Fussball, FC Pipinsried
Eine Heimvorstellung, die mehr denn je Angst macht

Nikola Jelisic: „Wenn die Jungs meinen, so auftreten zu müssen wie jetzt gegen den FC Gundelfingen, dann wird es für uns ein böses Erwachen geben“

03.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:37 Uhr

Wirkte am Freitagabend überfordert: Daniel Jelisic (l.). Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Pipinsried – Immerhin der Blick zurück macht Hoffnung beim FC Pipinsried. Vor rund zwölf Monaten hatte sein Team ja auch schon eine miese Saisonvorbereitung hingelegt, war folgerichtig zum ganz engen Kreis der Abstiegskandidaten gezählt worden – um dann, mit zehn Zählern aus den ersten vier Partien, doch einen nahezu perfekten Punktrundenstart hinzulegen.

Gegen eine Wiederholung hiervon in diesem Jahr würden sich die Gelbblauen keineswegs sträuben. Aber ganz ehrlich: Wohl nicht einmal die größten Optimisten unter ihnen glauben ernsthaft daran. Stand jetzt ist die FCP-Truppe zu schwach, um in der Regionalliga Bayern mithalten zu können. Beziehungsweise sie ist zwischen den Ohren nicht weit genug.

Und gerade Letzteres bringt ihren Cheftrainer Nikola Jelisic zurzeit auf die Palme. Als sie im Testspiel beim Drittligisten FC Ingolstadt 04 (1:3), die Plattform bekamen, sich auf größerer Bühne zu präsentierten, lieferten seine Mannen über weite Strecken eine blitzsaubere Leistung ab. In allen anderen Vorbereitungsduellen, übrigens stets gegen unterklassige Mannschaften, gab’s hingegen ausnahmslos Enttäuschungen. Bislang letztes Beispiel hierfür war das Heimmatch am Freitagabend den FC Gundelfingen, als die Gelbblauen in der Schlussviertelstunde schnell mal einen 2:0-Vorsprung gegen den Fast-Absteiger aus der Bayernliga Süd aus der Hand gaben und sich deshalb mit einem mageren 2:2-Unentschieden begnügen mussten.

Prompt riss bei Jelisic komplett der Geduldsfaden. „Nur nett und lieb mit unseren Spielern umzugehen, das geht anscheinend nicht“, sagte der 26-Jährige unmittelbar nach dem Schlusspfiff – mit der Konsequenz, dass der Ball in der Trainingseinheit nicht einmal 24 Sunden später nur eine sehr untergeordnete Rolle spielte. Jelisic wurde stattdessen in dieser Einheit zum Schleifer, ließ seine Mannen richtig schön Kondition und Kraft bolzen. „Anders verstehen sie es anscheinend nicht, um was es geht“, so der einstige A-Junioren-Bundesligaspieler des FC Bayern München.

Jelisic sieht in seinem Kader weniger ein Qualitäts- denn ein Einstellungsproblem. „Ich muss an einige von uns mittlerweile schon die Charakterfrage stellen. Wenn die Jungs meinen, so auftreten zu müssen wie jetzt beispielsweise gegen den FC Gundelfingen, dann wird es für uns ein böses Erwachen geben“, erklärte der 26-Jährige am Freitagabend: „Ohne unbedingten Willen und ohne Laufbereitschaft werden wir in der Regionalliga keinerlei Chance haben.“

Umso wichtiger wäre es beim FCP, dass nun echte Charakterspieler das Ruder auf dem Feld an sich reißen, Kommados geben und den Rest der Truppe führen. Bloß wer soll das bitte schön sein – zumal Jelisic selbst (Außen- und Innenbandriss) sowie Pablo Pigl (Hüftprobleme) zurzeit verletzungsbedingt ausfallen?

„Alexander Langen traue ich diese Rolle zu, vielleicht auch meinem Bruder“, so der Cheftrainer hierzu. Allerdings erwischte ausgerechnet jener Daniel Jelisic einen rabenschwarzen Abend gegen den FC Gundelfingen, wirkte in der Sechserrolle komplett überfordert und hätte sich zudem – nach zwei höchst naiven Fouls in Höhe der Mittellinie – über eine Gelb-Rote Karte nach nur 29 Minuten Spielzeit nicht beschweren dürfen.

Die eine oder andere Verstärkung würde den Pipinsriedern nun nicht nur guttun, sie scheint fast schon Pflicht zu sein – ansonsten dürften auch im FCP-Fanlager sehr schnell alle Hoffnungen auf eine schöne Saison 2022/23 schwinden. Wobei in dieser Hinsicht bereits der Freitagabend extrem nachdenklich stimmte – denn obwohl die Gelbblauen erstmals in der neuen Saison zu Hause kickten, waren nicht einmal 60 Zuschauer in die Hazrolli-Arena gekommen. Und alle die, die zu Hause blieben, mussten sich nicht einmal groß darüber ärgern, denn ihnen blieben zumindest die späten Gegentreffer durch Ibrahim Neziri (77.) und Benedikt Ost (90.+2) erspart. Für die Hausherren hatten zuvor Marcin Jike (27.) und Belmin Idrizovic (68.) eingenetzt.

SZ