Fussball, Regionalliga Bayern
„Fetzengaudi“ auf den Stockbahnen

Quartett des FC Pipinsried anscheinend nicht nur auf dem Fußballplatz talentiert

27.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:13 Uhr

Vier Regionalligafußballer des FC Pipinsried auf Abwegen: (v. l.) Daniel Witetschek, Fabian Willibald, Tim Greifenegger und Alexander Langen vor ihrer Turnierpremiere als Stockschützen. Foto: FCP

Von Roland Kaufmann

Pipinsried – Der Witte, der Fabi, der Tim und der Alex: „Hund san’s scho.“ Oder, um es ins Hochdeutsche zu übersetzen: Daniel Witetschek, Fabian Willibald, Tim Greifenegger und Alexander Langen sind wahrlich mit allen Wassern gewaschen. Nun gut: Dass sie hervorragende Regionalligafußballer sind, die aktuell beim FC Pipinsried unter Vertrag stehen – dies ist weitläufig bekannt. Aber dass ihnen auch als Asphaltstockschützen gewisse Talente zu eigen sind? Dieses Kunststück wurde erst jetzt, am Sonntagvormittag, gelüftet.

Auch Musikantenvereinler und Bauwognler im Feld

Da nämlich war in dieser Sportart das prestigeträchtige „Turnier der Vereine“ in Pipinsried angesagt. Jeder Klub, der in diesem knapp 600 Einwohner zählenden Dörfchen Rang und Namen hat, muss daran einfach teilnehmen – und tut es auch. Obwohl: Das erste Fußballteam des örtlichen FCP hatte in den vergangenen Jahren doch stets einen weiten Bogen hierum gemacht. Aufgrund fehlenden Mutes? Oder aufgrund fehlenden Talents? So recht weiß man’s im Dachauer Hinterland nicht.

Egal. Denn mittlerweile gibt’s ja eben den Witte, den Fabi, den Tim und den Alex im Kader der Gelbblauen. Jetzt weiterhin der großen Herausforderung auf den Stockbahnen aus dem Weg gehen? Sich wegducken? Das ging ja gar nicht. Also aufgepasst, ihr Feuerwehrler, Musikanten, Veteranen, Musikantenvereinler Bauwognler sowie Vertreter der restlichen vier Teams aus Pipinsried: Das Fußballerquartett des FCP meinte es ernst. Es wollte heuer nicht nur „an der Gaudi“ teilnehmen, sondern so richtig schön erfolgreich sein.

Zugegeben, selbst bei echten Klubgrößen der Gelbblauen gab es zunächst noch gewisse Zweifel, ob der Witte, der Fabi, der Tim und der Alex wirklich „den Schneid“ (hochdeutsch: den Mumm) dazu hätten, am frühen Sonntagvormittag vor den Asphaltstockbahnen aufzutauchen. „Aber siehe da, alle vier waren pünktlich um 9 Uhr da“, berichtet Pressesprecher Hubert Fesl stolz.

Bloß in welchem Outfit? Der Witte, seines Zeichens waschechter Schrobenhausener, verdiente sich in dieser Hinsicht eine Eins mit Plus: Lederhose, Strickjacke, Haferlschuhe – ja, so hat ein gestandener Bayer auszusehen, wenn er eine der führenden bayerischen Sportarten betreibt. Der Tim erschien übrigens ebenso wie der Keeper mit dem offiziellen Nachnamen Witetschek. Der kleine Schönheitsfehler bei ihm, so war zumindest hinter vorgehaltener Hand bei dem ein oder anderen Zeitgenossen zu hören: „Da Greifenegger is’ hoid trotzdem a Schwob (hochdeutsch: Schwabe).“ Nein, ein Aichacher hat’s nicht immer leicht im Dachauer Hinterland.

Bei zwei aus dem Quartett fehlen die Haferlschuhe

Weiter zum Alex: Der gewohnt gut gestylte zuagroaste (hochdeutsch: zugezogene) Schrobenhausener überzeugte mit fescher Lederhose sowie Strickpullover. Abzüge gab’s hingegen für seine Schuhmode: Basketballstiefel gingen eigentlich überhaupt nicht. Wobei der Fabi mit Nachnamen Willibald komplett alles in Sachen Kleidung toppte – allerdings im negativen Sinn: Jeans, Daunenjäckchen, Basketballstiefel – „das war schon irgendwie eine Frechheit“, bestätigt der Witte jetzt. Aber er tut das natürlich augenzwinkernd, weil der Fabi ansonsten ja ein richtig „guada Typ“ ist.

„Und als Stockschütze an sich ist er ebenfalls koa Schlechter“, wirft der Schrobenhausener sofort hinterher. „Aber auch der Tim, der Witte sowie der Alex haben sich durchaus brauchbar angestellt“, berichtet Fesl: „Richtig ,deppert’ (hochdeutsch: dumm) hat’s bei gar keinem von ihnen ausgeschaut. Prompt soll es gerüchtehalber sogar den einen oder anderen Zuschauer gegeben haben, der unsere vier Jungs ehrfurchtsvoll als Riesentalente auf den Asphaltbahnen bezeichnete.“

Tatsächlich belegten der Witte, der Fabi, der Tim und der Alex am Ende den dritten Rang in ihrer Fünfergruppe – mit immerhin 6:10 Punkten, einer Stockzahl von 74:146 sowie eine Stocknote von 0,51 auf ihrem Konto. Zumindest die Vertretungen der Feuerwehr (5:11) sowie des Schützenvereins (4:12) hatten dagegen das Nachsehen. Dass dagegen die Mannschaft der offiziellen Stockschützen verlustpunktfrei blieb (16:0): irgendwie nachvollziehbar. Mit dem eigenen FCP-Fanklub „67ga Bibaschria“ müssen die Regionalligakicker allerdings nun ein ganz erstes Wörtchen reden – denn nur dessen Team (9:7 Zähler) war zum Schluss schuld daran, dass sie nicht in das Halbfinale einzogen.

Teambesprechung zuvor auf dem Oktoberfest

„Egal, es war trotzdem eine Fetzengaudi (hochdeutsch: ein Riesenspaß) für uns“, berichtet der Witte. Dass große Teile des Quartetts am Abend zuvor noch eine interne Mannschaftsbesprechung oder so ähnlich auf dem Münchner Oktoberfest gehabt hatten – „das muss man ja nicht gleich schreiben“, meint FCP-Pressesprecher Fesl lachend. Aber nachdem’s dann auch von Witetschek bestätigt wurde...

Nur der Vollständigkeit halber: Das „Turnier der Vereine“ wurde schließlich – welch Wunder – von den Stockschützen gewonnen. Der Gartenbauverein wurde Zweiter. Und der Witte, der Fabi, der Tim sowie der Alex haben ihre Haferlschuhe beziehungsweise Basketballstiefel schon längst wieder in Fußballschuhe getauscht. Die Vorbereitung auf das nächste Regionalliga-Wochenende – mit FCP-Spielen am Freitagabend in Buchbach und am Montag zu Hause gegen den FV Illertissen – läuft ja bereits.

SZ