Fussball, A-Klasse Aichach
Erfolgsmodell 2.0?

Bei der nächsten kurzfristigen Trainersuche setzt der FC Schrobenhausen erneut auf eine interne Lösung

06.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:32 Uhr

Bunter Stadtverein: Vor der Graffiti-Wand hinter der Schrobenhausener Tribüne präsentiert der FCS-Vorsitzende Stephan Rausch (Mitte) die neuen Spielertrainer für die Saison 2022/23, David Kramek (links) und Rahman Dzinic. Foto: M. Vogt

Von Matthias Vogt

Schrobenhausen – Die gleiche Prozedur wie jedes Jahr? Sich daran gewöhnen, vor jeder Saison neue Trainer präsentieren (und vorher finden) zu müssen, möchte beim FC Schrobenhausen eigentlich niemand. Aber weil Benjamin Anikin und Nikolaos Saridis den Klub – trotz Vertragsverlängerung zu Beginn des Jahres – verlassen werden, blieb den Verantwortlichen quasi erneut nichts anderes übrig. Fündig wurden sie jetzt wieder in den eigenen Reihen: David Kramek sowie Rahman Dzinic bilden das neue Duo. Und wie schon im Vorjahr betont der Vorsitzende Stephan Rausch, dass es sich bei ihnen „definitiv um keine Notlösung handelt“.

Zumindest das Wetter ist heuer deutlich besser. Denn als Rausch im Sommer 2021 Anikin und Saridis als Nachfolger für den zuvor etwas überraschend abgewanderten Oguzhan Halici präsentierte, „da hat es geregnet“, erinnert sich der FCS-Vereinsboss. Ein schlechtes Omen war es nicht, der FC Schrobenhausen wurde daraufhin ja als Aufsteiger Tabellenvierter in der A-Klasse Aichach. Aber natürlich macht es viel mehr Lust auf die neue Saison, wenn die Vorstellung der neuen Trainer – stilecht auf dem Mittelkreis des Schrobenhausener Hauptplatzes und dann auf der Tribüne – bei strahlendem Sonnenschein passiert.

Bisherige Spielertrainerwollen höher hinaus

Dass es überhaupt dazu kam, hat nun ebenfalls mit der erfolgreichen Saison 2021/22 zu tun, in der das bisherige Gespann offenbar nicht nur in der Trainerrolle einen guten Job machte, sondern eben auch auf dem Spielfeld dazu beitrug. Anikin brachte es in 22 Partien auf 20 Tore und 10 Vorlagen, Saridis auf 13 Treffer und 9 Assists. Bei Beiden reiften daraufhin offenbar noch größere Ambitionen – trotz der Vertragsverlängerung Anfang des Jahres beim FCS bis 2024. „Sie kamen nun mit dem Wunsch auf uns zu, es noch einmal höherklassiger zu versuchen“, sagt Rausch, der etwas Ähnliches (mit Halici) ja schon vor einem Jahr erlebt hatte und vielleicht deshalb jetzt noch gelassener wirkt. Ob man aus Vereinssicht enttäuscht oder gar sauer sei? „Ach“, sagt Rausch: „Es bringt doch nichts, jemanden zu zwingen, wenn er mit dem Herzen gar nicht mehr ganz dabei ist.“ Verein und Ex-Trainer (Ziel noch unbekannt) seien im Frieden auseinandergegangen. „Wir wollten ihnen keine Steine in den Weg legen“, berichtet der FCS-Vorsitzende.

Der Blick ging also schnell auch wieder nach vorne. Und da dachte sich Rausch wohl so etwas wie: Was im vergangenen Jahr ganz gut geklappt hat, könnte doch auch wieder funktionieren. „Warum also lange suchen, wenn man passende Leute eh schon im Verein hat?“, fragt sich der 36-Jährige. Als Konsequenz geht der FCS jetzt mit den beiden Neuburgern David Kramek (30) und Rahman Dzinic (27), die schon in der vergangenen Spielzeit für den Traditionsverein aufgelaufen waren, als Trainerduo in die Zukunft. Planmäßig bis mindestens 2024.

Offensiver Teamplayer,defensiver Antreiber

Für Beide ist es die erste Trainerstation. Beide haben als Spieler diverse Erfahrungen in Kreisliga und Kreisklasse gesammelt, vor allem im Neuburger Raum. Kramek (14 Tore und 10 Assists in der vergangenen Saison) sei offensiver denkend und zwischenmenschlich extrem wichtig für das Team, sagt Rausch. Dzinic könne die Mannschaft als Defensiv-Organisator besonders gut pushen, Spieler dadurch zu noch besseren Leistungen führen. „Ich glaube, dass sie sich in ihren jeweiligen Stärken und Schwächen richtig gut ergänzen werden“, sagt der Vorsitzende, der die neue Konstellation deshalb auch als „absolut bewusste Entscheidung“ bezeichnet – „und definitiv nicht als eine Notlösung“.

In jedem Fall sind Kramek und Dzinic schon mit großer Leidenschaft bei der Sache. In den vergangenen Wochen hätten sie öfter mit dem jeweils anderen gesprochen „als mit unseren Frauen“, bestätigen beide unisono. Die Begriffe, die dabei immer wieder gefallen sein dürften, sind beispielsweise „Riesenchance“, oder auch „Potenzial“. Denn ein solcher Stadtverein mit seinem Umfeld, das sei schon eine besonders attraktive Herausforderung für die zwei Neuburger in Schrobenhausen. „Man kann hier etwas aufbauen“, betont Kramek. „Und definitiv gehört dieser Verein nicht in die A-Klasse“, fügt er an.

Ob er diese Liga allerdings schon in der nächsten Saison verlassen wird? Die neuen Trainer dämpfen zunächst einmal die Erwartungen. Neben Anikin und Saridis werde es nämlich noch weitere Abgänge geben. „Es wird ein weiteres Umbruchjahr“, sagt Dzinic. Doch die Möglichkeiten, um etwas zu entwickeln, seien (auch durch ein paar potenzielle Neuzugänge) auf jeden Fall vorhanden. Mittelfristig wolle man schon zurück in die Kreisklasse. „Und wir wollen für positive Stimmung sorgen. Der Verein braucht weiterhin Leben“, so Dzinic. Eine Mischung aus sportlich ambitionierter Arbeit und dem Ausbau des Teamgefüges also. Kramek formuliert es so: „Wir wollen Spaß haben, aber auch keine Halligalli-Truppe sein.“

Arbeit beim FCSsoll nachhaltig wirken

Denn noch eines ist den Beiden, quasi als „Überschrift“ für ihre beginnende Trainerkarriere, wichtig: „Wir wollen hier etwas hinterlassen“, sagt Kramek. Und das solle nicht etwa heißen, dass sie sich schon jetzt mit ihrem Abschied beschäftigen. Was der 30-Jährige meint: Dzinic und er möchten das Ganze nicht aus einer Laune heraus gestalten, weil es jetzt gerade passt, sondern nachhaltig. „Unabhängig von unseren Personen soll der Verein etwas in der Hand haben, mit dem er weiter arbeiten kann“, ergänzt Dzinic. Das wird auch Stephan gerne hören.

SZ