Fussball, Landkreis
Ein fast weißer Fleck auf der Fußball-Landkarte

Nur noch ein Landesligist, ein Bezirksligist und vier Kreisligisten in Neuburg-Schrobenhausen zu finden

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:35 Uhr

Dunkle Wolken über den Fußballplätzen in Neuburg-Schrobenhausen? Fakt jedenfalls ist, dass aus diesem Landkreis jetzt nur noch der FC Ehekirchen auf Landesliga-Ebene kickt. Alle anderen Vereine von hier müssen es in der neuen Saison tiefer tun. Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Neuburg – Dass im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen der Amateurfußball geliebt wird lieben – der vergangene Sonntag hat hierfür wieder einen guten Beweis geliefert. Über 400 Zuschauer kamen da nämlich nach Ludwigsmoos, um bei der heurigen Auflage des traditionsreichen Donaumoos-Wanderpokalturniers live dabei zu sein. Nur zum Vergleich: Der FC Pipinsried, immerhin stolzer Regionalligist, hatte keine 48 Stunden zuvor nicht einmal 60 Besucher zu seinem Testspiel gegen den Bayernligisten FC Gundelfingen (2:2-Unentschieden) angelockt – und das, obwohl er sich dabei erstmals in der neuen Saison dem heimischen Publikum präsentierte.

Allerdings zeigt sich hier auch gleich ein anderes Dilemma: Ein 700-Seelen-Dorf im Dachauer Hinterland kickt in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands um Punkte – während der gesamte Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit seinen rund 100000 Einwohnern davon nur neidisch träumen kann. Nicht einmal ein Bayernligist ist innerhalb seiner Grenzen beheimatet – und in der Landesliga ist er seit dem bitteren Abstieg des VfR Neuburg vor wenigen Wochen nun auch nur noch mit einem Klub vertreten.

Also gut, dass es den FC Ehekirchen gibt – mit seinem kompetenten Spielertrainerduo Simon Schröttle/Michael Panknin, mit seinem zumindest nach außen hin sehr bodenständig wirkenden Kader. Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen wäre ohne ihn aktuell ein komplett weißer Fleck auf der bayerischen Fußball-Landkarte – während sich in direkter Nachbarschaft mit dem TSV Rain am Lech, dem VfB Eichstätt sowie eben dem FC Pipinsried drei angesehene Regionalliga-Vertreter befinden, bei denen so richtig niveauvoll gekickt wird.

Nur weshalb dort? Wieso nicht bei uns? Wenn es hier wenigstens eine Vielzahl an Bezirksligisten geben würde – wie zum Beispiel im südlich angrenzenden Aichach-Friedberg mit dem TSV Aindling, FC Stätzling, VfL Ecknach und FC Affing. Dass in jenem Landkreis zudem gleich zwei Klubs 2022/23 um Landesligapunkte kicken werden (TSV Hollenbach, SV Mering), macht die Sache noch bitterer für Neuburg-Schrobenhausen, das auf Bezirksebene 2022/23 nur den VfR aus seiner Kreisstadt an der Donau zu bieten hat.

Blicken wir weiter in den Osten, in den Landkreis Pfaffenhofen: Wenigstens ihm geht es im Hinblick auf höherklassigen Fußball ähnlich schlecht wie uns – mit nur einem Landesligisten (TSV Jetzendorf) sowie drei Bezirksligisten (TSV Rohrbach, FSV Pfaffenhofen, SV Manching). Und auch in Sachen Kreisligisten (TSV Hohenwart, SV Manching II, TSV Baar-Ebenhausen) ist an der Ilm und Umgebung ebenso wenig los wie in Neuburg-Schrobenhausen. Hier kann man auf dieser Ebene ja nur noch den SC Mühlried, die SpVgg Joshofen/Bergheim, den FC Rennertshofen und die DJK Langenmosen bewundern – nachdem mit dem SV Karlshuld, der TSG Untermaxfeld, dem TSV Burgheim und dem BC Aresing gleich vier bisherige Kreisligavereine in diesem Sommer eine Etage hinunter mussten. Nur der Vollständigkeit halber: Stolze elf der insgesamt 16 Teams, die 2022/23 in der Kreisliga Ostschwaben im Einsatz sind, kommen aus Aichach-Friedberg.

Woran es momentan in Neuburg-Schrobenhausen krankt, dass für seine Fußballklubs bereits so weit unten Schluss ist? Hierüber ließe sich nun fleißig diskutieren. Das auf jeden Fall ehrenhafteste Argument, das in diesem Zusammenhang gerne von den Funktionären genannt wird: Bei uns werde nicht so viel Geld in Spieler gesteckt, wie es woanders der Fall sei. Ob das wirklich stimmt oder nicht – darüber kann sich jeder seine ganz eigene Meinung bilden.

Außerdem: Wenn allein schon rund 400 Zuschauer s zum ersten Turniersonntag um den Donaumoos-Wanderpokal 2022 kommen, dann kann in Sachen Fußball definitiv nicht alles schlecht sein in Neuburg-Schrobenhausen. Nachbarschaftsduelle haben anscheinend doch ihren Reiz – selbst wenn sie nur auf unterklassiger Ebene ausgetragen werden. Vielleicht sogar einen größeren als ein durchschnittliches Landesligamatch. Oder ein Testspiel eines gestandenen Regionalligisten gegen einen Bayernligisten.

DK