Fussball, Regionalliga Bayern
Eine ganz spezielle „Tour de Bavaria“

Drei Spielzeiten, drei verschiedene Regionalligaklubs: Lucas Schraufstetter kickt jetzt für den TSV Rain

30.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:42 Uhr

Lucas Schraufstetter in Aktion: In der Saison 2021/22 war der 27-Jährige noch für den FC Pipinsried auf Punktejagd gegangen, in der neuen Spielzeit kickt er für den TSV Rain am Lech. Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Rain/Raitenbuch/Pipinsried – Angeblich soll es sich in Raitenbuch richtig gut leben lassen – direkt am Limes, mitten im „Naturpark Altmühltal“ gelegen, gar nicht weit vom „Neuen Fränkische Seenland“ entfernt. Knapp 1200 Einwohner wohnen in dieser idyllischen Gemeinde – und Lucas Schraufstetter ist einer davon.

Vater von Zwillingen in Raitenbuch zu Hause

Von hier wegziehen? Nein, daran verschwendet der 27-Jährige keinen Gedanken. Er genießt sein Dasein hier – gemeinsam mit seiner Ehefrau sowie seinen knapp zwei Jahre alten Zwillingen. Und Schraufstetter nimmt es hierfür auch gerne in Kauf, für sein großes Hobby immer wieder weite Strecken zurücklegen zu müssen. Denn höherklassig Fußball zu spielen, das ist hier, im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, nicht möglich.

Also startete der Allrounder schon vor einigen Jahren seine ganz persönliche Tour durch Bayern. Zu groß war sein Talent, zu groß war auch sein Ehrgeiz, um auf die zumindest einigermaßen große Fußballwelt verzichten zu wollen. Folgerichtig kickte Schraufstetter zunächst für den VfB Eichstätt und den FC Eintracht Bamberg auf Bayernliga-Ebene – um seit dem Sommer 2017 ein gestandener Regionalliga-Akteur zu sein. Und in dieser Spielklasse schafft der Mann aus Raitenbuch jetzt sogar etwas ganz Besonderes – denn er wird die dritte Saison hintereinander für einen anderen Verein auf Punktejagd gehen.

2019/21 noch beim VfB Eichstätt (20 Spiele; ein Treffer), 2021/22 beim FC Pipinsried (28; 5), jetzt beim TSV Rain am Lech: So heißen die Etappenziele von Schraufstetters ganz persönlicher „Tour de Bavaria“. Wobei der 27-Jährige ursprünglich gar nichts dagegen gehabt hätte, eine zweite Spielzeit in Pipinsried zu bleiben. „Die Tendenz ging kurz nach der Winterpause schon in diese Richtung“, räumt er ein: „Aber dann ist einiges richtig blöd gelaufen.“ So sei ihm von Seiten des Dorfklubs sogar bereits ein Angebot auf Vertragsverlängerung vorgelegt worden, das er bis zum 1. März hätte annehmen müssen. „Aber das wollte beziehungsweise konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht tun, weil ich kurz davor stand, mich beruflich zu verändern“, erklärt Schraufstetter: „Ich wollte erst sicher sein, dass auch mit dem Job alles klappt.“

Daraufhin habe der FCP rigoros reagiert und die Offerte an ihn zurückgezogen. Als sich dann abzeichnete, dass die zwei weiteren Ex-Eichstätter Dominik Wolfsteiner und Jakob Zitzelsberger ebenso wenig im Dachauer Hinterland bleiben werden, war endgültig klar: Diese namhafte Dreier-Fahrgemeinschaft wird es in der Saison 2022/23 nicht mehr geben. Selbst, nachdem sich laut gut unterrichteter Kreise sogar noch externe Geldgeber gefunden hätten, die das Trio in Pipinsried halten wollten. Das Tischtuch zwischen den Dreien und der Sportlichen Leitung beim FCP war allerdings schon zerschnitten.

Keine negativen Gedanken in Richtung Pipinsried

„Aber ich hege jetzt trotzdem keine negativen Gedanken in Richtung Pipinsried. Es war 2021 die richtige Entscheidung gewesen, dorthin zu gehen – und ich bereue sie definitiv nicht“, betont Schraufstetter sofort: „Gerade sportlich gesehen war es dort ein richtig gutes Jahr, wir machten den Klassenerhalt überraschend früh perfekt – und auch meine persönliche Bilanz mit vier eigenen Toren sowie zwei Vorlagen konnte sich aus meiner Sicht sehen lassen.“

Aber was nun? Auf zum dritten Verein innerhalb von zwei Jahren? Dem 27-Jährigen blieb tatsächlich nichts anderes übrig – „und das, obwohl ich weiß Gott kein Wandervogel bin“, wie er sofort hinzufügt. Der Wechsel nach Rain habe sich dann sehr schnell angeboten – denn bereits 2021 war Schraufstetter dort ein Thema gewesen. „Ich entschied mich damals zwar doch noch für Pipinsried, obwohl ich dem TSV zuvor bereits meine mündliche Zusage gegeben hatte – aber das Verhältnis zu den Rainern blieb trotzdem freundschaftlich“, verrät der 27-Jährige: „Der Kontakt zu ihnen ist seitdem nie abgerissen. Und nachdem dann klar war, dass ich den FCP verlassen werde, ging es in Sachen Wechsel dorthin relativ zügig.“

Dass er auch andere Angebote auf dem Tisch hatte, vor allem als spielender Co-Trainer – der Mann aus Raitenbuch verhehlt es nicht: „Aber ich möchte, so lange es geht, so weit oben wie möglich aktiv sein.“ In Rain wird ihm diese Möglichkeit eben geboten, hier darf er weiterhin auf Regionalliga-Ebene kicken. „Und meine bisherigen Eindrücke dort sind rein positiv“, berichtet Schraufstetter zufrieden: „Einige TSV-Spieler kenne ich schon aus der Vergangenheit, wir besitzen einen großen Kader – und wahrscheinlich bekommen wir sogar noch etwas Personal dazu.“

Statt 127 nur mehr 56 Kilometer Fahrtstrecke

Das Ziel für 2022/23 vom ihm und dem TSV: natürlich der Klassenerhalt. „Alles andere wäre vermessen, dafür ist die Liga viel zu stark“, so der Mittelfeld-Allrounder. Ja, er scheint sich in Rain bereits pudelwohl zu fühlen – was vielleicht auch daran liegt, dass er dorthin von Zuhause aus bei Weitem nicht mehr so weit fahren muss, wie das noch nach Pipinsried der Fall gewesen war. „Zum Sportgelände des FCP hatte ich 127 Kilometer zurückzulegen, von Raitenbuch zu meinem neuen Verein sind es dagegen nur mehr 56 Kilometer“, erzählt der 27-Jährige: „Dadurch spare ich einiges an Zeit ein, die nun meiner Familie zugute kommt.“

Dass er nun mit seinen ebenfalls aus Mittelfranken kommenden Teamkollegen Matthew Loo und Jens Schüler eine neue Fahrgemeinschaft bildet, erleichtert Schraufstetter sein Wirken beim TSV am Lech zusätzlich: „Wir treffen uns immer in Weißenburg, und dadurch muss keiner von uns alleine nach Rain pendeln.“

SZ