Fussball, Personalstory
„Für meine 30 Jahre noch ganz gut dabei“

Oguzhan Halici hat beim FC Tegernbach eine neue fußballerische Heimat als Spielertrainer gefunden

20.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:29 Uhr

Oguzhan Halici im April 2022: Im Frühling gab es ihn noch im Trikot des SC Mühlried in der Kreisliga Ostschwaben zu sehen (l.), mittlerweile fungiert er als Spielertrainer beim FC Tegernbach. Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Tegernbach/Schrobenhausen – Im Landkreis Eichstätt war Oguzhan Halici schon fußballerisch tätig gewesen, auch im Landkreis Aichach-Friedberg – und in seinem heimischen Landkreis Schrobenhausen sowieso. Der Landkreis Pfaffenhofen fehlte allerdings noch in der Sammlung des mittlerweile 30-Jährigen. Zumindest bis zu diesem Sommer – bis er als Spielertrainer beim FC Tegernbach anheuerte.

Wie kommt man eigentlich nach Uttenhofen?

Also in der Kreisklasse Donau/Isar II. Also in einer Region, die für ihn totales Neuland bedeutete. „Wenn ich ehrlich bin, wusste ich bis vor wenigen Monaten wirklich nicht so recht, wie man beispielsweise nach Uttenhofen kommt“, berichtet der Schrobenhausener schmunzelnd: „Und persönlich dort gewesen war ich überhaupt noch nie.“

Beides hat sich spätestens am vergangenen Sonntagnachmittag geändert, als Halici mit seinem FCT beim BC Uttenhofen antreten musste – und am Ende mit 1:3 verlor. Damit die Ausbeute des einstigen Bayernligaspielers des VfB Eichstätt beziehungsweise des früheren Landesliga-Akteurs des FC Ehekirchen mit seinem neuen Verein nach sieben Spieltagen: drei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen. Die Tegernbacher sind hierdurch aktuell auf Tabellenrang sechs zu finden – drei Zähler hinter dem Dritten des Klassements, drei Punkte vor dem Drittletzten.

„Das zeigt, wie unglaublich ausgeglichen diese Liga ist“, so Halici: „Hier kann wirklich jeder jeden schlagen.“ Wobei er das rein positiv sieht – wie übrigens nahezu alles in seiner neuen sportlichen Heimat: also seine neue Spielklasse im Allgemeinen, seinen neuen Klub im Speziellen. „Schon bei den ersten Gesprächen mit dem FC Tegernbach waren meine Eindrücke rein positiv gewesen“, erinnert sich der 30-Jährige zurück: „Und alles das hat sich inzwischen mehr als bestätigt.“ Vor allem der Zusammenhalt innerhalb des Klubs beeindrucke ihn – sowie dessen Bodenständigkeit. „Beim FC Tegernbach wissen sie ganz genau, was sie haben und was nicht. Folgerichtig wird hier auch nicht von irgendwelchen unrealistischen Dingen geträumt.“

Realistisch, das sei aus Halicis Sicht ein einstelliger Tabellenrang in der laufenden Saison – „und wenn wir ganz schönen Fußball bieten, vielleicht sogar eine Platzierung in der oberen Hälfte des Klassements“. Fleißig Punkte zu sammeln, das sei natürlich seine Hauptaufgabe als Tegernbacher Spielertrainer. Aber er sieht sich zudem ein Stück weit als Fußballlehrer – mit dem Ziel, „jene Jungs, die momentan noch in unserer Reservemannschaft kicken, aber durchaus das Potenzial für unsere erste Vertretung besitzen, Schritt für Schritt nach oben zu bringen.“

„Würde dem SC Mühlried nie einen Spieler abjagen“

In seiner allerersten Saison als verantwortlicher Coach hatte es Halici ja geschafft, den FC Schrobenhausen zum Meistertitel in der B-Klasse Aichach/ Neuburg zu führen. In der „Corona-Saison“ 2019/21 war dies gewesen – wobei ihm mit seinem damaligen Team 16 Siege in 16 Punktspielen gelungen waren. Danach wechselte der stolze Vater einer kleinen Tochter zum SC Mühlried – als reiner Spieler, weil er einfach mal zusammen mit seinem Bruder Yunus Mete Halici in einer Mannschaft kicken wollte.

Wäre jener jetzt nicht auch ein guter Mann für den FC Tegernbach? „Natürlich würde ich ihn sehr gerne haben – und ich könnte ihn auch ganz gut gebrauchen“, so Oguzhan Halici: „Aber ganz im Ernst würde ich dem SCM nie einen Spieler abjagen wollen. Und Yunus Mete selbst will Mühlried auch keinesfalls verlassen.“

Wenn wir schon bei Oguzhan Halicis Ex-Klub sind: Dessen aktuelle Entwicklung verfolgt er durchaus mit Sorgen. „Zum Beispiel mit Stefan Jocham, Thomas Götzenberger und mir selbst hat der SCM in der Sommerpause wichtige Leistungsträger verloren. Es war dadurch eigentlich klar, dass es für den SCM in der neuen Saison schwierig werden könnte. Aber gleich so schwierig, das kommt für mich schon ein bisschen überraschend“, gibt der 30-Jährige zu. Momentan befinden sich die Blauweißen ja auf dem allerletzten Tabellenplatz der Kreisliga Ostschwaben, das rettende Ufer ist bereits vier Punkte von ihnen entfernt. „Ich hoffe auf jeden Fall, dass sie am Saisonende doch über dem Strich stehen – oder sich zumindest über die Relegation den Klassenerhalt sichern“, so Halici.

Gegen einen anderen seiner Ex-Vereine hat der 30-Jährige erst vor knapp eineinhalb Wochen selbst gekickt – nämlich gegen den SV Karlshuld, für den er zwischen 2011 und 2013 immerhin 34 Partien in der Bezirksliga Oberbayern Nord bestritten hatte. Rein sportlich fiel das Wiedersehen nicht nach Wunsch aus, denn die Tegernbacher hatten nach 90 Minuten eine 2:3-Heimniederlage gegen die Mösler zu verdauen. „Aber alte Bekannte von früher zu treffen, das war für mich trotzdem sehr schön“, berichtet Halici: „Nach meiner Zeit dort verfolgte ich natürlich sehr aufmerksam, was die Karlshulder seitdem so machten. Und jetzt tue ich das erst recht, da sie aktuell mit Dominik Berchermeier einen guten Freund von mir als Spielertrainer haben.“

Erstes Punktspieltor für den neuen Klub fehlt noch

Für den Schrobenhausener persönlich und seinem FCT geht’s am nächsten Sonntag mit einer Heimpartie gegen den FC Geisenfeld weiter. Ob es bei dieser Gelegenheit vielleicht sogar mit Halicis erstem Punktrundentreffer für seinen neuen Verein klappt? Für den 30-Jährigen ist das nur zweitrangig. „Die Hauptsache ist, dass ich meiner Mannschaft grundsätzlich auf dem Platz helfen kann“, betont er.

Nach einer Corona-Erkrankung vor einigen Monaten hatte Halici noch einige Probleme gehabt, um gesundheitlich wieder in Schwung zu kommen. Aber auch dank einiger individueller Konditionseinheiten in der Sommerpause fühlt er sich inzwischen wieder fit. „Für meine 30 Jahre bin ich tatsächlich noch ganz gut dabei“, verrät er lachend: „Die Wehwehchen nach jedem Spiel werden zwar mehr und mehr – aber bis zu den Dienstagtrainings sind sie stets wieder weg.“

SZ