Fussball, Vorbereitung
Ehrenvolle Niederlage als Mutmacher

FC Pipinsried bringt Drittligisten FC Ingolstadt 04 zumindest eine Halbzeit lang in arge Nöte – Am Samstag geht’s nach Garching

23.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:57 Uhr

Ein Aktivposten beim FC Pipinsried: Belmin Idrizovic (l.) hier in einem Zweikampf mit Ingolstadts Tobias Schröck (r.). Foto: A. Goldberg

Von Roland Kaufmann

Ingolstadt/Pipinsried – Die Ansage von Nikola Jelisic war eindeutig: „An dieser ersten Halbzeit werden wir die Jungs nun messen“, so der Cheftrainer des FC Pipinsried, nachdem seine Fußballer beim Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt 04 in der Tat eine beeindruckende Leistung abgeliefert hatten. Aber eben nur 45 Minuten lang, was der 27-Jährige auch prompt kritisierte: „Nach dem Seitenwechsel wurden unsere Vorgaben leider nicht mehr erfüllt, wir ließen plötzlich zu große Abstände zu. Ich hatte es meinen Jungs zwar in der Kabine genau gesagt, was sie im zweiten Durchgang tun sollen – aber anscheinend hörte mir nicht jeder genau zu.“

Anderes Gesicht als zuvor in Augsburg gezeigt

Der Blick von Jelisic bei diesen Worten: sehr ernst, fast schon verärgert. Aber der Eindruck täuschte. Der gebürtige Münchner war mit der mittwöchigen FCP-Vorstellung auf Platz vier des Audi-Sportparks sehr wohl zufrieden. „Nur“ mit 1:3 bei einem Profiteam verloren zu haben, nach der ersten Halbzeit sogar noch verdientermaßen mit 1:0 in Führung gelegen zu sein: Darauf lässt sich aufbauen. Dieser Auftritt diente sehr wohl als Mutmacher für die kommende Regionalligasaison.

Und ein solcher war nach der Katastrophenvorstellung am Wochenende beim TSV Schwaben Augsburg sowie der damit verbundenen 2:4-Pleite beim Bayernligisten auch dringend nötig. „All die Einsatzbereitschaft, die wir am Samstag noch so schmerzlich vermissen ließen, war in Ingolstadt nun da“, wirkte Co-Spielertrainer Pablo Pigl regelrecht erleichtert: „Wir bauten gerade in der ersten Halbzeit mutig auf, prompt hat in den ersten 45 Minuten viel geklappt – und unsere Führung zum Pausenpfiff ging absolut in Ordnung.“

Erzielt wurde diese übrigens von Belmin Idrizovic, womit wir schon bei einem ganz großen Gewinner des Mittwochabends sind: Der Neuzugang vom SV Donaustauf überzeugte nämlich nicht nur wegen seines sehenswerten Treffers aus rund 18 Metern Torentfernung, das er nach kluger Vorarbeit von Halit Yilmaz erzielte (36.) – sondern auch mit einer unglaublichen Power sowie Präsenz auf dem Platz.

Giftig in den Zweikämpfen, pfeilschnell bei den Angriffen

Zugegeben, die Ingolstädter besaßen von Beginn an optische Vorteile – aber von Seiten des FCP schien das genau so gewollt gewesen zu sein, denn je näher die Platzherren in Richtung seines Tores kamen, umso giftiger ging er in die Zweikämpfe – um dann, vor allem über seine technisch versierten sowie pfeilschnellen Außenstürmer Ryosuke Kikuchi und Yilmaz, die Hintermannschaft des Ex-Zweitligisten von einer Verlegenheit in die nächste zu stürzen. Der FC 04 durfte daher fast schon froh sein, dass er bis zur Halbzeitpause lediglich einen Gegentreffer kassierte. Weitere wären bei Topchancen von Marvin Jike (30.), Pigl (30./34.) und Yilmaz (40.) mehr als nur möglich gewesen.

Der Fairness halber sei erwähnt, dass die Ingolstädter im ersten Durchgang ebenfalls einige Topmöglichkeiten besaßen. Aber entweder wurden sie von Keeper Daniel Witetschek zunichte gemacht oder es kam im letzten Moment noch irgendein Pipinsrieder Abwehrbein dazwischen. Apropos Witetschek: Der Mann aus Schrobenhausen stellte nicht nur aufgrund seiner immer wieder gezeigten Rettungstaten unter Beweis, dass er zu einem hundertprozentigen Rückhalt im FCP-Dress werden kann. Der 21-Jährige glänzte auch mit einer sehenswerten Coolness sowie Ballsicherheit bei Rückgaben – und dirigierte lautstark seine Vordermänner.

An Alexander Eiban, der diese Rolle noch in der Vorsaison prächtig ausgefüllt hatte, dachte an diesem Abend jedenfalls niemand mehr im Pipinsrieder Lager. Auch nicht, als Witetschek beim Ingolstädter Ausgleich durch Moussa Doumbouya vielleicht nicht ganz so gut aussah (58.). Allerdings stand der Schrobenhausener mit seiner Einschätzung nicht allein da, dass in dieser Szene ein deutliches Foul des Guinaers an ihm vorgelegen habe. Schiedsrichter Felix Grund (SV Haidlfing) empfand es aus FCP-Sicht dummerweise anders – und schon war der schöne Vorsprung futsch.

Entscheidende Gegentore nach Eckstößen

Unverdient war das jedoch nicht – „weil wir nun taktisch nicht mehr hundertprozentig arbeiteten“, wie Pigl traurig zugab. Zahlreiche Wechsel waren wohl ein weiterer Grund, dass bei den Gelbblauen immer mehr jegliche Ordnung verloren ging. Trotzdem benötigte der FC 04 dann zwei Standardsituationen, um die Partie komplett zu seinen Gunsten zu drehen. So traf Patrick Schmidt nach einem Eckstoß ebenso unwiderstehlich per Kopf (66.), wie es 18 Minuten später Nils Röseler tat. „Dass die beiden entscheidenden Tore nicht groß herausgespielt wurden, also eigentlich zu verteidigen gewesen wären, das war schon sehr ärgerlich“, räumte Pigl ein: „Andererseits brauchen wir uns nicht groß darüber zu unterhalten, dass der Ingolstädter Sieg am Ende völlig verdient war.“

Das nächste Pipinsrieder Testspiel findet bereits am Samstag statt. Dann sind die Gelbblauen beim Bayernligisten VfR Garching zu Gast (Anpfiff um 14 Uhr) – und wollen dort endlich ihren ersten Sieg in dieser Sommervorbereitung 2022 einfahren.

SZ