„Lieber Bayernliga als Bundesliga“
Fußballvertreter aus dem Schrobenhausener Land fiebern mit dem FC Ehekirchen

Fußballvertreter aus dem Schrobenhausener Land fiebern mit dem FC Ehekirchen

06.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:46 Uhr

Sonnenschein in Ehekirchen: Wird es beim dortigen FCE bald Bayernligafußball zu sehen geben? Foto: R. Kaufmann

Die beiden Spiele gegen den TSV 1860 Rosenheim sollten die größten der Vereinsgeschichte werden. Doch weil sie der FC Ehekirchen beide (sehr deutlich) gewonnen hat, stehen jetzt sogar zwei noch größere bevor. An diesem Mittwochabend (18.30 Uhr), zunächst auswärts bei Türkspor Augsburg, und dann am Samstag (16 Uhr), beim Rückspiel in Ehekirchen, geht es endgültig um einen Platz in der Bayernliga.

Das geht natürlich auch an Fußballfans, Spielern und Funktionären im Umkreis nicht spurlos vorbei. Gibt es nach mehr als 40 Jahren (damals der VfR Neuburg) bald wieder einen Bayernligisten im Landkreis? Im Schrobenhausener Land drückt man dem FC Ehekirchen jedenfalls kräftig die Daumen.

Gerne Relegation, aber nur als Zuschauer

Wenn es diesen Begriff überhaupt gibt, dann ist Korbinian Reiner wohl so etwas wie ein „Relegations-Ultra“. Sogar seinen Urlaub hat der Fußballabteilungsleiter des FC Gerolsbach nach diversen Spielansetzungen von A-Klasse bis Regionalliga ausgerichtet. „Ich mag diese Zeit sehr gerne“, so der 26-Jährige, der aber gleichzeitig auch froh ist, dass der „nur“ als Zuschauer dabei ist. „Wenn man selbst in der Situation steckt, ist es natürlich noch einmal etwas anderes“, sagt er. Doch da der FCG ja in der gerade abgelaufenen Saison keine Relegation brauchte, um souverän in die Kreisliga Ostschwaben aufzusteigen, kann sich Reiner entspannt anschauen, wie andere versuchen, ebenfalls die nächsthöhere Liga zu erreichen.

„Je höher es geht, desto interessanter wird es dann“, sagt Reiner. Und er bereut es gleich ein wenig, sich vor einer Woche nicht das Ehekirchener Heimspiel gegen Rosenheim (5:1), sondern die 1:2-Niederlage der DJK Stotzard gegen den SV Hammerschmiede angeschaut zu haben. Die Ehekirchener habe er kurz zuvor, bei ihrer 3:4-Niederlage in Jetzendorf, gesehen: „Und ich dachte ehrlich gesagt nicht, dass sie sich dann in der anschließenden ersten Relegationsrunde so gut schlagen.“ Nicht nur Reiner, der die Bayernliga wegen Jonas Redl (Bruder des Gerolsbachers Roman Redl) eh intensiver verfolgt, muss nun Abbitte leisten. „Es freut mich, dass es bald einen weiteren Bayernligisten in der Region geben könnte“, sagt er.

Großen Respekt vor der guten Arbeit

Das sieht Wolfgang Seel genauso. Der Berg im Gauer Fußball-Abteilungsleiter hält sogar persönlich gute Kontakte zum FCE. Mit Spielertrainer Michael Panknin habe man sich zu Kreisligazeiten des BSV sogar mal bei der eigenen Trainersuche beschäftigt. Freundschaftlichen Kontakt gebe es jetzt immer noch, vor allem zu Abteilungsleiter Markus Bissinger. Ob es tatsächlich mit so wenigen finanziellen Mitteln funktioniere, wie der manchmal behaupte? Seel schmunzelt. „Auf jeden Fall ist das alles mit Hintergedanken gemacht. Hut ab vor dieser guten Arbeit“, sagt er. Die Gefahr, dass gerade kleinere Vereine bei einem Aufstieg an ihre Grenzen geraten und für einen möglichen Rückschlag (in Form eines Abstiegs) nicht gerüstet sind, gebe es zwar immer. „Aber trotzdem würde ich es absolut begrüßen, wenn der FC Ehekirchen aufsteigen würde – und wir dann nur zehn Kilometer zu einem Bayernligaspiel fahren müssten“, so der Berg im Gauer.

Ein paar Ratschläge vom erfolgreichen Klub?

Geografisch ähnlich nah – und sportlich doch am weitesten entfernt ist der FC Schrobenhausen. Dessen Vereinsboss Stephan Rausch bezeichnet sich selbst als „absolut Fußballbegeisterten, der quasi alles schaut“. Wobei sich dieses „alles“ fast ausschließlich auf den Amateurbereich bezieht. „Ich verfolge lieber die Bayernliga als die Bundesliga“, so der 37-Jährige. In Zukunft würde er das auch gerne ab und zu in Ehekirchen tun: „Bislang hat man vor allem nach Pipinsried geschaut. Jetzt gibt es vielleicht noch einen genauso hochklassigen Klub in ähnlicher Entfernung.“ Was Rausch außerdem mag: „In so einem Umfeld trifft man auch immer wieder Leute und unterhält sich.“ Auch wenn der FCS derzeit sportlich in ganz anderen Sphären unterwegs sei und andere Sorgen habe: „Ein paar Ratschläge holt man sich hier und da gerne“, meint Rausch.

Vorfreude auf Bayernliga-Duelle

Und dann gibt es da noch einen Schrobenhausener, der ganz unmittelbar mit dem FCE zu tun haben könnte. „Leider“, sagt Daniel Witetschek, was natürlich nicht auf den FC Ehekirchen, sondern auf seinen FC Pipinsried bezogen ist. Da dieser aber nun einmal in die Bayernliga abgestiegen ist, wären zwei Duelle in der nächsten Saison ganz in seinem Sinn. „Wenn man aus dem ‘Gäu‘ kommt, verfolgt man das natürlich und freut sich auf weitere Vereine aus der Gegend“, so der 22-jährige FCP-Keeper.

Inwieweit sich ein kleiner Verein in einer solchen Liga einen Gefallen tue – sportlich und organisatorisch? Diese Frage könne man laut Witetschek durchaus stellen. Beantworten möchte er sie für den FCE freilich nicht. „Wir haben selbst genug zu tun“, lacht er. Aber zu den Chancen in den Aufstiegsspielen sagt er noch das: „Türkspor ist qualitativ ein anderes Kaliber. Aber der FCE ist eine Einheit – und vielleicht die bessere Mannschaft.“

Was noch einmal zurück zu Korbinian Reiner führt. „Dem FCE steht jetzt ein Riesenkracher bevor“, sagt auch er. Türkspor-Spieler wie der reaktivierter Torhüter Thomas Reichlmayr, wie Giovanni Goia oder Sebastian Mitterhuber (früher alle unter anderem in Pipinsried) seien im höherklassigen Fußball natürlich große Namen. „Das wird eine schwierige Aufgabe“, so der Gerolsbacher. Aber definitiv eine, die sich Reiner − wie wohl auch viele andere im Schrobenhausener Land – für Samstag in den Terminplan eintragen möchte.

SZ