädchen und Frauen begrüßen, darunter neun, die zum ersten Mal dabei sind. Die Truppe ist momentan noch sehr heterogen: Neben Spielerinnen, die seit mehreren Jahren kicken, gesellen sich Mädels, die zuvor noch nie Kontakt mit einem Fußball hatten. Mike Langner steht vor der Aufgabe, Grundlagenarbeit zu leisten und gleichzeitig die versierten Spielerinnen weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt deshalb haben sich die Verantwortlichen entschieden, zunächst als Freizeit-Elf aufzulaufen – was allerdings einen richtigen Ligabetrieb beinhaltet, nur ohne Auf- und Abstieg.

Eine die Initiatorinnen für die Etablierung einer Damenmannschaft ist Marie Czerny. Sie spielte bereits in den Jugendmannschaften, zuletzt bei der B-Jugend. Zwar lässt der Bayerische Fußballverband (BFV) inzwischen Mädchen auch in der A-Jugend zu, aber nur mit Ausnahmegenehmigung. Die 17-jährige Mittelfeldspielerin wollte aber längerfristige Perspektiven und dachte dabei an ein Frauenteam – so wie der FC schon mal vor Jahren eine hatte. Eine Mitstreiterin fand sie in Annette Sauer, seinerzeit Mitglied in der Frauen-Elf. Sie kickte bereits Anfang der 90er-Jahre. Rasch fanden sich weitere Spielerinnen; das Vorhaben sprach sich herum und plötzlich gab es genügend Interessentinnen für eine Mannschaft.

Zu Beginn coachte Tobias Kruber die junge Truppe. Da er aber mit dem Training der B- und A-Jugend schon ganz gut ausgelastet war, erklärte sich Mike Langner bereit, die Ausbildung zu übernehmen. Zuvor war er für die C-Schüler verantwortlich. „Ich find’s echt toll, dass er das gemacht hat“, freut sich Marie Czerny.

Die trainiert gerade mit Annette Sauer im Tor. Jemand muss das Tor hüten und das übernimmt eben diese erfahrene Spielerin. Marie Czerny schenkt ihr nichts: „Langsam“, schnauft Sauer. „Ich bin 39.“ Die 17-Jährige quittiert das mit einem schiefen Lächeln, denn Annette Sauer ist spritzig, wendig und ballsicher. Mike Langner übt derweil das genaue Passspiel mit der Innenseite, eine der grundlegendsten Techniken.

Ihr Debüt gaben die Damen bei der Einweihung des neuen Sportgeländes vom 22. bis 24. Juli. Sie spielten so erfrischend auf, dass sich spontan mehrere Mädchen für das Team anmeldeten. Gleiches geschah nach dem zweiten öffentlichen Auftritt gegen die eigene C-Jugend. Aus dem weiten Umkreis – aus Burgheim, Neuburg, Marxheim, Rohrbach und natürlich Rennertshofen selbst – kommen inzwischen die Spielerinnen, die zwischen 14 und 46 Jahre alt sind. „Wir bieten Perspektiven für junge Talente“, versichert Michaela Czerny, 2. Vorsitzende und Jugendleiterin des FC. „Wir vom Vorstand unterstützen das Team und sind begeistert“, fährt sie fort. Trainer Langner hat mittlerweile seine Schützlinge in Gruppen aufgeteilt, die den Anlauf und den Torschuss üben sollen. Damit es nicht gar so einfach wird, stellt sich A-Jugendspieler Rafael Kruber den Damen in den Weg. Ihn müssen die Mädels ausdribbeln und dann die Torfrau überwinden. Annette Sauer gibt Tipps. „Nicht mit dem Innenrist“, mahnt sie. „Wie jetzt? Es hat doch geheißen, ich soll mit dem Innenfuß schießen“, wundert sich ein Neuling. „Passen sollst du mit dem Innenrist, aber nicht aufs Tor schießen“, erläutert die Keeperin. Die Spielerin nickt – und macht es beim nächsten Mal besser.

Das Training nähert sich dem Ende. Die Mädels sind geschafft und gleichzeitig glücklich und motiviert. Ihre eigentliche Bewährungsprobe steht am Sonntag an. Dann fahren sie nach Sandizell zu ihrem ersten „richtigen“ Match.

DK